Electric-Highways: In Detroit startet Pilotprojekt zur E-Autobahn
Immer wieder gibt es ähnliche Nachrichten: Die E-Mobilität wächst und wächst. Ständig werden neue Rekorde geknackt, Automobilhersteller verkünden ihr Verbrenner-Aus und Städte verbannen traditionelle Antriebsformen aus ihren Straßen. Doch scheitert es immer noch oft an einem: Ladestationen. Es ist kein Geheimnis, dass E-Motoren nicht die gleiche Reichweite aufbringen wie Verbrenner und gleichzeitig länger brauchen, um “voll zu tanken”. Um diese Nachteile auszugleichen, braucht es ein enges Netz an Lademöglichkeiten, um auch den Supermarkteinkauf oder die Zeit im Büro zum Laden zu nutzen.
Bisher ist hierzulande da aber noch Luft nach oben: In Österreich gab es bis zum 31. Dezember 2021 nur rund 5.341 Ladestellen mit insgesamt 10.539 Ladepunkten, so das nationales Ladestellenregister. Das sind laut der Bevölkerungszahl für das Finanzjahr 2022 nur 118 Ladepunkte pro 100.000 Einwohner:innen.
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1,6 Kilometer E-Highway
Das sind alles Ladestellen, an denen das Auto geparkt werden muss. Aber was wäre, wenn Fahrer:innen gar nicht erst anhalten müssten, um zu „tanken“? Das ist die Idee hinter den sogenannten „Electric Highways“. Bereits in Italien, Schweden und Deutschland wurden solche, zugegebenermaßen sehr kurzen, Highways installiert. Nun soll auch in Detroit eines der ersten Pilotprojekte seiner Art in den USA umgesetzt werden.
Bereits im September 2021 kündigte Gouverneurin Gretchen Whitmer eine Pilotinitiative zum Aufbau der kabellosen Ladeinfrastruktur auf einer öffentlichen Straße in den USA an. Nun wurden die Pläne konkreter: Das israelische Startup Electreon wurde ausgewählt, eine Meile (1,6 Kilometer) eines Straßenabschnittes im Michigan Central, einem Innovationsviertel für Mobilität in Detroit, zum E-Highway umzubauen.
„Ich freue mich, dass Michigan bei diesen bahnbrechenden Initiativen, die neue Geschäftsmöglichkeiten und High-Tech-Arbeitsplätze schaffen, eine Vorreiterrolle einnimmt und sie weiter ausbaut. Gemeinsam werden wir unsere Wirtschaft weiter ausbauen und die Bürger:innen Michigans an die erste Stelle setzen,“ so Gouverneurin Whitmer in einer Aussendung.
Laut den aktuellen Angaben sind in dem Staat bereits jetzt 600 Meilen für die Erprobung vernetzter Fahrzeuge ausgerüstet. Die neue Strecke soll es unter anderem Akteur:innen der Elektrifizierung ermöglichen, ihre drahtlose Technologie in einer Vielzahl von Fahrzeugen unter realen Straßenbedingungen zu testen.
Startup aus Israel
Der ausgewählte Partner dazu, Electreon, ist ein börsennotiertes Unternehmen mit Sitz in Israel, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, drahtlose elektrische Straßensysteme zu vermarkten. Ihre Technik dabei: In den Asphalt werden Kupferspulen eingebetteten. Eine Verwaltungseinheit überträgt Strom aus dem Netz auf die Spulen, die mit Informationen über die Fahrzeuge auf der Straße versehen sind.
Wenn ein Auto mit Empfänger auf dem Boden des Fahrzeugs dann über die Spulen hinweg fährt oder auch auf ihnen steht, läd das Auto. Im Falle von Detroit, wird Electreon für dieses Pilotprojekt mit NextEnergy und der Jacobs Engineering Group zusammenarbeiten. Den Bauabschluss der ersten Meile Elektro-Autobahn wird für 2023 erwartet. Das Projekt wird von einer Reihe von privaten Partnern wie Ford Motor Co. unterstützt.
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Europäische Projekte
Obwohl der “Electric Highway” in Detroit bisher vielleicht das ehrgeizigste Projekt des israelischen Startups ist, ist es jedoch nicht das erste. Neben mehreren laufenden Projekten unteranderem auch in Schweden, hat Electreon beispielsweise bereits in Italien große Pläne. Für das Projekt mit dem Namen Arena del Futuro statte das israelische Unternehmen eine circa ein Kilometer lange Teststraße mit ihren induktiven Ladespulen aus. Die Straße befindet sich bei Chiari, an der Autobahn zwischen Brescia und Mailand. Profitieren sollen laut dem Unternehmen davon hauptsächlich schwere Fahrzeuge, wie Lkw und Busse, weil diese dann mit deutlich kleineren Akkus ausgestattet werden können.
Laut dem Partner des Projekts, Stallantis, ist die „Arena del Futuro“ seit Dezember 2021 bereit, innovative Technologien zum Aufladen von Elektrofahrzeugen beim Befahren der Strecke zu testen.
Und auch in Deutschland ist Electreon an einem Projekt zu einem drahtlosen elektrischen Straßensystem beteiligt. Das kabellose elektrische Straßensystem wird eine Buslinie der Karlsruher Verkehrsbetriebe (VBK) antreiben, die das neue Energie Baden-Württemberg AG (EnBW)-Schulungszentrum im Karlsruher Rheinhafen an den öffentlichen Nahverkehr anbinden wird. Der Baustart dazu erfolgte im August 2021. Die Umsetzung des Forschungsprojekt hat sich laut Angaben der EnBW jedoch unter anderem wegen der Pandemie verzögert. Die Induktionsspulen wurden bereits im Frühjahr 2021 in den Straßenbelag eingelassen und die Ladetechnik wurde in den entsprechenden Bus eingebaut. Deshalb geht die EnBW davon aus, im Laufe der nächsten Monate sukzessive in einen stabilen täglichen Betrieb der Buslinie übergehen zu können.
Anmerkung Redaktion:
Aktueller Stand Forschungsprojekt der Energie Baden-Württemberg AG ergänzt am 09.02.2022 – 11:00 Uhr