Klima

Erderwärmung: In Innenräumen könnte es richtig heiß werden

Der Klimawandel könnte es in manchen Räumen unerträglich heiß werden lassen © Unsplash
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Im November werden Politikerinnen, Wirtschaftsbosse und Forscherinnen im schottischen Glasgow auf der 26. weltweiten Klimakonferenz (COP26) wieder diskutieren, wie man der Klimakrise Einhalt gebieten kann. Das erklärte Ziel: Die Durchschnittstemperatur auf der Erde darf im Vergleich zu vorindustrieller Zeit nicht mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer werden.

Das ist gar nicht so einfach, denn bereits 2020 lag der Schnitt um 1,25 Grad Celsius über der Durchschnittstemperatur der Jahre 1850 bis 1900. Manche Projektionen gehen von bis zu 4°C mehr aus und jüngere Studien zeigen, dass es in Städten sowieso viel heißer wird. Aber was bedeutet das genau? Wie wird sich diese Erderhitzung für einzelne Menschen anfühlen, vor allem dann, wenn sie sich in Innräumen befinden? Dieser Frage ist der Klimamodellforscher Robert Wilby von der britischen Loughborough University nachgegangen.

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Wetterstationen stehen nicht an Hitzepolen

Gleich vorweg: So einfach ist diese Frage natürlich gar nicht zu beantworten. Einerseits, weil die Temperatur nicht überall auf der Welt gleich stark ansteigen wird. Klimaprojektionen, so erklärt Universitätsprofessor Wilby, seien auf weite Naturlandschaften ausgelegt und nehmen keine Rücksicht auf Bedingungen in Gassen, Büros und öffentlichen Gebäuden von Städten.

Der britische Wetterservice Met Office geht davon aus, dass die Temperaturen bis 2060 4°C über dem vorindustriellen Schnitt liegen könnten. Im britischen Cambridge hat es derzeit laut der US-Wetterbehörde NOAA an einem durchschnittlichen Sommertag bis zu 23°C – britische Projektionen gehen davon aus, dass eine Erderwärmung um durchschnittlich 4°C der Universitätsstadt Hitzetage mit 43°C bringen könnte.

Klimaprojektionen hinterfragen

Diese Projektionen sind laut Wilby allerdings zu hinterfragen. Sie würden oft stark vereinfachen und auf Wetterdaten von Stationen basieren, die in der Natur stehen und nicht von Faktoren städtischer Hitzeinseln oder gar zusätzlichen Hitzequellen in Innenräumen beeinflusst sind. Besonders, wenn die Luftfeuchtigkeit gleichzeitig hoch ist, könnten hohe Temperaturen in nicht klimatisierten Innenräumen eine erste Gesundheitsgefahr darstellen, so der Forscher. Für Millionen Menschen in Regionen mit hoher Luftfeuchtigkeit könnte das sogar lebensbedrohlich sein.

Dass Wetterstationen dafür keine zuverlässige Quelle sind, zeigt eine aktuelle Studie, die unter der Leitung von Wilby durchgeführt wurde. Wenn ein Gebäude nicht isoliert und nicht klimatisiert ist, liegen die Temperaturen dort um die Mittagszeit rund 4°C über der Temperatur, die an der Wetterstation gemessen wird. Für Cambridge könnte das nach der zuvor erwähnten Projektion für 2060 in Innenräumen bis zu 47°C bedeuten. In manchen Regionen könnte dieser Effekt noch viel dramatischer sein, wie die Studie zeigt.

Die Temperaturen in Innräumen unterschieden sich von jenen, die an Wetterstationen gemessen werden © Wilby
Die Temperaturen in Innräumen unterschieden sich von jenen, die an Wetterstationen gemessen werden © Wilby

 

 

 

 

 

 

 

Raumtemperatur stark von Baumaterialien abhängig

In der Studie wurden Innenräume in Städten in Ghana untersucht. In der Hauptstadt Accra kamen die Forscher bereits jetzt auf Innenraumtemperaturen bis zu rund 46°C, an einem Tag, an dem es draußen bis zu 37°C hatte. Immerhin: Mit einer guten Isolierung könne man das abfangen, wie die Studie ebenfalls zeigt. Grundsätzlich seien Baumaterialien der größte Hebel, wenn man von nicht klimatisierten Räumen ausgeht. Die Temperatur in isolierten Räumen bleibt laut Studie auch ohne Klimaanlage leicht unter dem Hitzepeak der Wetterstation – durchschnittlich ist es in solchen Räumen tagsüber um 6,9°C kühler. Dort kühlt es in der Nacht allerdings auch nicht mehr so stark ab: Anders als in nicht isolierten Räumen fällt die Temperatur an einem Tag, an dem es zu Mittag bis zu 37°C hat, in der Nacht nicht mehr unter 30°C.

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