Eric Steinberger

19-jähriger Wiener Forscher kombiniert Roboter und AI mit der Kryptowährung IOTA

Eric Steinberger und ein ABB-Industrieroboter. © Rafael Roman
Eric Steinberger und ein ABB-Industrieroboter. © Rafael Roman
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Langsam kann man erkennen, was der Roboter-Arm da aufs Papier zaubert: Es ist ein künstlerisches Porträt von Rapper Eminem, das der ABB IRB-120 da im eigenen Stil malt. Seine Werkzeuge sind aber nicht nur Pinsel und Acrylfarbe, sondern vor allem Machine-Learning- und Distributed-Ledger-Technologien, die den Industrieroboter zum Künstler machen. Ein Team rund um den 19-jährigen AI-Forscher Eric Steinberger hat an der TU Wien einen ganz speziellen Anwendungsfall für die Machine-to-Machine-Kommunikation geschaffen. Denn der Roboter kann sich seine Malfarbe theoretisch selber nachbestellen, wenn sie ihm ausgeht – bezahlt wird dann mit der Kryptowährung IOTA.

Von Wien nach Cambridge

Steinberger, der erst nächste Woche seine mündliche Matura absolviert (bei der schriftlichen Matura hat er ausschließlich Einser bekommen), ist ein Ausnahmetalent. Bereits mit 15 hat er begonnen, mit Hilfe von Online-Kursen des MIT (Massachusetts Institute of Technology) Mathematik und Physik zu studieren. „Von Anfang an habe ich einen Fokus auf Artificial Intelligence gelegt“, sagt Steinberger im Gespräch mit Trending Topics. Neben der Schule als Research Assistent an der Uni Luxemburg tätig, ist er seit November 2017 Research Intern an der TU Wien und erforscht dort, wie Kryptowährungen wie IOTA in der M2M-Ökonomie funktionieren können. Ihn interessiert, wie Roboter etwa Wetterdaten von Wetterstationen automatisch zukaufen, um ihre Prozesse in Industrieanlagen zu optimieren.

„Jeder Sensor der Welt, etwa auch dein Handy, könnte in dieses Netzwerk aufgenommen werden“, sagt Steinberger. In Vorträgen – etwa am IOT Forum oder auf der WeAreDevelopers-Konferenz – spricht der 19-Jährige vor Fachpublikum über Deep Learning, Distributed Ledger und Blockchain-Technologien. Der nächste Karriereschritt steht bereits an: Anfang Oktober wird Steinberger ans Trinity College in Cambridge gehen – und ist damit in jener englischen Kleinstadt unterwegs, die die Heimat von rund 1.500 Tech-Firmen (u.a. die AI-Startups Five.AI oder Prowler.io) ist. „Wenn man wirklich Engagement, Arbeit und Zeit in eine Sache steckt, dann kann man mit 19 dort sein, wo man einige Jahre zuvor sein wollte“, sagt Steinberger.

„IOTA ist noch lange nicht perfekt“

Mit der Kryptowährung IOTA hat sich Steinberger ein spannendes wie auch gehyptes Forschungsthema ausgesucht. Seine These: Wenn einmal Millionen oder gar Milliarden Geräte, Roboter und Sensoren im Internet of Things (IoT) hängen, wird es eine Möglichkeit geben müssen,  damit die Maschinen sich gegenseitig für Daten und Dienste bezahlen können, ohne Menschen dafür zu brauchen. „Ich bin kein Fan von Hype. Doch es gibt ein reales Problem: Es ist nützlich, wenn sich Maschinen Informationen zuschicken können, und in einer kapitalistischen Gesellschaft kostet das eben etwas. Und da kommt IOTA ins Spiel“, sagt Steinberger. „Bitcoin ist für IoT nutzlos, weil das Netzwerk immer langsamer wird, je mehr Transaktionen es gibt. IOTA dagegen wird schneller, je mehr Transaktionen im Netzwerk passieren.“

Doch noch sei IOTA (derzeit bei einer Marktkapitalisierung von rund 4,9 Milliarden Dollar) weit davon entfernt, ein wirklich dezentrales Netzwerk für M2M-Transaktionen zu sein. Steinbergers Forschung hätte ergeben, dass derzeit nur fünf bis zehn Transaktionen pro Sekunde durchgeführt werden können, und dezentral sei das das Netzwerk auch nicht, weil noch ein „Coordinator“ der IOTA Foundation die Transaktionen verifizieren müsse und nicht verteilte Nodes. „IOTA ist nicht das, als was es beworben wird. Aber es kann durchaus das werden, was es verspricht zu sein. Es hat die theoretischen Grundlagen dafür“, sagt Steinberger. „IOTA ist noch lange nicht perfekt. Dinge dauern, speziell neue Technologien. Es bringt auch nichts, sich dabei zu stressen, weil dann kommen nur Bugs ins System.“ Für Großunternehmen sei IOTA auf jeden Fall spannend. „Bosch ist in IOTA investiert. Das spricht für sich.“

