eQventure von Herbert Gartner ist der österreichische Top-Startup-Investor 2018
Die Schätzungen reichen von 160 bis 200 Millionen Euro, die 2018 in österreichische Startups investiert wurden – exakt lässt sich das derzeit noch nicht feststellen. Fest steht jedenfalls, dass österreichische Fonds, Beteiligungsgesellschaften und Business-Angel-Netzwerke dieses Jahr mehr als 45 Millionen Euro locker gemacht haben, um in österreichische Jungfirmen im Tech-Bereich zu investieren. Dazukommen noch viele Millionen Euro an Förderungen und natürlich jenes Geld, das ausländische Investoren in heimische Startups gesteckt haben.
Trending Topics hat bei den größten Investoren des Landes nachgefragt, wie viel sie 2018 investiert haben und welche Trends sie dabei beobachtet und verfolgt haben:
eQventure:
Rund 20 Mio. Euro
USound, eyeson, Stirtec, App Radar und ilvi – mit gleich fünf Investmentmeldungen hat die Grazer Investmentfirma eQventure rund um Business Angel Herbert Gartner im Jahres-Finish die gesamte Branche überrascht. „Falls keine der noch offenen Runden ins nächste Jahr rutscht, sind es heuer insgesamt rund 35 Millionen Euro, davon rund 20 Millionen Euro Eigenkapital und rund 15 Millionen Euro Leverage“, sagt Herbert Gartner von eQventure zu Trending Topics. „Die größten Investments wurden für USound, Stirtec und eyeson getätigt. Von zwei größeren A-Runden werden wir erst nächstes Jahr berichten, da sich diese Projekte noch im Stealth-Mode befinden.“
Damit wird es 2019 in dem Ton weitergehen. Denn Aufholbedarf in Sachen Risikokapital gegenüber anderen Ländern gibt es in Österreich nach wie vor. „In Österreich wurden im Vorjahr rund 150 Millionen Euro Venture Capital investiert, heuer kommen wir auf rund 200 Millionen“, sagt Gartner. „Im Vergleich zu Deutschland, das heuer rund 5 Milliarden Euro investiert, hinken wir BIP äquivalent um 100 Prozent hinterher, und im Vergleich zu China oder den USA müssten wir BIP äquivalent zehn Mal mehr investieren. Wir sehen einen enormen Aufholbedarf.“
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aws Gründerfonds:
Mehr als 8 Mio. Euro
Der Gründerfonds des Austria Wirtschaftsservice (aws) hat 2018 heuer 5 Neuinvestitionen und 12 Folgeinvestitionen getätigt und setzt dabei auf Co-Investments mit in- und ausländischen Partnern. „Gemeinsam mit unseren Co-Investoren haben wir 2018 gut 50 Mio. Euro in österreichische Tech-Startups investiert. Besonders positiv ist dabei die enorme Hebelkraft: Mit einer Million Euro gelingt es uns rund fünf zusätzliche Millionen Euro zu mobilisieren“, sagt Ralf Kunzmann, Geschäftsführer des aws Gründerfonds.
Über die Entwicklungen in der heimischen Startup- und Investoren-Szene sagt Kunzmann: „Wir beobachten insbesondere in der Seedphase des österreichischen Ecosystems eine vitale Investorenszene in Bezug auf Business Angels, Investorenclubs und ähnliche Marktteilnehmer. Im Bereich der Anschub- und Anschlussfinanzierungen haben wir als wesentlicher Impulsgeber und aktivster VC-Fonds für österreichische Tech-Startups (z.B. Themis, TourRadar, Zizooboats) internationale Wachstumsinvestoren als Co-Investoren gewonnen und so Finanzierungsrunden zwischen EUR 5-10 Mio. realisiert. Technologisch rücken die Themen IoT, AI, Digital Health und Cyber Security verstärkt in den Fokus.“
OÖ Hightech-Fonds:
Mehr als 5 Mio. Euro
„Das Jahr 2018 war für den OÖ HightechFonds ein spannendes Jahr. Neben einem ersten erfolgreichen Exit (Smartbow) wurden mehr als 5 Millionen Euro in neue und bestehende Beteiligungen investiert. Zu den neuen Beteiligungen zählen View Promotions, Flagtec, Pixelrunner, Aero Enterprise und roomle“, sagt Christian Matzinger, Manager des OÖ HightechFonds. Mit dem investierten Kapital werde die Markteintrittsphase der Startups finanziert und insbesondere Personal- sowie Marketing und Vertriebsaufbau unterstützt. Mittlerweile betreut der Fonds 12 aktive Beteiligungen.
