Energiekrise: Starke Preiserhöhungen vor allem bei Tesla-Ladestationen
Ein E-Auto anschaffen ist das eine, eines betreiben das andere. Oft werden Konsument:innen mit dem Argument gelockt, dass zwar der Anschaffungspreis höher ist als ein Verbrenner-PKW, dann in Folge die Energiekosten fürs Laden niedriger sind. Das stimmt unterm Strich sicherlich, wenn man es auch schafft, Roaming-Fallen zu umfahren. Doch 2022 hat es beim Strom an Ladestellen bereits durchaus erhebliche Preissteigerungen gegeben.
Die stärksten Preiserhöhungen zwischen März und Juni 2022 gab es beim Marktführer bei Elektroautos, nämlich Tesla und seinen Supercharger-Stationen. Das geht aus frischen Zahlen des österreichisch-französischen Startups Chargeprice hervor, das von Niklas Hösl mitgegründet wurde. Chargeprice liefert seinen Nutzer:innen via App detaillierte Daten über die Ladekosten an tausenden Ladestationen in ganz Europa – immer mit dem Ziel, den aktuell günstigsten Tarif passend zum Auto des Users in seiner Nähe zu finden.
Einer Preis-Analyse von Chargeprice zufolge haben E-Auto-Fahrerinnen die Preiserhöhungen bei Energie in Österreich bereits zu spüren bekommen. „Bei Tesla sieht man die Auswirkung am stärksten, weil die offensichtlich jede Preissteigerung sofort an den Kunden weitergeben und weil es bei Tesla kein Roaming gibt. Ein Grund ist sicher auch, dass Laden für Tesla eines der Haupt-Business-Cases ist“, sagt Hösl von Chargeprice.
Tesla erhöht Preise um 32% in wenigen Monaten
Konkret hat Tesla die Preise an seinen Superchargern von 0,36€/kWh (Anfang März 2022) auf jetzt 0,53€/kWh (Juni 2022) erhöht. Das ist eine Steigerung von satten 32 Prozent innerhalb weniger Monate. Mit diesen satten Preissteigerungen ist Tesla eher die Ausnahme, zumindest vorerst. Laut Chargeprice hat von den 5 größten Ladeanbietern (basierend auf Anzahl der betriebenen Ladepunkte) in Österreich – das sind EVN, Wien Energie, Smatrics, VKW und da-emobil – nur da-emobil die Preise erhöht (0,29€/kWh -> 0,37€/kWh AC und 0,39€/kWh -> 0,47€/kWh). Von den 20 größten Betreiber:innen haben insgesamt nur ein Viertel die Preise erhöht.
„Seit dem Frühjahr haben allerdings auch einige, oft besonders günstige Anbieter die Preise schon erhöht“, sagt Hösl. Beispiele sind Energie Burgenland, ÖAMTC, da-emobil, ELLA und die Linz AG. „Es gibt Erhöhungen, aber es ist wahrscheinlich nicht alles auf die Energiekrise zurückzuführen.“
So sei es bei vielen Anbieter:innen die ersten Erhöhungen seit langem, weil davor die Tarife zwischen ein bis drei Jahren gleich geblieben sind. Auch sei bei manchen Anbietern das Ladegeschäft nur ein kleiner Teil des Hauptgeschäfts, und das falle dann nicht so sehr ins Gewicht. Oder: „Sie nehmen über Roaming bei den eigenen Stationen oft genug ein, dass die damit ihr Ladetarife kompensieren können.“
Umstellung von Abrechnungen von Zeit auf kWh erwartet
Noch sind die Stromkosten für E-Autos also nicht explodiert, und das aus gutem Grund. „Die Energiekrise ist sicher auch ein Thema, aber diese Tarife waren oft sehr stark quersubventioniert und meist nicht gewinnbringend und daher nur als Anreiz für E-Autofahrer:innen zum Umstieg gedacht“, sagt Hösl. Das wird aber aller Voraussicht nach nicht so bleiben. Er erwartet im Herbst durch die Bank stärkere Preissteigerungen, und zwar nicht nur wegen der Energiekrise. Hösl: „Im Herbst könnte es soweit sein, dass heimische Landesenergieversorger – wie von vielen Seiten gewünscht – auf eine Abrechnung der Ladung nach verbrauchter Energie, anstelle von Zeit, umstellen.“
Die Großhandelspreise für Strom in Österreich und Deutschland sind am Spot-Markt sind wegen der Gaskrise, der Hitzewelle, fehlenden Windstroms und einiger weiterer Faktoren dieses Jahr stetig gestiegen. Die Megawattstunde kostet mittlerweile mit Ende Juni etwa gut 330 Euro. Das ist mehr als eine Verdreifachung gegenüber Juni 2021 und liegt über dem Höchststand vom Vorjahr.