Emma Wanderer-Insolvenz: „Moralisch und finanziell kein Durchhalten mehr möglich“ (Update)
Wie wir am Dienstag berichtet haben, musste das österreichische Startup Emma Wanderer rund um die Founder Andreas Jaritz und Julia Trummer Insolvenz anmelden. Das 2022 gegründete Unternehmen, das Coworking-Camping-Plätze in der freien Natur entwickeln wollte und im Sommer in den Steiermark einen ersten Standort eröffnete, konnte laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Nun äußern sich Andreas Jaritz und Julia Trummer zu der Insolvenz. Sie bedauern in einem Statement, dass es am Ende vor allem an Vertrauen seitens der Investoren fehlte. Zuletzt war „sowohl moralisch als auch finanziell kein weiteres Durchhalten mehr möglich.“
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Emma Wanderer war noch „asset-heavy“
Nach Angaben der Gründer:innen brauchte mehr Kapital – vor allem für den Hochlauf und laufenden Betrieb des Campus – als zur Verfügung stand. Sie hätten diesen Umstand mehrfach vor sowie nach der Eröffnung des Campus betont und mit Planrechnungen untermauert. „Wir haben auch Konzepte präsentiert, wie der Kapitalbedarf aufgebracht werden kann“, so die Founder. Der Hochlauf eines Hotelbetriebs bis zum Break-Even und weiter in die Gewinnzone benötige einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Liquidität in Form von – auch finanziellen – Betriebsmitteln seien dabei unerlässlich.
„Emma Wanderer ist kein sich schnell drehendes digitales Startup, sondern ist in den ersten Jahren ‚asset-heavy‘ und personalintensiv. Erst nach 2-3 Campussen war ein ‚asset-light‘-Weg (Lizenzmodell, Franchise) angedacht und hätte sich aufgrund der bis dahin erarbeiteten Reputation durchaus umsetzen lassen. Dieses Thema haben wir stets offen kommuniziert. Die Investoren wussten über unseren Ansatz grundsätzlich Bescheid. Sie sind hier trotzdem einen guten Teil des Weges mitgegangen. Aber man hätte – um die Insolvenz noch abwenden zu können – noch weiter mit uns gehen müssen“, meinen Andreas Jaritz und Julia Trummer.
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Mehrere Vorschläge zur Rettung gescheitert
Die beiden schlugen vor, Emma als Hospitality-Unternehmen weiterzuentwickeln. Doch der Mehrheitseigentümer, das Wiener Startup-Studio trive rund um Martin Sirlinger, war dagegen. Auch ein Einstieg oder eine Anschlussfinanzierung von außen fand nicht statt. Das Unternehmen kämpfte schon länger mit mangelnder Liquidität. Seit November 2022 bezogen die Founder nur mehr halbe und seit Sommer 2023 keine Gehälter mehr. „Uns war nun sowohl moralisch als auch finanziell kein weiteres Durchhalten mehr möglich“, so die Gründer:innen.
„Nach Monaten des Hin- und Hers haben wir schließlich Ende November einem – für sie schwer akzeptablen – Vorschlag des Mehrheitseigentümers zugestimmt. Diesen anzunehmen, hat uns emotional als Gründer:innen zwar sehr geschmerzt, hätte aber zumindest den Fortbestand der Emma Wanderer GmbH und EW Campus Betriebs GmbH (100% Tochter von Emma Wanderer) gesichert. Wir hätten uns für unseren Traum ein Stück weit aufgegeben. Auch diese Option wurde schlussendlich vom Mehrheitseigentümer – obwohl der Vorschlag von seiner Seite kam – nicht umgesetzt“, heißt es von Andreas Jaritz und Julia Trummer.
Marktumfeld wurde nach Gründung schwierig (Update)
Es fand sich am Ende keine tragfähige Lösung für eine zukunftsorientierte Reorganisation und Strukturierung, die für alle Gesellschafter:innen ein freies und abgesichertes Arbeiten ermöglicht hätte. Gerade der Fortbestand von Emma wäre nicht gesichert gewesen. Deswegen beschlossen die Gesellschafter:innen, das Unternehmen in Konkursform abzuwickeln.
Andreas Jaritz bedauert das in den letzten Jahren abnehmende Vertrauen seitens der Investoren. Er nennt aber auch das schwierige Marktumfeld der letzten Monate als Grund für den Konkurs. Emma Wanderer ist Anfang 2022 an den Start gegangen, als die Wirtschaftslage für Startups noch deutlich besser war. Doch kurz darauf begann der Ukraine-Krieg und seither wurde das Umfeld wesentlich ungastlicher für Jungfirmen. „Unter diesen Umständen war es schon ein Kraftakt, den ersten Campus zu eröffnen. Die fehlende Liquidität hat uns am Ende aber keine Wahl mehr gelassen“, bedauert Jaritz.
Wie die Zukunft für die Founder aussieht, steht derzeit noch in den Sternen. Zumindest der Campus in der Steiermark wird vermutlich weiter bestehen. Die Gesellschafter:innen, die EW Hieflau GmbH unter der Geschäftsführung von Martin Sirlinger, will den Fortbestand des Campus sichern. Sie wollen in den kommenden Wochen Lösungen prüfen, um den Campus entsprechend seiner Widmung auch in Zukunft betreiben zu können.
Die EW Hieflau GmbH sagt zur Insolvenz des Startups: „Als Mehrheitseigentümer hatte das trive studio ein großes Interesse, den Fortbestand und die Weiterentwicklung der Emma Wanderer GmbH zu sichern. Sämtliche strukturelle und kommerzielle Lösungsvorschläge zur Fortführung der Emma Wanderer GmbH haben keine gemeinsame Zustimmung gefunden. Das mündete trotz allseitigem Bemühen letztlich im Insolvenzantrag der Emma Wanderer GmbH.“
18:00 Uhr: Statements der EW Hieflau GmbH wurden ergänzt.