PrimeCrowd:
Rund 4,5 Mio. Euro
Das Business-Angel-Netzwerk PrimeCrowd rund um Markus Kainz hat dieses Jahr selbst eine Million Euro Finanzierung aufgenommen, um das Wachstum und den Start in Deutschland voranzutreiben. Für östrreichische Startups gab es auch einige Millionen aus dem Netzwerk. Im vergangen Jahr haben wir ein Investitionsvolumen von mehr als 4,5 Millionen Euro aufstellen können – darunter die größten Investments in iDwell mit über einer Million Euro sowie Stratact, Farmdok, Carbon Recovery und CorpLife“, sagt Kainz gegenüber Trending Topics.
„Auf Investorenseite ist das Volumen der österreichischen Seed-Investments mittlerweile auf Augenhöhe mit Deutschland angestiegen. Bei PrimeCrowd haben wir eine Verdopplung der durchschnittlichen Investitionshöhe pro Startup erreicht“, sagt Kainz weiter. „Gleichzeitig beobachten wir eine intensivere Spezialisierung auf Industrien und Verticals, in denen Österreich schon lange gut ist, eine kontinuierliche Wissenserweiterung und eine damit einhergehende Professionalisierung des Investitionsverhaltens im Sinne von höheren Anforderungen an die Startups und deren Vermittler wie Investoren-Netzwerke oder Fonds.“ Außerdem würden Gründer im Schnitt auch immer jünger.
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Speedinvest:
Rund 4 Mio. Euro
Mit den Spezialfonds x, i und f (für Marktplätze, Industrie und Fintech) hat Wiens großer Risikokapitalgeber 2018 Fokus auf Verticals gelegt. Als mittlerweile in ganz Europa tätiger Startup-VC investiert Speedinvest mittlerweile das Gros des Geldes im Ausland – in Österreich wurden dieses Jahr rund 4 Millionen Euro in Startups investiert. „Wir haben 2018 nur einige wenige neue Investments in Österreich getätigt, die meisten davon im Pre-Seed-Bereich“, sagt Oliver Holle von Speedinvest. „Dafür gab es einige größere Follow-On-Runden, an denen wir (pro-rata) mit Speedinvest 2 beteiligt waren. Dementsprechend sind unsere Top-Runden dieses Jahr in alphabetischer Reihenfolge Adverity, Byrd, cashpresso und Gostudent.“
Aus seiner Beobachtung heraus nimmt Holle außerdem folgende Trends wahr: „Female Entrepreneurship, ein Thema, das längst überfällig war, nimmt an Fahrt auf. Sowohl was die öffentliche Wahrnehmung als auch Investments angeht. Das ist natürlich kein total neues Thema (vor allem global gesehen!), aber in Österreich ist hier ein Unterschied zum Vorjahr spürbar. Außerdem gibt es wieder mehr Realität rund um das Thema ICO und Kryptowährungen. Weg vom Hype, zu mehr Faktencheck rund um Business Case und Nachhaltigkeit“, sagt Holle. Auch Investoren selbst sahen sich dieses Jahr gefordert. „VC muss stärker differenzieren, mehr anbieten als nur Kapital. Gute GründerInnen können sich ihre InvestorInnen aussuchen und machen auch bei ihren InvestorInnen Due Diligence“, sagt Holle. „Dabei dreht es sich nicht nur darum, die höchsten Bewertungen zu verhandeln, sondern mit internationalen Brands in der VC-Community zu arbeiten.“
startup300:
Rund 3,5 Mio. Euro
Mit zwei großen Übernahmen, dem Engagement bei Talent Garden Wien, einer angepeilten Börsenlistung und einigen Investments hat heuer startup300 aus Linz auf sich aufmerksam gemacht. „Die größten Investments sind strategische Investments mit JFDI GmbH/Pioneers und Conda, gefolgt von ein bis zwei, die ich noch nicht announcen kann, und von Refurbed und schrott24 – bei diesen Runden haben wir bei weiteren Finanzierungsrunden mitgezogen“, sagt Bernhard Lehner von startup300 zu Trending Topics. „Auf eigene Rechnung haben wir rund 3,5 Millionen Euro in Österreich investiert, ohne die Finanzierungsrunden und Investments von Co-Investoren zu berechnen“, sagt Michael Eisler von startup300 zu Trending Topics. „Wir unterscheiden hier auch nicht mehr nach Start-ups und strategische Beteiligungen, sondern was wir an Kapital einsetzen für das Ökosystem.“
Neue Startup-Investments wurden bei Fretello, Musicbooking, Twinster und Lama und Eyeson gemacht. Außerdem ist startup300 bei Mooci, Refurbed, schrott24, Heyfish, Investory, Techbold und Venuzle bei weiteren Finanzierungsrunden mitgezogen.
