El Salvador wird zum ersten Bitcoin-Staat der Welt
Der 7. September wird in die Geschichte des Internet, jedenfalls aber in die Geschichte von Krypto-Assets eingehen. Denn ab diesem Tag wird Bitcoin im mittelamerikanischen Land El Salvador neben dem US-Dollar zum offiziellen Zahlungsmittel. Ab dem Tag kann jeder Bürger die Chivo-Wallet auf seinem Smartphone installieren, und BTC im Gegenwert von 30 Dollar zu bekommen. 200 Bitcoin-Automaten, die im Land verteilt werden, sollen dafür sorgen, dass Bürger ihr Fiatgeld gegen BTC tauschen können.
Ein neues Gesetz, dass Bitcoin zum offiziellen Zahlungsmittel in El Salvador macht, hat weltweit für Aufsehen gesorgt. Angekündigt wurde es am 5. Juni von Präsident Nayib Bukele, dessen Brüder Ibrahim und Yusef bekannterweise Krypto-Enthusiasten sind. Nur drei Tage später, am 8. Juni wurde das Bitcoin-Gesetz dann mit einer klaren Mehrheit vom Kongress abgesegnet. Bukele, selbst Unternehmer (er besitzt Yamaha Motors El Salvador) und als Populist verschrien, verspricht sich von dem Schritt wirtschaftliche Vorteile.
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Große Erwartungen, viel Skepsis
Deswegen ist sein Bitcoin-Engagement nicht als reiner Marketing-Gag abzutun. „Wenn jemand weiterhin Bargeld abheben, keinen Einstiegsbonus erhalten, keine Kunden mit Bitcoin gewinnen, sein Geschäft nicht ausbauen und Gebühren für Überweisungen zahlen möchte, kann er dies weiterhin tun“, heißt es süffisant aus dem Präsidentenhaus. Gerüchte, dass es hohe Wechselgebühren zwischen Dollar und Bitcoin geben werde, wird Fehlinformationen zugeschrieben, die die Opposition streue.
Fest steht, dass jedes Geschäft in El Salvador zusätzlich zum US-Dollar, der 2001 als offizielle Währung eingeführt wurde, ab dem 7. September auf BTC als Zahlungsmittel entgegen nehmen zu müssen. Bukele glaubt, dass sein Land damit attraktiver für internationale Investoren wird. Das Bitcoin-Gesetz sei ein zusätzlicher Boost, der das Wirtschaftswachstum des Landes dieses Jahr auf bis zu 9 Prozent schießen lassen könne – nach einem harten Einbruch im Corona-Jahr 2020 wohlgemerkt.
BTC aus dem Ausland
Wesentlicher Faktor ist auch die Diaspora des kleinen Volkes. Neben den 6,5 Millionen Einwohnern gibt es 2 Millionen, die im Ausland leben und viel Geld nach Hause schicken. Die Geldsendungen machen satte 20 Prozent des GDP aus und sind damit ein enormer Wirtschaftsfaktor. Diese Sendungen per Bitcoin zu erleichtern, ist natürlich im Interesse des Staates. So hofft Bukele, dass viele Familien bald mehr aus dem Ausland bekommen und im Inland ausgeben, weil sie sich die Überweisungskosten auf dem herkömmlichen Weg sparen.
International hat sich El Salvador aber mit dem Bitcoin-Gesetz nicht nur Freunde gemacht. Sowohl Weltbank als der Internationale Währungsfonds sehen die Entwicklung kritisch und haben davor gewarnt, dass Bitcoin zu ökonomischer Instabilität führen könnte. Auch die Bürger selbst sind zweifelnd. Einer Umfrage von Disruptiva zufolge sehen drei Viertel der Salvadoreaner die Einführung von Bitcoin skeptisch, zwei Drittel wollen nicht mit BTC bezahlt werden, und knapp die Hälfte wusste noch im Juli nichts von den großen Plänen ihres Präsidenten.
El Salvador macht Bitcoin zu gesetzlichem Zahlungsmittel – Währung im Aufwind