Energy Floors & CO2-Reduktion: Coldplay zeigt, wie Konzerte grüner werden
Gestern und vorgestern Abend fanden bereits zwei der vier ausverkauften Coldplay-Konzerte für jeweils mehr als 60.000 Fans im Wiener Ernst-Happel-Stadion statt. Besonders hervorzuheben ist dabei das Engagement der britischen Popband für erneuerbare Energien und Recycling.
Klimafreundliches Mega-Konzert
Das Coldplay die Umwelt am Herzen liegt, bekamen österreichische und internationale Fans bei den ersten beiden Wiener Konzerten der “Music of the Spheres“-Tour zu spüren. Wie der Falter berichtete, soll die Band der Umwelt zuliebe sogar jahrelang zu Hause geblieben sein. Denn Welttourneen sind in der Regel nicht umweltfreundlich: Fans reisen von nah und fern an, das Equipment muss im großen Lkw transportiert werden, während des Auftritts enorm viel Strom verbraucht – alles Faktoren, die auf die CO2-Bilanz einzahlen. Gestern Abend zeigten Chris Martin, Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman, wie sich Konzerte wie diese dennoch nachhaltig ausrichten lassen.
Kinetische Energie und Powerbikes
Die Band aus Großbritannien setzt in einem Teil des Stadions eine spannende Technologie ein: Kinetische Energie. Dabei wird die Energie von tanzenden Fans im Boden gespeichert und in Strom für die Coldplay-Show umgewandelt. Das Konzept dieser Bewegungsenergie stammt vom niederländischen Unternehmen “Energy Floors“. Hergestellt werden spezielle Tanzflächen – sogenannte “Energy Centres“, auf denen Menschen durch Bewegung und Vibrationen Energie erzeugen. Die Energy Centres seien intelligent, interaktiv und sollen Nachhaltigkeit sichtbar machen. Laut Studien ist die kinetische Energie eine der saubersten und nachhaltigsten Formen der Energiegewinnung. Es gibt aber noch mehr grüne Energie: Motivierte Fans dürfen auf Strom erzeugenden Powerbikes strampeln, um ebenfalls die Technik vor Ort zu versorgen.
Noch mehr Umweltinitiativen
Die tanzenden und jubelnden Fans Energie erzeugen zu lassen, war der Band aber nicht genug. Deshalb wurde vor Konzertbeginn auf den Leinwänden für Umwelt-Projekte zur Säuberung der Meere geworben. Pro verkaufter Konzertkarte soll außerdem ein Baum gepflanzt werden. Das bedeutet, seit der letzten Stadiontournee im Jahr 2016 bis 2017 wurden laut der Band insgesamt 7 Millionen Bäumen gepflanzt. Um Plastikflaschen am Konzertgelände zu vermeiden, sind mehrere Trinkwasser-Stationen im Ernst-Happel-Stadion aufgebaut. Die LED-Bänder, die den Fans ausgeteilt wurden, sind plastikfrei und bestehen aus organischem, kompostierbaren Material – nach dem Konzert waren diese wieder abzugeben.
Tournee-Emissionen um 59 Prozent gesenkt
Im Juni 2024 publizierte Coldplay auf seiner Website ein Update zu ihren Tour-Emissionen: “Als wir die Music Of The Spheres Tour im Jahr 2021 ankündigten, versprachen wir, unsere direkten CO2-Emissionen aus Showproduktion, Fracht, Band- und Crewreisen um mindestens 50 Prozent zu reduzieren. Wir freuen uns, berichten zu können, dass die direkten CO2-Emissionen der ersten beiden Jahre dieser Tournee im Vergleich zu unserer letzten Stadiontournee um 59 Prozent gesunken sind, und zwar Show für Show.“ Die “Environmental Solutions Initiative“ hat die Zahlen verifiziert.
Klimaschutzprojekte unter der Lupe
Insgesamt werden 16 Wohltätigkeitsorganisationen und gute Zwecke “mit Stolz von der Music Of The Spheres Welttournee unterstützt”. Das ist durchaus lobenswert, jedoch muss erwähnt werden, dass einige der geförderten Projekte kritisch betrachtet werden können. Zum Beispiel das Baumplanz-Projekt von One Tree Planted. Anerkannte Umweltschutzorganisationen wie der WWF und Global 2000 sehen Aufforstungen zur CO2-Kompensation skeptisch. Sie argumentieren, dass man einmal verursachte Emissionen nicht rückgängig machen kann. Außerdem dauert es sehr lange, bis die Wälder, die zur Kompensation angepflanzt werden, nachwachsen, während das CO2 sofort in die Atmosphäre gelangt.
Auch der Coldplay-Support für die Direct-Air-Capture-Technologie (DAC) von “Climeworks” in Island ist zwar an sich eine Möglichkeit, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, und definitiv ein Klima-Trend. Aber: CO2 aus der Luft zu filtern ist sehr energieintensiv und verursacht (noch) zu hohe Kosten, um es im großen Maßstab umsetzen zu können. Einige Expertinnen vertreten die Ansicht, dass die Abscheidung von CO2 aus der Luft in einer Welt, die sich zu 80 Prozent mit Energie aus fossilen Quellen versorgt, keine sinnvolle Lösung ist.
Grüne Konzerte als Zukunfstrend
Auch wenn nicht alle Initiativen einen großen Einfluss auf den Klimawandel haben und manche eher als symbolische Maßnahmen für positive Veränderungen gesehen werden können, gilt dennoch: Die Band hat eine Vorreiterrolle eingenommen, wenn es um nachhaltige Konzerte geht und analoge sowie digitale Wege aufgezeigt, um Mega-Events etwas grüner zu machen. Man könnte aber auch sagen: Stars wie Coldplay, mit ihrer großen Reichweite, tragen eine besondere Verantwortung, ihre Konzerte so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten. Immerhin scheint es die Band schon vor einiger Zeit verstanden zu haben, denn ein Spruch auf einem der Band-T-shirts lautet: „There is no planet B“.
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