Porträt

Epiclay: Modulares Fassadenbegrünungssystem für mehr grüne Städte

So könnte eine Installation von Epiclay aussehen. © Epiclay
So könnte eine Installation von Epiclay aussehen. © Epiclay
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Städte sollen grüner werden – dahingehend sind sich Politik und Bevölkerung meist recht einig. Bepflanze Fassaden sind aber im innerstädtischen Bereich nach wie vor eine Herausforderung. Das Startup Epiclay will daran etwas ändern – und setzt dabei auf ein modulares Fassadenbegrünungssystem.

Epiclay: Fokus auf niedrige Wartungskosten

Epiclay ist ein modulares Fassadenbegrünungssystem, welches sowohl im Innenraum als auch im Außenbereich eingesetzt werden kann“, erklärt CEO Christoph Hornik. Die Lösung lasse sich sowohl in Neubauten mit einplanen als auch an bestehende Gebäude anbringen. „Die Idee war dabei immer, ein System zu kreieren, welches möglichst niedrige Wartungskosten hat, um die größte Hürde derzeitiger Systeme – nämlich enorm hohe laufende Kosten, die oftmals auch unterschätzt werden – zu reduzieren“, fährt Hornik fort.

„Weitreichende Vorteile von Pflanzen“

Die Idee sei aus einer internationalen Zusammenarbeit von Studenten entstanden, die die Vision hatten, dass „Städte nicht nur reine Betonwüsten sein müssen“, sondern die „weitreichenden Vorteile von Pflanzen“ genutzt werden können, um das Leben im urbanen Raum zu verbessern. Hornik: „Von städtischen Wärmeinseln, welchen wir derzeit mit Klimaanlagen entgegenwirken, die unsere Städte nur noch weiter aufheizen und Milliarden an Energiekosten erzeugen, bis hin zur Luftverschmutzung, die jährlich für 400.000 Tote alleine in Europa verantwortlich ist, können Green Walls dazu beitragen, zahlreiche Probleme der heutigen Zeit zu lösen“.

Ansätze gebe es bereits einige, am häufigsten zum Einsatz würden Plastiktröge kommen, wie normale Blumentöpfe an die Fassade gebracht werden. Das bringe aber auch Nachteile mit sich, erklärt Hornik: „Man versucht hier, ein System, das sich im kleinen Stil am Balkon oder im Innenraum bewährt hat, auf großflächige Fassaden umzumünzen. Die benötigte Erde, die Notwendigkeit, die Pflanzen regelmäßig zu schneiden und der Bedarf nach konstanter Bewässerung führen dabei häufig dazu, dass die laufenden Kosten unterschätzt werden und das System mit der Zeit vernachlässigt wird“.

Epiclay setzt auf modulares System

Epiclay setzt darum auf ein anderes System, das vor allem bei den Wartungskosten deutlich günstiger sein soll. Hornik: „Das schaffen wir durch das Zusammenspiel aus Material- und besonders robustem Pflanzenmix. Für uns ist das Material kein Mittel zum Zweck, um Pflanzen in die Vertikale zu bringen, sondern ein integraler Bestandteil unseres Produkts“.

Das in die Module integrierte Bewässerungssystem erlaube einerseits eine ganzheitliche Lösung, andererseits werde so sichergestellt, dass über einen einzigen Bewässerungspunkt alle Module gleichermaßen durchnässt werden. „Außerdem wird somit keine konstante Bewässerung benötigt, da die Module das Wasser speichern und über die Zeit an die Oberfläche ausgeben. Die sich im Wachstum selbst regulierenden Pflanzen wachsen dabei direkt auf dem Modul an und benötigen daher keine Erde oder Substrat“, erklärt der Gründer die Vorteile.

Patenzierungsprozess läuft

Darüber hinaus soll die Installation von Epiclay überall machbar sein. Christoph Hornik sieht vor allem den urbanen Raum als potenziell interessant: „Die Technologie hat eine Vielfalt an potentiellen Einsatzmöglichkeiten, sowohl im Innen- als auch im Außenbereich. Von Schulklassen, wo durch das verbesserte Raumklima die Produktivität der Schüler gesteigert werden kann, über Wohn- und Bürogebäude zeigt sich auch in unseren bisherigen Anfragen deutlich, dass der Bedarf nach mehr Grünflächen im urbanen Raum universell ist und nicht auf eine bestimmte Zielgruppe festgemacht werden kann“. Derzeit befinde man sich im Patentierungsprozess, weshalb die Lösung bislang „nur im nicht-öffentlichen Bereich“ getestet wurde. Pilotanfragen für die kommenden Monate soll es aber bereits geben.

