Envion: Schweizer Behörde ermittelt gegen 100-Millionen-Dollar-ICO von Krypto-Startup
Mobile Mining-Units, um Kryptowährungen direkt bei Solarenergieanlagen oder anderen Produzenten von günstigem Ökostrom zu schürfen. Mit diesem Versprechen ist das Startup Envion mit deutschen Gründern und einer AG in der Schweiz angetreten. Nutzer sollten umweltbewusst und Ressourcen schonend nach den energiehungrigen Bitcoins minen können, und Envion rund um CEO Matthias Woestmann wollte damit ordentlich Geld verdienen. Hat es dann auch: Bei einem massiv beworbenen ICO haben rund 30.000 Investoren insgesamt umgerechnet mehr als 100 Millionen Dollar eingezahlt.
Zum glücklichen Krypto-Minen bei Staudämmen, Windparks und Solarfeldern im Gegenzug für die gekauften EVN-Token ist es aber nie gekommen. Stattdessen hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) in der Schweiz ein Verfahren gegen Envion eröffnet.
Es geht um „mögliche Verstöße gegen das Bankrecht aufgrund der möglicherweise unbefugten Annahme öffentlicher Einlagen im Zusammenhang mit dem Initial Coin Offering (ICO) für die EVN-Token“, heißt es seitens Finma. Zwar habe man Anfang des Jahres Richtlinien für ICOs herausgegeben (Trending Topics berichtete), trotzdem müsse man immer wieder aktiv werden, wenn ICOs das Gesetz brechen oder zu umgehen versuchen.
Gründer gegen Geschäftsführer
Bei Envion läuft es schon seit längerem nicht rund – das Verfahren der Schweizer Behörde ist nur der vorläufige Höhepunkt einer längeren Krise. Zwischen CEO Woestmann, der die Geschäfte von der Schweiz aus leitete, und den Programmierern in Berlin, die oft als „Gründer“ auftraten, schwelt seit längerem ein Streit. Woestmann warf den Programmierern Betrug und Untreue vor, diese wiederum beschuldigen Woestmann, die Firma illegal übernommen zu haben.
Der Kurs des EVN-Token ist währenddessen massiv eingebrochen. Lag die Marktkapitalisierung im März noch bei noch mehr als 70 Millionen Dollar, sond es heute nicht einmal mehr 14 Millionen. Ob sich daran etwas ändern wird, darf bezweifelt werden.