Vergleichsfahrt: Elektrofahrrad schlägt Öffis und Auto bei CO2, Fahrzeit und Kosten
2016 war es noch jedes fünfte, mittlerweile ist fast jedes dritte in Österreich verkaufte Fahrrad ein E-Bike. 2017 lag der Marktanteil von Drahteseln mit Elektromotor bei 29,1 Prozent, und auch dieses Jahr wird wieder Wachstum erwartet. Das bedeutet auch: Noch ist längst nicht jeder Fahrradkäufer von einem Elektroantrieb überzeugt. Sie seien noch zu teuer, würden gerne gestohlen und nicht wirklich sportlich, wenn ein Akku beim Treten in die Pedale unterstützt, meine viele.
Jetzt will der deutsche Hersteller Bosch eBike Systems, der seine Akkus bei rund 70 Fahrradherstellern verbaut, neue Argumente für die Anschaffung eines E-Bikes liefern, und zwar vor allem für Städter. Gemeinsam mit den Radvokaten, einem österreichischen Verein zur Steigerung der Radverkehrszahlen, veranstaltete Bosch zu diesem Zweck diese Woche für Journalisten eine Vergleichsfahrt in Wien. Gemeinsam mit Vertretern von Der Standard und Kurier schwang sich Trending Topics aufs E-Fahrrad, um zu messen, wie sich der Elektrodrahtesel von A (Stephansplatz) nach B (Nussdorfer Platz) gegen Auto und Öffis schlägt.
Ein klarer Sieger
Wie die untenstehende Tabelle zeigt, war das Elektrofahrrad (Akku 500Wh, geladen aus 100 Prozent erneuerbarer Energie) den beiden anderen Verkehrsmitteln überlegen. Weniger Kosten, weniger zurückgelegte Kilometer und kürzere Zeit machten das E-Bike zum Sieger bei der Vergleichsfahrt:
Verkehrsmittel | km | min | CO2 (Gramm) | Kalorien | Kosten in € | |||
Wert |
Berechnung |
Wert |
Berechnung |
Wert |
Berechnung |
|||
Auto* |
8,35 |
32,4 |
1511,35 |
181/km |
81 |
150 kal/Std. |
7,36 |
0,63/km |
Öffentliche |
6,9 |
33 |
151,8 |
22/km |
38,5 |
70 kal/Std. |
2,4 |
Einzelticket |
eBike |
6,2 |
21 |
0 |
Ökostrom |
105 |
300 kal/Std. |
0,558 |
0,09/km |
*inkl. Parken 2,10€
Die Strecke war für das E-Bike natürlich gut gewählt. Entlang dem Donaukanal vom ersten Bezirk Richtung Nussdorf konnte man mit dem Elektrofahrrad nahezu Ampel-frei durchradeln, während beim Auto die Parkplatzsuche und der Wiener Nachmittagsverkehr für eine deutlich höhere Zeit sorgten. Auch bei den Öffis sorgten Gehwege und Wartezeiten für eine höhere Gesamtzeit.
Wer ist am günstigsten?
Zu den Kosten: Da ist das Auto laut dem ADAC-Kostenrechner (der auch Kosten für Reparaturen, Wertverlust, Steuern etc. berücksichtigt) und den anfallenden Parkgebühren am teuersten. Auch beim Elektrofahrrad wurden die Anschaffungskosten (ein Hercules Urbanico um 2.799 Euro Ankaufspreis), Service (150 Euro/Jahr) und Verschleiß (1.050 Euro) auf sieben Jahre umgerechnet. Mit einem Kilometerpreis von 9 Cent ist der Elektro-Drahtesel sehr günstig.
Ein Wort zu den Öffis: Bei einem Wiener Jahresticket um 365 Euro (= 1 Euro/Tag) ist es von der täglichen Nutzung und den zurückgelegten Strecken abhängig, ob die öffentlichen Verkehrsmittel insgesamt günstiger oder teurer als ein Elektrofahrrad sind. Da viele Menschen im Winter ihre Räder einmotten, werden viele Wiener sowohl Fahrrad als auch Öffi-Ticket haben.
Die Sache mit dem CO2
Keine große Überraschung: In Sachen Co2-Ausstoß ist das Auto natürlich der Umweltsünder Nummer eins der Vergleichsfahrt. Beim Elektrofahrrad müssen Radler mitdenken, dass sie tatsächlich dort, wo sie den Akku laden, zu 100 Prozent Ökostrom nutzen müssen, um im Alltag Emissions-frei zu fahren. Außerdem können die Lithium-Ionen-Batterien bei ihrer Produktion bzw. bei ihrer Entsorgung CO2 verursachen.
Die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien sollte man nicht als CO2-neutral ansehen. Den Wiener Linien zufolge verursacht die U-Bahn ein ein Zehntel der CO2-Emissionen eines Pkws, Berechnungen des Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) zufolge verursachen Straßenbahnen und U-Bahnen im Schnitt 22 Gramm CO2 pro Kilometer und Passagier (Busse: 50g). Zum Vergleich: Ein KfZ sorgt in Österreich pro Person und Kilometer laut VCÖ für 181 Gramm CO2.
Die Vergleichsfahrt wurde auf Einladung von Bosch eBike Systems durchgeführt.