Energieeffizienz

Haushalte: Energiesparen als privater Boykott von russischem Erdgas

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Bisher hat sich die Europäische Union nicht für einen sofortigen EU-Importstopp für russisches Gas und Öl entschieden. Damit geht die Staatengemeinschaft bisher einen anderen Weg als die USA und Großbritannien, welche sich bereits für ein solches Energieembargo entschieden haben.

Das bedeutet aber nicht, dass nicht bereits daran gearbeitet wird, die russische Abhängigkeit zu verringern. Am 06.03.2022 reiste der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gemeinsam mit der für Rohstoffe zuständigen Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) und der Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) in die Vereinigen Arabischen Emirate, um verflüssigtes Erdgas, sogenanntes LNG, aber vor allem Grünen Wasserstoff für Österreich zu sichern.

Dabei machte der Kanzler deutlich, dass das Beenden der Abhängigkeit Österreichs vom russischen Gas nicht von heute auf morgen geht. So solle man sich „keine Wunder“ erwarten, so Bundeskanzler Nehammer. Dabei verwies er erneut auf den Umstand, dass mehr als 80 Prozent der österreichischen Erdgasimporte aus Österreich kommen. Das seien Mengen, die man nicht innerhalb von drei Wochen oder drei Monaten ersetzen könne, so der Bundeskanzler.

Österreich gab 2021 rund 11,5 Milliarden Euro für Öl und Erdgas aus

Mit den inländischen Produktionen auf jeden Fall schon mal nicht. Nur neun Prozent des aktuellen heimischen Erdgas-Bedarfes kann Österreich durch die inländische Produktion decken. Etwa 11 Prozent des heimischen jährlichen  Erdgasbedarfes werden über  Norwegen und über kurzfristige Handelsplätze (Deutschland) gedeckt, so die Energieregulierungsbehörde E-Control. Auch diese verweisen gegenüber der apa darauf, dass Österreich seine hohe Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen nicht von heute auf morgen, oder von einem Jahr auf das nächste verringern könne. So laufe der Liefervertrag der OMV für russisches Erdgas laufe noch bis zum Jahr 2040.

Mengen von Biomethan stagnieren

Für die österreichische Erdgas-Förderung sind zwei Unternehmen zuständig: die OMV und die RAG Austria AG. Die österreichischen Förderungen zu erhöhen, um die Abhängigkeit von anderen Ländern zu verringern, ist laut Markus Krug, dem stellvertretenden Leiter der Abteilung Gas der E-Control keine Lösung: „Die österreichischen Erdgasfelder sind schon jetzt sehr ausgefördert.“

Also geraten nun auch weitere Energiequellen in den Fokus. Neben verstärkten Bemühungen um das LNG und den Forderungen nach einem Ausbau der Erneuerbaren Energien, wird daher auch Biomethan immer interessanter. Bisher stagnieren die Mengen des heimisch produzierten Biomethans auf Basis von Biogas, Deponiegas, Klärgas, Holzgas oder sonstigen Ursprungs auf niedrigem Niveau. An 15 Standorten wird Biomethan derzeit auf Erdgasqualität aufbereitet und in das Gasnetz eingespeist. 136 GWh wurden 2021 von diesen in das heimische Netz eingespeist. 2019 lag der Energetische Endverbrauch von Erdgas in Österreich bei 55TWh, so die Statistik Austria. Biomethan macht in der Gesamtmenge somit bisher noch keinen Unterschied.

Im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz ist festgehalten, dass der Anteil von national produzierten erneuerbarem Gas am österreichischen Gasabsatz bis 2030 auf 5 TWh erhöht werden. Neben Biomethan gelten auch Wasserstoff erzeugt mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen und synthetisches Gas auf Basis erneuerbarer Energieträger als erneuerbare Gase.

