Enpal & 1Komma5° entwickeln sich zu neuartigen Solarstromhändlern
Eine Solaranlage am Dach zu haben ist das eine, mit überschüssigen Strom von der PV-Anlage auch noch handeln zu können, ist das andere: Die deutschen Wettbewerber Enpal und 1Komma5° liefern sich im Bereich des Strom-Trading aktuell ein neues Wettrennen. Generell gibt es in Deutschland, der Hauptmarkt der beiden Unternehmen, eine Einspeisevergütung von 8,6 Cent / kWh (Anlagen bis 10 kWp) bzw. von 7,5 Cent pro kWh (Anlagen bis 40 kWp). Dieses Geld bekommt man vom Staat, wenn man selbst produzierten Solarstrom ins öffentliche Stromnetz einspeist.
Enpal und 1Komma5° nun wollen das nun über die so genannte Direkt-Vermarktung noch attraktiver für ihre Kund:innen machen und bieten diese als Alternative zur Einspeisevergütung an. Über den Enpal-Energiemanager kann man fortan den eigenen Strom durch Enpal an der Energiebörse handeln. Das Unicorn von Gründer und CEO Mario Kohle verspricht seinen Kund:innen dabei „für mindestens drei Jahre einen Mindesterlös von 16 Cent“ – also etwa das Doppelte als die möglichen Erlöse aus der Einspeisevergütung. Ein Durchschnittshaushalt könne damit pro Jahr mehr als 500 Euro an Energiekosten sparen.
Die Direkt-Vermarktung funktioniert so: Privathaushalte speisen ihren überschüssigen Strom nicht ins öffentliche Netz ein, sondern verkaufen ihn direkt an Enpal oder 1Komma5° . Und diese Firmen können den Strom dann an den (oft volatilen) Strombörsen handeln und so mehr Geld machen. Diese Grafik von 1Komma5° etwa zeigt, wie stark der Preis an der Strombörse über jenem aus der staatlichen EEG-Vergütung sein kann:
Strombörse bietet höhere Preise als EEG-Vergütung
Diese Direkt-Vermarktung sei ein „Anreiz, um Solarenergie für noch mehr Haushalte attraktiv zu machen. Die Direktvermarktung ermöglicht selbst Betreibern kleiner Solaranlagen die Möglichkeit zur finanziellen Teilhabe – damit schaffen wir einen Gegenpol und überlassen das Handeln an der Energiebörse endlich nicht mehr nur den Stromkonzernen“, so Kohle in einer Aussendung. Derzeit gilt das Angebot für alle, die seit dem 3. April einen Vertrag bei Enpal abgeschlossen haben. Die Nachrüstung für Bestandskund:innen erfolge ebenfalls so schnell wie möglich.
Mit dieser Direkt-Vermarktung des Stroms an Energiebörsen ist Enpal nicht alleine. Auch 1Komma5°, mittlerweile so etwas wie der Erzrivale von Enpal, hat ebenfalls diese Vermarktung im Angebot. Das Unternehmen rund um CEO Philipp Schröder hat mit „Heartbeat“ einen Energie-Manager im Angebot, mit dem man nicht nur den Strom zu Hause steuern kann, sondern der auch digitalen Zugang zur Strombörse bietet. Durch diese Direktvermarktung könne man den Solarstrom für mindestens 25% mehr verkaufen, als man durch die EEG-Vergütung bekommen würde.
Denn: Der Börsenstrompreis entwickelt sich in letzter Zeit sehr dynamisch und liege oft über dem Preis, den man aus der Einspeisevergütung bekommt. Laut 1Komma5° könne man so bis zu 1.100 Euro pro Jahr an Geld sparen. Sollte sich die Energiekrise, getrieben durch den Ukrainekrieg, wieder legen, kann es natürlich sein, dass die Strompreise wieder fallen. Laut 1Komma5° könne man „jederzeit wieder in die EEG wechseln, falls der Marktwert von Solarstrom unter die EEG-Vergütung fallen sollte“.