Erst Wasserknappheit, nun Chemikalien: Bau von Teslas Giga-Fabrik erneut Streitpunkt
Die Bedenken um die geplante Tesla-Gigafabrik im brandenburgischen Grünheide nahe Berlin reißen weiterhin nicht ab. Dem brandenburgischen Landesamt für Umwelt liegt nun ein Störfallgutachten vor, das vor teilweise lebensgefährlichen Faktoren in Notfällen warnt. Tesla selbst hat das Gutachten in Auftrag gegeben und die Ingenieurgesellschaft Müller-BBM aus Hamburg hat es erstellt. Dem Bericht zufolge können unter anderem durch Schäden in der Fabrik-Lackiererei gefährliche Gaswolken entstehen, die sich entzünden könnten.
Produktionsstart verzögert sich
Eine weitere Bedrohung stellt laut dem Gutachten die Chemikalie Tetrafluorpropen dar, die als druckverflüssigtes Gas austreten kann. Dieses könnte eine Lache bilden, „die sich entweder ungehindert oder innerhalb eines Auffangraums ausbreitet“, heißt es in dem Bericht. Es sei anzunehmen, dass dann ein Lachenbrand folgt und anschließend die Gase verdampfen. Bei dem Brand könne Fluorwasserstoff entstehen, ein Reizgas, dass die Atemwege von Menschen angreift.
Tesla will zumindest die Ergebnisse des neuen Gutachtens in die Planung einbeziehen. Ursprünglich wollte das Unternehmen im Juli mit der Produktion beginnen. Jedoch könnte sich der Start verzögern. Der Antrag zur Genehmigung des Vorhabens muss laut dem Landesumweltamt erneut öffentlich ausgelegt werden, weil Tesla eine Batteriefabrik in den bisherigen Antrag inkludieren will. Unter anderem wollen auch die Linken im Brandenburger Landtag wegen dem Gutachten den Bau blockieren. „Unter diesen Umständen kann das Werk nicht einfach so ans Netz gehen, wie derzeit geplant“, erklärte der infrastrukturpolitische Sprecher Christian Görke.
Tesla auch außerhalb Deutschlands in Kritik
Bislang errichtet Tesla laut dem Nachrichtenportal rbb24 die Fabrik über einzelne vorläufige Zulassungen, weil die komplette umweltrechtliche Genehmigung des Landes Brandenburg noch aussteht. Jährlich sollen rund 500.000 Wagen der Fahrzeuge Model 3 und Model Y in Grünheide entstehen. Beim Bau der Gigafabrik kommt es aber immer wieder zu umweltbezogenen Bedenken. Im März warnte eine ZDF-Dokumentation vor Problemen für die Wasserversorgung der Umgebung (Tech & Nature berichtete).
Tesla: Gigafactory in Brandenburg wird zum Problem für Wasserversorgung
Auch abseits von Deutschland zieht Tesla momentan immer wieder Kritik an. Erst kürzlich hat der Konzern ein Gerichtsverfahren in Norwegen verloren. Darin ging es um ein Software-Update, nach dem mehrere Kunden bei ihren Autos eine verminderte Ladekapazität festgestellt hatten und deshalb geklagt haben. Laut der norwegischen Online-Zeitung Nettavisen hat das Gericht zu Gunsten der Kläger entschieden und Tesla zu einer Schadensersatzzahlung von 13.300 Euro an jeden von dem Update betroffenen Kunden verurteilt. Dem Blog Electrek zufolge könnten in Norwegen mehr als 10.000 Fahrer ein Anspruchsrecht haben.