Endlich geht wieder was! Frühlingserwachen im Startup-Sektor

Die ersten Frühlingstage sind da, Österreich hat nach Monaten des Wigel-Wogels endlich wieder eine Bundesregierung – und für die österreichischen Startups und Scale-ups häufen sich derzeit die guten Nahrichten. Denn aktuell kommen wir in der Trending Topics-Redaktion gar nicht mehr mit dem Berichten nach über die vielen neuen Initiativen, Programme, Factories und Fonds, die (ausgestattet mit teilweise ordentlich Kohle) lanciert werden. Das ist durchaus eine andere Nachrichtenlage als in den letzten beiden Jahren, als Pleiten, Wehklagen, Downrounds und Finanzierungssorgen das Geschehen prägten.
Gut möglich, dass der Eindruck trügt, aber jedenfalls ist aktuell Frühlingserwachen im Startup-Sektor zu spüren. Deswegen hier ein Überblick über die neuesten Initiativen, die viel Bewegung in die Szene bringen können:
Fund F: 28 Mio. Euro
Lisa-Marie Fassl und Nina Wöss haben bewiesen, dass sie es können: Für ihren Fund F haben sie das Closing geschafft, und zwar mit 28 Millionen Euro. Diese werden künftig in Startups mit weiblichen Mitgründerinnen in ganz Europa investiert. Ein Drittel des Kapitals des Fonds, also zehn Millionen Euro, kommt dabei vom Europäischen Investitions-Fonds (EIF), weiteres Geld stammt von der Austria Wirtschaftsservice (Venture Capital Initiative), Raiffeisen Landesbank Steiermark, der Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien, von Business Angel Hansi Hansmann sowie den Gründern von Busuu und Runtastic.
28 Millionen Euro für Fund F: „Unsere Strategie funktioniert nicht nur am Papier“
Calm/Storm Ventures II: 20 Mio. Euro
Auch Lucanus Polagnoli und seine Truppe bei Calm/Storm Ventures sind gut unterwegs. Noch sind einige Wochen bis zum finalen Closing über, aber es liegen bereits mehr als 20 Millionen Euro im Topf für die zweite Auflage des HealthTech-Fonds aus Wien, der in ganz Europa investiert. Künftig soll durch den Ausbau des Teams auch verstärkt in Großbritannien und Skandinavien investiert werden. Ein frisches Investment gibt es bereits: Das Startup Linq entwickelt Software, damit private Fotos und Videos auch wirklich privat bleiben.
Calm/Storm: Neuer HealthTech-Fonds mit 20+ Millionen Euro aus Wien
AI Factory Austria: 80 Mio. Euro
Sie wird an der TU Wien angesiedelt werden und soll dringend benötigte Rechen-Power nach Österreich bringen: Insgesamt wird AI Factory Austria mit 80 Millionen Euro ausgestattet – 40 kommen von der EU, 40 von der Republik Österreich. Neben Servern, Software, Räumlichkeiten, Personal etc. soll das Gros des Geldes in die Anschaffung der wichtigen GPUs fließen. Laut Projektmanager Markus Stöhr ist eingerechnet, dass 650 bis 700 State-of-the-Art-GPUs angeschafft werden sollen. Unternehmen, darunter Startups, sollen Zugang zu diesen neuen Rechenkapazitäten bekommen. Es soll auch Gratis-Angebote geben (z.B. in Kombination mit Förderungen), Details dazu müssen aber noch ausgearbeitet werden.
Neue AI Factory Austria: 80 Millionen Euro Budget, 650 bis 700 GPUs geplant
Spinoff Factory
Die Vorgaben sind ambitioniert: Österreichs Universitäten müssen künftig 30 statt 20 Spin-offs produzieren, und wenn es noch mehr werden – umso besser. Die Spinoff Factory als Tochterfirma der TU Wien soll nun ein Innovationshub werden, wo universitäre Ausgründungen unterstützt werden. Wer über die Ausgründung seiner Idee von der Uni in die Wirtschaftswelt nachdenkt, soll Zugriff auf die TU-Infrastruktur und Accelerator-Programme bekommen.
Noctua Science Ventures: tba.
Eng verbunden mit der Spinoff Factory ist Noctua Science Ventures. Risikokapitalgeber Speedinvest und die TU Wien starten mit diesem neuen Fonds eine neue Spin-off-Initiative. Das große gemeinsame Ziel lautet: mehr erfolgreiche Ausgründungen österreichischer Universitäten und Forschungseinrichtungen. Geleitet wird der neue Fonds von Philipp Stangl und Lukas Rippitsch. Ziel ist, Frühphasen-Investments in akademische Spin-offs zu tätigen. Wie groß der Fonds werden soll, ist noch offen.
Noctua Science Ventures: Neuer Fonds aus Österreich vereint Forschung und Venture Capital
Tauros Capital: 30 Mio. Euro
Revenue-based Financing für KMU und Scale-ups gibt es bei Tauros Capital. In der zweiten Auflage des Finanzierers liegen nunmehr frische 30 Millionen Euro. Üblicherweise investiert Tauros Capital zwischen ein und zwei Millionen Euro. Voraussetzung für die Firmen: Sie sollten bei etwa zwei Millionen Euro Umsatz liegen und eine starke Wachstumsmöglichkeit haben. Für das Investment wird Tauros je nach Investmentgröße und Laufzeit mit zwischen 1 und 4 Prozent am Umsatz beteiligt.
Tauros Capital mit frischen rund 30 Mio. Euro für Revenue-based Financing
Private-Equity-Dachfonds: 90 Mio. Euro
Ende Jänner 2025 hat die Erste Asset Management den Abschluss ihres Private Equity Dachfonds mit einem Gesamtvolumen von über 90 Millionen Euro vermeldet. Der Fonds umfasst zwölf Venture-Capital-, Growth-Equity- und Buyout-Fonds mit Fokus auf den DACH-Raum sowie Zentraleuropa. Zu den Investoren institutionelle Anleger, darunter Pensionskassen, Versicherungen und Banken, sowie kirchliche Institutionen und Private-Banking-Kunden der Erste Bank.
Private Markets: „In der Asset-Klasse kann man die höchsten Returns erzielen“
Dach-Fonds: 500 Mio. Euro?
Auf was auch alle sehnlichst warten, ist der Dach-Fonds, der es ins Regierungsprogramm geschafft hat. Die Grundidee: Es soll ein Investment-Vehikel geschaffen werden, in den große Versicherungen, Banken, Krankenkassen und Co. (gemeinhin institutionelle Investoren genannt) einzahlen. der Fonds wiederum verteilt das Geld dann in spezialisierte Fonds, die dann ihrerseits die Investments in Startups und Scale-ups machen. Offen sind noch viele Punkte, und einen Zeithorizont gibt es auch noch nicht, aber immerhin: der politische Willen ist da.
Fonds Zukunft Österreich: 200 Mio. Euro
Im Dezember 2024 hieß es noch: 2025 wird der Fonds Zukunft Österreich vorerst zum letzten Mal mit 140 Millionen Euro für (Forschungs‑)Schwerpunkte zur Verfügung stehen. Doch das Blatt hat sich mit der neuen Regierung schnell gewendet: Es wird nicht nur der Fonds fortgeführt, sondern auch finanziell auf 200 Millionen Euro pro Jahr aufgestockt. Die Mittel sollen in die Grundlagen‑ und angewandte Forschung sowie in die Technologie‑ und Innovationsentwicklung fließen.
So stehen die Parteien zu einem Dach-Fonds für Startup-Investments