© Epiclay
© Epiclay

Internationales Team

Das Team ist international: „Wir sind ein sechsköpfiges Team, bestehend aus zwei Architekten beziehungsweise Designern, Mauricio Casian aus Mexiko und Sumit Nemmaniwar aus Indien. Beide leben in Barcelona leben nehmen dort die Produktentwicklung vor. Dazu kommt eine Biotechnologin, Mary-Eve Henrotte, aus Frankreich, die im Bereich der Pflanzen forscht und drei Wirtschaftswissenschaftler, die in Österreich leben“. Neben CEO Hornik sind das COO Melanie Kalman und Camille Feliciano als Head of B2C.

In der Corona-Krise sei diese internationale Zusammensetzung eine Herausforderung gewesen: „Einerseits sei gesagt, dass wir aufgrund unserer Internationalität schon remote gearbeitet haben, bevor die Krise begann. Insofern hatten wir hier einen kleinen Vorteil, da wir uns nicht erst an diese enorme Veränderung gewöhnen mussten. Schwierig wurde es jedoch, als Mary-Eve gerade an einem Forschungsprojekt in Albanien arbeitete – während des Lockdowns und mit kaum Internetnetz – und Mauricio zurück in Mexico war, wodurch wir mit unterschiedlichen Zeitzonen und Erreichbarkeiten zurechtkommen mussten“.

Die Krise als Chance

Hornik sieht aber auch eine Chance in der Krise: „Ich bin mir zwar sicher, dass es keinen Gewinner der Corona-Krise gibt, was wir jedoch ganz klar sehen ist, dass das Bewusstsein für Nachhaltigkeitslösungen deutlich gestiegen ist. Sowohl auf politischer, als auch auf individueller Ebene wird immer deutlicher, dass bewusster mit der Umwelt umgegangen wird“.

Gerade während der Corona-Krise sei das Bedürfnis nach dem Rückzug in die Natur bei vielen Menschen noch einmal gestiegen. Das spüre wiederum auch Epiclay am immer größer werdenden Interesse an mehr Natur im urbanen Raum: „Aufgrund der hohen Nachfrage von unseren Interessenten haben wir während der Corona-Krise auch eine mobile Green Wall entwickelt, die ideal als Raumteiler, beispielsweise zur Durchsetzung von Sicherheitskonzepten und Mindestabständen, genutzt werden kann“.

„One-Stop-Shop“

Wie verdient Epiclay Geld? Christoph Hornik erklärt: „Insbesondere in dieser frühen Phase fungieren wir als ‚One-Stop-Shop‘, das heißt, wir unterstützen unsere Kunden von der Planung und Standortauswahl bis hin zur Implementierung. Wir suchen aber auch nach Partnern in der Baubranche oder im Bereich der Architektur, welche das Know-How zur Planung und/oder Implementierung haben, und Interesse daran haben, die Module in ihre Projekte miteinzuplanen“.

„Nicht auf Österreich oder Europa beschränkt“

Für die Zukunft sieht der CEO seine Truppe gut gerüstet: „Was uns die letzten neun Monate gezeigt haben ist, dass wir einerseits als Team enorm gut zusammenarbeiten und unser internationaler & interdisziplinärer Background dazu führt, dass wir in kurzer Zeit sehr gute Fortschritte erzielen können. In dieser Kombination und gestärkt durch erfahrene Partner und Mentoren wollen wir in den nächsten Jahren mehr Grünflächen in urbanen Räumen ermöglichen und so das Stadtbild nachhaltig und positiv verändern“. Über die letzten Monate sei auch klar geworden, dass das Bedürfnis nach Green Walls nicht auf Österreich oder Europa beschränkt ist. „Daher hoffen wir natürlich, dass wir die Vorteile von begrünten Fassaden in fünf Jahren in möglichst vielen Ecken dieser Welt zugänglich machen können.“

+++Green Sentinel: Startup gewinnt CO2-neutralen Brennstoff aus Klärschlamm+++

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