Erderwärmung von 2,7 Grad

Emissionslücke: Länder verfehlen Pariser Klimaziele derzeit bei Weitem

Eine Erhitzung von 2,7 Grad hat weltweit katastrophale Folgen © Anouk Delafortrie / EU/ECHO
Eine Erhitzung von 2,7 Grad hat weltweit katastrophale Folgen © Anouk Delafortrie / EU/ECHO
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Kurz vor dem Start der Klimakonferenz COP26 am kommenden Sonntag in Glasgow haben nun einige Länder angekündigt, ihre Klimaschutzmaßnahmen zu verschärfen. Israel kündigte beispielsweise an, die Klimakrise als nationale Krise zukünftig behandeln zu wollen. Überraschend gab nun auch Australien bekannt, bis 2050 klimaneutral sein zu wollen. Die Regierung rund um den konservativem Premierminister Scott Morrison hatte sich lange dagegen gewehrt, ein konkretes Datum für die Klimaneutralität zu nennen. Unklar bleibt jedoch, wie das Land bis zur Jahrhundertmitte Netto-Null-Emissionen erreichen soll. Für das Jahr 2030, ein weiteres Schlüsseljahr für das Erreichen der Pariser Klimaziele, will Morrison die Reduktionsziele jedoch nicht weiter verschärfen.

Genau diese fehlenden Anstrengungen sind problematisch für die Erreichung der Pariser Klimaziele, wie der aktuelle UN-Bericht „Emissions Gap Report 2021“ zeigt. Expert:innen werten in dem Bericht die Klimaschutzpläne von 120 Ländern aus und kommen dabei zu dem Schluss, dass die bisherigen Ambitionen der Ländern bei Weitem nicht ausreichen, um die Pariser Klimaziele zu erfüllen. Laut dem Bericht klafft eine große Lücke zwischen dem, was Länder ankündigen und dem, was nötig wäre, um die Erderhitzung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Staaten zeigen zu wenig Ambitionen bei Stopp fossiler Brennstoffe

Dekarbonisierung ebenfalls zu langsam

Die neuen und aktualisierten nationalen Minderungsbeträge würden die für 2030 prognostizierten Emissionen lediglich um 7,5 Prozent senken, während eigentlich 55 Prozent erforderlich wären, um das 1,5°C-Ziel von Paris zu erreichen, so die UN in einer Pressemitteilung. Um die Erderhitzung auf zwei Grad zu begrenzen, sei zumindest eine Reduktion von 30 Prozent erforderlich.

Gleichzeitig kam das Beratungsunternehmen PwC in seinem „Net Zero Economy Index“ unabhängig zu den Ergebnissen des UN-Berichtes zu dem Schluss, dass die weltweite Dekarbonisierungsrate, d.h. die Geschwindigkeit des Ausstiegs aus den fossilen Brennstoffen, um das Fünffache steigen müsste, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Letztes Jahr lag die Rate gerade einmal bei 2,5 Prozent, sie müsste jedoch bei 12,9 Prozent liegen, um die weltweiten Emissionen bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen.

2,7 Grad Erwärmung

Mit den geplanten Klimaschutzbemühungen sind die Länder somit weit davon entfernt, die in Paris gesteckten Ziele einzuhalten. Wird nicht nachgebessert, ist die Welt auf einem Pfad, sich bis zum Ende des Jahrhunderts auf 2,7 Grad zu erwärmen, so die Autor:innen des Berichts. „Der Klimawandel ist nicht länger ein Problem der Zukunft. Er ist ein Problem der Gegenwart“, sagte Inger Andersen, Exekutivdirektorin des UN-Umweltprogramms. „Wenn wir eine Chance haben wollen, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, haben wir acht Jahre Zeit, um die Treibhausgasemissionen fast zu halbieren: acht Jahre, um die Pläne zu machen, die politischen Maßnahmen zu ergreifen, sie umzusetzen und schließlich die Einsparungen zu erreichen. Die Uhr tickt laut.“ Auch UN-Klimachefin Patricia Espinosa warnte zu Wochenbeginn vor den katastrophalen Folgen einer Erderhitzung von 2,7 Grad und vor einem Scheitern der Klimakonferenz, wir berichteten.

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Für 1,5-Grad: Emissionen müssten halbiert werden

Um eine Chance zu haben, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen, müsste die Welt innerhalb von acht Jahren zusätzliche 28 Gigatonnen CO2-Äquivalent an jährlichen Emissionen einsparen, so die Studie. Die Autor:innen rücken diese Zahl in Perspektive: Erwartet werde, dass die Kohlendioxidemissionen allein heuer 33 Gigatonnen erreichen werden. Berücksichtige man alle anderen Treibhausgase, beliefen sich die jährlichen Emissionen auf fast 60 Gigatonne CO2-Äquivalente. Um eine Chance zu haben, das 1,5°C-Ziel zu erreichen, müsse die Menschheit ihre Treibhausgasemissionen also fast halbieren.

Die Autor:innen stellen im Bericht jedoch fest, dass Netto-Null-Zusagen von Ländern einen großen Unterschied machen könnten. Denn wenn diese Zusagen vollständig umgesetzt werden, könnte der prognostizierte globale Temperaturanstieg auf 2,2°C begrenzt werden, was die Hoffnung nähre, dass weitere Maßnahmen die katastrophalsten Auswirkungen der Klimakrise noch abwenden könnten

Vage Zusagen

Insgesamt 49 Länder sowie die EU haben sich zu einem Netto-Null-Ziel verpflichtet. In vielen Fällen sind die Zusagen laut Bericht jedoch noch immer zu vage, unvollständig oder widersprüchlich. Viele der nationalen Klimapläne zögern jedoch Maßnahmen bis nach 2030 hinaus, was Zweifel daran aufkommen lässt, ob die Netto-Null-Zusagen eingehalten werden können. So auch im Fall von Australien, die zwar nun ein Ziel für die Klimaneutralität genannt haben, aber nur wenig konkrete Maßnahmen, wie sie dorthin gelangen wollen.

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