Zu den Trends 2018 in der Startup-Szene sagt Lehner: „Der Bedarf nach Corporate Innovation und der Drang etablierter Unternehmen in den Startup-Bereich wird immer stärker – das ist eine interessante Entwicklung und wird die Startup-Szene in den nächsten Jahren beschäftigen. Auf der Startup-Seite sieht man schon steigende Gründer-Qualität, auch wenn sie bei weitem noch nicht in den Mengen vorhanden ist, wie wir bräuchten. Gleiches gilt für die Business-Angel-Seite. Privates Kapital interessiert sich verstärkt für Startups, das führt zwangsläufig zu Überlegungen, wie das mit der enorm dominierenden öffentlichen Förderstruktur zusammenarbeiten wird. Das Thema Förderungen kommt stärker in den Fokus, weil es auch auf der politischen Agenda steht, und wird weiter diskutiert werden. Das Thema Startup kommt immer stärker über einzelne engagierte Lehrer und Schulen bei den Jugendlichen an und findet dort enormen Anklang. Da schlummert enormes Potenzial.“
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Hansi Hansmann:
Rund 3 Mio. Euro
Österreichs bekanntester Business Angel hat schon vor einiger Zeit verkündet, keine neuen Investments zu machen. Folgeinvestitionen hat er aber 2018 gemacht. „In meine österreichischen Startups sind heuer etwa 15 Millionen Euro geflossen, davon ca. 3 Millionen Euro von mir“, sagt Hansmann zu Trending Topics. „Die größten Investments waren store.me, cashpresso, Tractive, Anyline, Dynamic Perspective – allesamt Folgeinvestitionen.“ 2018 habe er gesehen, dass eine Professionalisierung spürbar werde. „Die Anzahl der Player wird exponentiell mehr, das ist gut. Vorsicht bei Trittbrettfahrern.“
Für 2019 sagt Hansmann voraus: „Female Entrepreneurship wird zum Trend, und ich werde alles versuchen, das zu pushen. Außerdem werden die Valuations raufgehen, auch für Early Stage.“ Für nächstes Jahr wäre laut Hansmann wichtig, die Rot-Weiß-Rot-Card neu zu gestalten, um einfacher ausländische Fachkräfte und Gründer ins Land holen zu können, steuerliche Incentivierungen für privates Kapital zu geben, sowie eine „weniger grausame Rechtsform“ für Startups als die GmbH zu schaffen.
Tecnet Equity:
Mehr als 2 Mio. Euro
Die tecnet equity NÖ Technologiebeteiligungs-Invest GmbH rund um Geschäftsführerin Doris Agneter hat 2018 ebnfalls einige Investments getätigt. „In Summe haben wir aber knapp über 2 Millionen Euro selbst investiert. Die Farmdok und die Sheepblue stellten dabei Neuinvestments dar. Die restlichen Investments waren Follow-on Investments“, so Agneter.
