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Energiegemeinschaften bieten bessere Preise für Solarstrom

Die "Solarkrise" macht den Herstellern wie Fronius zu schaffen. © Canva
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Der Boom rund um Photovoltaik und Windkraft haben dafür gesorgt, dass der Anteil erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung im Jahr 2023 hochkletterte. So belief sich der Windkraftanteil der österreichischen Stromerzeugung aus öffentlicher Hand im Vorjahr auf 15,2 Prozent, während es bei Photovoltaik 4,4 Prozent waren. Für dieses Jahr erwartet sich das Bundesministerium für Klimaschutz aufgrund des Ausbaus eigentlich noch bessere Zahlen. Doch was passiert, wenn plötzlich phasenweise mehr Solarstrom produziert als verbraucht wird?

Für private Solarstromerzeuger:innen bahnt sich ein beginnendes Marktchaos an. Die Marktpreise für mit PV-Anlagen erzeugten Strom brechen in Österreich und Deutschland derzeit massiv ein, sodass beispielsweise die Energie AG Oberösterreich (EAG) diese Woche die Photovoltaik-Einspeiseverträge von rund 20.000 Kund:innen gekündigt hat, Trending Topics berichtete. Jetzt wirbt die OurPower Energiegenossenschaft um die verschmähten Solar-Pionier:innen, und der GreenTech-Anbieter neoom und das Startup eFriends haben Lösungen parat. 

Zum Hintergrund

Soweit es die Verträge erlauben, kann es passieren, dass der Überschuss des solar erzeugten Stroms für unvorhergesehen viel Geld in den Energiemarkt fließt. Denn: Die etablierten Energieversorger beschaffen den Strom auf zentralen Märkten und die Preise an den Strombörsen hängen stark von globalen Entwicklungen ab, wie zum Beispiel vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. So entsteht eine große Abhängigkeit. Dass dies vielen Energie- und Stromanbietern nicht gefällt, weil sie eben an die Bedingungen der Strombörse gebunden sind und sie ihren Kund:innen für deren eingespeisten Strom somit mehr bezahlen müssten, liegt auf der Hand. Geht es nach der Geschäftsführung der Energie AG Oberösterreich, sollte der produzierte Überschuss deshalb am internationalen Markt zu Marktpreisen verkauft werden. 

Alternative Anbieter wenden sich an Solarerzeuger:innen

Die OurPower Energiegenossenschaft nennt die 20.000 plötzlich vertragslosen Kund:innen aus Oberösterreich Solar-Pionier:innen und bietet ihnen einen Deal inklusive „Solar-Revolution-Party“ in Linz an. Die Kund:innen sollen ihren Strom direkt an Private oder Firmen in der Region oder auch ganz Österreich verkaufen können, wobei die Festlegung des Verkaufspreises ihnen selbst obliegt. Die Abwicklung erfolgt über einen digitalen Marktplatz für dezentrale Märkte, organisiert wird die Stromlieferung über die Genossenschaft. Hemma Bieser, Vorständin der OurPower, weist auf das von der Europäischen Kommission 2019 beschlossene „Clean Energy Package“ hin, das „eine rechtliche Grundlage für eine Energiewende in Bürger:innen-Hand liefert“. Es garantiert allen Bürger:innen der Union freien Zugang zum Strommarkt und soll das gemeinsame Erzeugen, Verbrauchen und Teilen von Energie möglich machen. „Auf diesen dezentralen, selbstbestimmten Märkten sollen die Mitglieder von Energiegemeinschaften den Strompreis auch selbst festlegen können. Langfristige faire und stabile Preise für Stromkund:innen und Stromerzeuger:innen sind dabei das Ziel.“ Mit einem Appell wendet sich Bieser an die Privathaushalte:  „Solar-Pionierinnen nutzt die Stunde! Baut mit uns den Energiemarkt der Bürgerinnen und Bürger auf“. Laut Bieser sei die etablierte Energiewirtschaft dem Erfolg der Energiewende noch nicht gewachsen. Derzeit hat die OurPower Energiegenossenschaft 850 Mitglieder. Der Online-Marktplatz für Ökostrom wird seit fünf Jahren betrieben.