Noch ist es aber nicht soweit. 57 Prozent des Erdgases verbraucht bisher die Industrie, der Anteil der Haushalte beim Endverbrauch liegt bei 30 Prozent. In Österreich sind in Häusern und Wohnungen etwa 900.000 Gasheizungen installiert.

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„Werden Verkauf nicht verstärken“

Als Privatverbraucher:in daher bewusst auf russisches Erdgas verzichten zu können, ist dabei von heute auf morgen so gut wie unmöglich. Der Anbieter oekostrom AG  gibt selber von sich an, bei dem Wärmeprodukt, welches eine Kombination aus 87,66 Prozent Erdgas und 12,34 Prozent Biomethan sei, beide Komponenten nur aus Österreich zu beziehen. „Es haben seit dem Krieg in der Ukraine die Anfragen leicht zugenommen. Allerdings muss gesagt werden, dass der österreichische Gasbedarf gesamthaft jedenfalls nicht aus österreichischen Quellen gedeckt werden kann“, so die oekostrom AG Vorständin Hildegard Aichberger auf Nachfrage von Tech & Nature.

Ausbauen wolle man den Geschäftszweig daher nicht: „Wir sind vor allem ein Stromversorger, und der Großteil unserer Kund:innen bezieht bei uns ausschließlich Strom. Gas beziehen bei uns vor allem Menschen, die auch ihren Strom bei uns kaufen und ihre Energie aus einer Hand beziehen wollen. Wir sind daher generell nicht an einer Expansion dieses Geschäftsfelds interessiert und werden den Verkauf auch nicht verstärken.“

Loslösen von Russland fest eingeplant

Sich frei von der russischen Abhängigkeit machen, hat die Europäische Union allerdings trotz des Neins zu einem sofortigen Importstopp allerdings schon fest eingeplant. Der kürzlich erschienene REPowerEU-Plan der EU-Kommission (wir berichteten) sieht vor, dass Europa deutlich vor 2030 von fossilen Brennstoffen aus Russland unabhängig gemacht werden soll.

In einem gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF am 09.03.2022 gab die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zudem an, dass die EU-Staaten bereits so viel LNG-Gas eingekauft hätten, dass man in diesem Winter ohne russisches Gas auskommen könne. Trotzdem rief sie auch zum Energiesparen auf. Und das ist auch tatsächlich die Möglichkeit, wie Verbraucher:innen aktiv Einfluss auf den Verbrauch von russischem Erdgas nehmen können.

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Weniger Verbrauch = weniger Abhängigkeit

Denn grundsätzlich gibt auch die oekostrom AG Vorständin Aichberger an, dass man generell beim Strom und Gas zwischen der physischen Lieferung und der wirtschaftlichen Herkunft unterscheiden müsse. „Wer ein oekostrom AG-Produkt kauft stellt sicher, dass in den österreichischen „Gaspool“ genau die Menge eingespeist wird, die man bezieht. Mit der Gaskennzeichnung wird sichergestellt, dass keine Umetikettierung erfolgt“, so Aichberger.

Tatsächlich das russische Erdgasgas boykottieren, können Verbraucher:innen somit, indem weniger verbraucht wird.

Laut dem Thinktank Agora Energiewende könnten Haushalte bereits durch kleine Änderungen ihren Erdgasverbrauch um 10 bis 15 Prozent reduzieren. Dazu schlagen diese ein optimiertes Heizverhalten vor. Längerfristig müsse zudem der Einbau von Wärmepumpen, die energetische Sanierung und der Anschluss an die Fernwärme massiv beschleunigt werden, so Simon Müller, Direktor Deutschland bei Agora Energiewende gegenüber der dpa.

Weitere zehn Möglichkeiten zum gassparenden Heizen zeigt auch die deutsche Verbraucherzentrale auf. Eine davon: Das richtige Lüften. Zudem kann auch die Energieeffizienz im Haushalt deutlich gesteigert werden. Das schont die eigene Geldbörse und verringert so Stück für Stück den Bedarf von russischem Gas.

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