Energienachfrage boomt – Stromverbrauch laut IEA als Treiber für Wirtschaftswachstum

Der weltweite Energieverbrauch steigt weiter an. Laut einem aktuellen Bericht der Internationalen Energieagentur (IEA) stieg die globale Stromnachfrage 2024 um 4,3 Prozent. Haupttreiber sind die Elektrifizierung des Verkehrs, steigende Kühlungsbedarfe durch Rekordtemperaturen und die wachsende Energienachfrage durch KI.
Stromverbrauch 2024: Anstieg übertrifft globales Wirtschaftswachstum
Insgesamt stieg die weltweite Energienachfrage 2024 um 2,2 Prozent und damit schneller als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Die IEA analysierte dabei den Verbrauch aller Energiequellen und stellte fest, dass die Nachfrage nach allen Brennstoffen und Technologien zunahm.
Besonders sticht allerdings der Stromverbrauch heraus: Knapp 1.100 Terawattstunden wurden verbraucht. Mit einem Anstieg von 4,3 Prozent liegt der Verbrauch fast doppelt so hoch wie das durchschnittliche jährliche Wachstum der letzten zehn Jahre und übertrifft sogar das globale BIP von 3,2 Prozent. Dies ist ein Indikator dafür, dass die Wirtschaft intensiver auf Energie angewiesen ist bzw. dass energieintensive Sektoren stärker gewachsen sind.
Zunehmender Stromverbrauch durch erneuerbare Energie
Erneuerbare Energien sind die Stars der Stromverbrauch-Analyse des letzten Jahres, wie die jüngste Ausgabe des Global Energy Review deutlich zeigt: Der größte Teil des Wachstums der weltweiten Energieversorgung entfiel auf erneuerbare Energien (38 Prozent), gefolgt von Erdgas (28 Prozent), Kohle (15 Prozent), Öl (11 Prozent) und Kernkraft (8 Prozent). Das entspricht 700 GW neu installierter Kapazitäten für erneuerbare Energien – ein Rekordjahr, das bereits zum 22. Mal in Folge erreicht wurde.
In Kombination mit Kernenergie
Kernenergie verzeichnete 2024 das fünftstärkste Wachstum der letzten drei Jahrzehnten. Besonders spannend wird es, wenn man einen Blick auf die beiden Energieformen gemeinsam wirft: 80 Prozent des Wachstums der weltweiten Stromerzeugung entfielen 2024 auf erneuerbare Energien und Kernenergie. Zusammen trugen sie erstmals 40 Prozent zur Gesamterzeugung bei, wobei erneuerbare Energien allein 32 Prozent beisteuerten.
Damit wurde laut IEA ein Meilenstein erreicht: Erneuerbare Energien und Kernenergie nun gemeinsam 40 Prozent der gesamten weltweiten Stromerzeugung abdecken.
Positive Trend-Umkehr in Industrienationen
Fatih Birol, geschäftsführender Direktor der IEA, nimmt die Entwicklung positiv auf: „Sicher ist, dass der Stromverbrauch rapide ansteigt und die gesamte Energienachfrage in einem solchen Ausmaß mitzieht, dass dies ausreicht, um den jahrelangen Rückgang des Energieverbrauchs in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften umzukehren.“ Laut ihm würde der starke Ausbau von Solar- und Windenergie, Kernkraft und Elektrofahrzeugen zunehmend die Verbindung zwischen Wirtschaftswachstum und Emissionen lockern.
So habe in der Europäischen Union der Anteil der Stromerzeugung aus Solar-PV und Wind erstmals den kombinierten Anteil von Kohle und Gas übertroffen. Laut dem Report stieg der Anteil von Solar-PV und Wind in den Vereinigten Staaten auf 16 Prozent und überholte damit den Anteil von Kohle. In China machten Solar-PV und Wind fast 20 Prozent der gesamten Stromerzeugung aus.
Betont wird auch der direkte Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und den verringerten CO2-Emissionen: Seit 2019 werden durch grüne Technologien jährlich 2,6 Milliarden Tonnen CO2 vermieden. Das hat 2024 dazu beigetragen, dass die Emissionen in fortgeschrittenen Volkswirtschaften trotz wachsender Wirtschaft um 1,1 Prozent gesenkt werden konnten. Weltweit stiegen sie laut dem Report jedoch um 0,8 Prozent – hauptsächlich wegen der Rekordtemperaturen.
Energienachfrage in Schwellen- und Entwicklungsländern am größten
Ein Blick auf die Nationen, die den größten Energieverbrauch verursachen, zeigt schnell: Über 80 Prozent des weltweiten Wachstums der Energienachfrage entfallen auf Schwellen- und Entwicklungsländer.
China verzeichnete das größte absolute Nachfragewachstum weltweit, obwohl das Wachstum 2024 unter 3 Prozent lag. Das entspricht nur halb so viel wie 2023 und liegt laut IEA deutlich unter dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 4,3 Prozent der letzten Jahre. Indien folgte mit dem zweitgrößten Anstieg. Die USA verzeichneten das drittgrößte Wachstum der Energienachfrage, während die EU erstmals seit 2017 wieder einen Anstieg erzielte – abgesehen von der wirtschaftlichen Erholung nach Covid im Jahr 2021.
Stromnachfrage wird weiter steigen
„Der dramatische Anstieg des Stromverbrauchs habe dem Global Energy Review zufolge 2024 noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht. Die zunehmende Elektrifizierung des Verkehrs werde die Nachfrage weiterhin in die Höhe treiben. So seien die Verkäufe von Elektroautos im Vorjahr um mehr als 25 Prozent gestiegen. Eines von fünf weltweit verkauften Autos sei bereits ein E-Auto. Dies wirke sich spürbar auf die Ölnachfrage aus, die mit nur 0,8 Prozent nur geringfügig zugenommen habe. Zum ersten Mal sei der Anteil des Erdöls an der Gesamtenergienachfrage unter 30 Prozent gefallen – 50 Jahre nach dem Höchststand von 46 Prozent.
E-Autos und die dazugehörige Infrastruktur allein sind allerdings nicht der Grund für den immensen Stromverbrauch. Genauso verantwortlich seien rekordverdächtige globale Temperaturen, die den Kühlungsbedarf in die Höhe trieben, in Verbindung mit verstärkter industrieller Aktivität und einer wachsenden Energienachfrage von Rechenzentren und KI-Anwendungen.
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