neoom über Möglichkeiten für den Überschuss-Strom

Auf die Frage, was die Solar-Pionier:innen denn nun mit ihrem überschüssigen Solarstrom machen sollen, liefert der Gründer und CEO Walter Kreisel vom Energieversorger neoom eine Reihe von Vorschlägen nach dem Prinzip des Prosumers: 

1) neoom bietet mit den neoom BEAAM ein Energiemanagement Gateway mit intelligentem Energiemanagement CONNECT an, wo die eigenen neoom Geräte aber auch die gängigsten Fremdhersteller von Wechselrichter, Stromspeicher, E-Auto Ladestationen und Wärmepumpen vernetzt und angesteuert werden können. Mittels einer Überschussoptimierung kann so der Überschuss-Strom zum speichern im Stromspeicher, zum Laden des E-Autos oder untertags zum Betreiben einer Wärmepumpe, also zur Eigenheim-Kühlung oder als Heizmöglichkeit priorisiert werden.

2) neoom bietet jedem Solar-Einspeiser auch seine Energiegemeinschaft, bzw. Strom Sharing Modell namens „KLUUB“ an. KLUUB ist eine Energiegemeinschaft, die es ermöglicht, Ökostrom in der Region aktuell um 13 Cent zu verkaufen bzw. mit den Nachbarn mit reduzierten Netzkosten ohne weiteren Gebühren zu teilen – unabhängig von Strompreisschwankungen.

3) Eine weitere Möglichkeit ist die Strompreis-Optimierung namens „GRIID“: GRIID funktioniert so, dass sauberer Strom vom Solarspeicherkraftwerk mit dynamischen Preisen am EPEX-Spotmarkt verkauft und gekauft wird. Der private Stromspeicher bezieht den Strom in dem Fall automatisch aus dem Netz und zwar zu einem Zeitpunkt, wo er sehr günstig oder negativ ist. Und umgekehrt verkauft der intelligent gesteuerte Stromspeicher bei hohen Strompreisen, somit werden die teuren Stromspitzen gekappt. Natürlich ist diese Strompreisoptimierung auch dank CONNECT in Kombination mit KLUUB sowie aber auch Wärmepumpe und E-Auto Ladestation möglich.

Startup eFriends im Energiegemeinschaftsbereich

Eine innovative Herangehensweise hat auch das niederösterreichische Startup eFriends. Es ist sich der Herausforderung von Unternehmen und Betreibern größerer Solaranlagen bewusst, vor allem was die Preisschwankungen an der Strombörse anbelangt. Das eFriends-System soll Abhilfe leisten, indem es Unternehmen mit PV-Anlagen die Möglichkeit gibt, ihren überschüssigen Strom direkt an ihre Mitarbeiter :innen zur standortunabhänigen Nutzung weiterzugeben. Auf diese Weise muss der Strom nicht zu möglicherweise unvorteilhaften Preisen ins Netz eingespeist werden. Verteilt wird der Solarstrom über eine von eFriends entwickelte intelligente Technologie. Während Mitarbeiter:innen den Strom günstiger als erhalten als von herkömmlichen Energieversorgern, erspart sich das Unternehmen Kosten für die Einspeisung ins öffentliche Stromnnetz.

Österreichische Energiegemeinschaften stärken lokale Wirtschaft

Es entwickelt sich momentan ein Trend in Richtung Verkauf von solarproduziertem Strom über regionale Energiegemeinschaften in Österreich. Regionale Gemeinschaften bieten häufig stabilere Preise, da die Nachfrage nach lokal erzeugtem, erneuerbarem Strom konstant ist. Auch muss der Strom nicht über weite Entfernungen transportiert werden, was die Energieverluste minimiert. Gleichzeitig wird die lokale Wirtschaft gestärkt, die Abhängigkeit von großen überregionalen oder Stromanbietern sinkt und das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitgliedern erhöht sich. Je mehr Energiegemeinschaften geschlossen werden, desto stärker dürften auch das Bewusstsein und die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte werden. Trends stecken ja vermeintlich an.

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