European Super Angels Club:
1,8 Mio. Euro
Der European Super Angels Club (kurz ESAC) ist 2018 ebenfalls öfters in Erscheinung getreten. „Im Jahr 2018 hat der European Super Angels Club (ESAC) rund 3 Millionen Euro Investments in österreichische Unternehmen arrangiert. Davon wurden 1,8 Mio. Euro über den Fonds des ESAC syndiziert“, sagt Martin Steininger von ESAC. „Die fünf größten Investments waren die Erstinvestments in 360kompany AG, Blockpit und ein österreichisches E-Health-Unternehmen (Freigabe zur Veröffentlichung noch nicht erfolgt) sowie Folgeinvestments in Firstbird und Yodel.io. Darüber hinaus bereitet der Club mehrere größere Folgerunden vor, die im nächsten Jahr stattfinden werden.“
Und weiter: „Österreichs Startup-Szene ist 2018 stärker geworden und hat erneut weitere Schritte zur Anbindung an europäische Nachbarländer genommen. Die Qualität der Startups, die sich unsere Analysten angesehen haben, ist deutlich besser geworden. Das Ökosystem ist merkbar gewachsen“, sagt Steininger. „Es gibt mehr Acceleratoren, VCs und Coworking Spaces. Die Investoren suchen mittlerweile auch vermehrt nach ausländischen Investitionstargets, der European Super Angels Club spürt eine wachsende paneuropäische Zusammenarbeit und sieht sich hier als Wegbereiter.“
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Apex Ventures:
1,2 Mio. Euro
2017 ist mit Apex Ventures von Stefan Haubner, Christoph Kanneberger und Andreas Riegler mit einem Fonds von 10 Millionen Euro an den Start gegangen. Investiert wurde bisher in contextflow, ImageBiopsy Lab und Kivu Technologies. „Neben unseren internationalen Investments in den USA und Deutschland haben wir dieses Jahr rund 1,2 Millionen Euro in den jeweils ersten Finanzierungsrunden von drei Unternehmen in Österreich investiert. Follow-on Runden für diese Unternehmen und eine Vielzahl von neuen Investments sind für 2019 geplant“, sagt Haubner zu Trending Topics.
„Nach einem Höhepunkt des übertriebenen Hypes rund um Unternehmen, die Technologien wie etwa AI, VR/AR, Blockchain, etc. nur als Buzzwords für Pitches nutzten, haben sich 2018 wieder vermehrt jene Unternehmen durchgesetzt, die diese grundlegenden Technologien in sinnvollen Anwendungen implementieren konnten“, so Haubner weiter. „Wir haben gerade auch in Österreich eine sehr hohe Qualität von Gründern im HealthTech-Segment identifiziert, die verstärkt auf AI setzen, um medizinisches Fachpersonal zu unterstützen. Unternehmen, die auf Deep Tech, also technologiegetriebene Innovation und schützbares geistiges Eigentum setzen, haben weiterhin Hochkonjunktur.“
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Push Ventures:
Mehr als 1 Mio. Euro
Lukas Püspök von Push Ventures wurde dieses Jahr der „Business Angel des Jahres“ ausgezeichnet und hat damit den bisher amtierenden „BA of the Year“ Herbert Gartner abgelöst. Mit Push Ventures ist Püspök einige Male in Erscheinung getreten. „In Österreich haben wir mehr als 1 Million Euro investiert, davon waren Mostly AI und Zizoo unsere Highlights“, sagt er zu Trending Topics.
Zu den Trends in der Startup-Szene hat Püspök folgende Beobachtungen gemacht. „AI und Distributed Ledger Technology (DLT) waren sicher die häufigsten Schlagwörter in den Pitchdecks, wobei die Entwicklungen am Crypto-Markt vielen Ernüchterung beschert haben“, sagt er. „Als Trend ist sicher zu beobachten, dass weiterhin viel Kapital verfügbar ist und die Bewertungen bei Pre-Seed- und Seed-Runden in die Höhe gegangen sind – vor allem, weil die Rundengrößen bei gleicher Verwässerung gestiegen sind.“
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Speedinvest und startup300 sind Investoren von Trending Topics.