Blockchain: „Hype wird sich einpendeln“

Der aktuelle Hype rund um Blockchain-Technologien und Kryptowährungen hat Unternehmen weltweit dazu gebracht, die Investitionen in Krypto-Startups ordentlich aufzudrehen (Trending Topics berichtete). Von der Industrie über die Musikwelt bis hin zum Energiesektor – jede Branche scheint von der Blockchain-Revolution betroffen. Doch Steinberger relativiert. „Bestimmte Prozesse profitieren von einem dezentralen System, andere nicht. Es geht also sicher nicht darum, die ganze Welt durch Blockchains zu ersetzen. Ich mag diesen Hype nicht. Zu sagen ‚wir müssen alles andere wegwerfen, weil jetzt die Blockchain kommt‘, das interessiert mich nicht.“

Vielmehr sieht Steinberger ganz spezifische Anwendungsgebiete wie eben IoT, wo sich dezentrale Systeme durchsetzen werden. „Die Blockchain wird nicht wieder verschwinden, sie ist halt nur noch in der Baby-Phase. Der Hype wird sich einpendeln, und die Blockchain wird dort implementiert werden, wo sie nützlich ist, aber eben nicht überall.“

AI-Forscher Eric Steinberger. © Jakob Steinschaden
AI-Forscher Eric Steinberger. © Jakob Steinschaden

Selbst investiert der junge Blockchain-Forscher nicht in Kryptos. „Ich bin generell kein Fan von Investing, auch bei Kryptos nicht. Da schaut man nur aufs Smartphone, ob der Preis rauf oder runter geht, das ist nicht mein Ding. Ich mag diese Gambling-Einstellung nicht.“ Für seine Generation sei es jedenfalls einfach, Teil der Blockchain-Revolution zu sein, weil man sich ziemlich einfach Coins kaufen könne. Doch mit dem Thema würden sich Menschen in seinem Alter nur ganz selten auseinandersetzen. „Der Otto-Normal-Schüler weiß nicht, was das alles ist.“

Künstliche Intelligenz als Steckenpferd

Ob Blockchain sich durchsetzt oder nicht – einem Thema wird Steinberger auf jeden Fall treu bleiben: Artificial Intelligence. „Ich finde den Gedanken schön, ein System zu haben, das in der Lage ist, alle Probleme vollkommen rational und effizienter als der Mensch lösen zu können. Das ist, wo Künstliche Intelligenz hin möchte, wo sie aber heute definitiv noch nicht ist“, sagt Steinberger. „Wenn man etwas nachbauen kann, dann versteht man es. Für mich ist die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz der Weg zu verstehen, wie der Mensch funktioniert und eventuell auch ihn zu verbessern.“

Der junge Forscher, der bald in Cambridge seinen Studien nachgehen wird, sie AI als Möglichkeit, viele Probleme zu lösen. „Selbstfahrende Autos sind ein gutes Beispiel. Die Dinger werden einfach nicht müde, trinken keinen Alkohol und haben so eine geringere Fehlerquote als der Mensch.“ Wie auch Blockchain stünde AI aber noch am Anfang ihrer Entwicklung. „Heute darf sich nichts Artificial General Intelligence nennen, aber ich denke schon, dass es Künstliche Intelligenz gibt. Dass ein Computer Go spielen oder Bilder in Sätzen beschreiben kann, war für viele nicht vorstellbar. Doch das können Computer bereits seit Jahren. Doch generell besser als der Mensch sein, davon ist Künstliche Intelligenz noch weit entfernt.“

„Niemand hat mich unter Druck gesetzt“

Seinem Studium im Ausland sieht Steinberger mit großer Vorfreude und Enthusiasmus entgegen, immerhin hat er die Chance, in Cambridge einige der führenden Experten im Bereich Künstlicher Intelligenz zu treffen. Dass er es in so jungen Jahren als einer der wenigen Österreicher so weit geschafft hat, macht ihn sichtlich stolz. Warum er es so schnell so weit gebracht hat? „Ich pflege immer zu sagen: Fokus ist die Entscheidung, was du nicht tust.“

Den Entschluss, sich Künstlicher Intelligenz im wissenschaftlichen Bereich zu widmen, traf Steinberger aus eigenem Antrieb. „Meine Eltern sind beide keine Forscher. Aber sie haben mich immer machen lassen was ich wollte, daher kommt die Eigenständigkeit. Mentoren hatte ich auch nicht direkt, aber ich hab mir ein paar Vorbilder ausgesucht, an denen mir gewisse Eigenschaften mochte, etwa Ilya Sutskever von OpenAI oder Elon Musk“, so der junge AI-Forscher. Seine Lehrer an der HTL Spengergasse seien immer sehr unterstützend gewesen, doch ausschlaggebend für den Werdegang sei er selbst gewesen. „Niemand hat mich jemals unter Druck, gesetzt mehr zu machen.“

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