Nachgefragt

ESA: Warum die ISS im Meer versenkt statt recycelt wird

Bilder wie diese - aus dem ISS - wird es nur noch acht weitere Jahre geben. ©Roscosmos
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Wenn Legenden sterben, kommt es nicht selten zu pompösen Beerdigungen. Dort haben Anhänger:innen, Verehrer:innen und Fans nochmal die Chance sich von einer Ära zu verabschieden. Die National Aeronautics and Space Administration (NASA) hat jedoch kürzlich für 2030 das Ende einer Ära angekündigt, das für Fans gar nicht zugänglich sein wird: Nach dann über 30 Jahren, wird die Internationale Raumstation (ISS) außer Dienst gestellt. 

Weltraumschrott: Eine auf der Erde unsichtbare Gefahr

Weltraumfriedhof irgendwo im Nirgendwo

251 Astronaut:innen aus 19 verschiedenen Ländern waren seit ihrer Inbetriebnahme 1998  auf der ISS zu Besuch, so die NASA. Egal ob Forschende und Tourist:innen – zahlreiche Geschichten wurden innerhalb der Wände der Raumstation geschrieben. Nun soll sie jedoch ab Mitte dieses Jahrzehnts abgebremst werden und 2031 dann zur Erde zurückgeschickt werden. Das geht aus dem Plan für den Übergang der Internationalen Raumstation der NASA hervor. 

Die ISS wieder zurück auf der Erde? Klingt vielversprechend. Oder auch nicht. Das Zurückkehren zur Erde wird nicht so romantisch ablaufen, wie sich das vielleicht manche Space-Fans wünschen würden. Tatsächlich wird die Raumstation in den „Raumschiff-Friedhof“ – mitten im Pazifik – stürzen, kilometerweit weg von eventuellen Schaulustigen. “Point Nemo”, oder eigentlich “South Pacific Ocean(ic) Uninhabited Area”, wie der Absturzort genannt wird, liegt zwischen Neuseeland und Chile und gilt als der beliebteste Weltraumfriedhof. Wie viele Raumfahrzeuge dort bereits ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, sei laut Expert:innen der European Space Agency (ESA) nicht genau bekannt. Durchschnittlich seien es drei bis fünf Fahrzeuge pro Jahr in der Region rund um Point Nemo. Hauptsächlich würde Point Nero von „non-recovery cargo vehicles“ , welche zur und von der ISS wegfliegen, genutzt. Auch die Vorgängerin der ISS, die Raumstation MIR, wurde in der gleichen Region de-orbitiert.

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ISS verglüht zum Großteil

Tauch-Begeisterte sollten jedoch nicht erwarten, in zehn Jahren durch die ISS tauchen zu können. Von der ISS wird dann nicht mehr viel übrig sein. Bei ihrem Eintritt in die Atmosphäre verglühen große Teile der Raumstation. Wie viel Prozent der ISS überleben, kann laut der ESA nicht genau vorhergesagt werden, da dies von vielen Faktoren abhinge. Bei allgemeinen Objekten, die de-orbitiert werden, würden circa  5-40 Prozent den Wiedereintritt überleben. Im Falle des MIR-Wiedereintritts war es laut ESA unwahrscheinlich, dass ein Modul vollständig überlebte. Aber da es zu erwarten sei, dass größere Teile schwerer Materialien wie der Verbindungsanschluss oder hitzebeständige Materialien, wie Tanks und Steuerkreisel der ISS, den Absturz überleben, sei der Raumschifffriedhof die sicherste Methode.

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Bergung des ISS nicht möglich

Dabei stellt sich dann die Frage nach der Nachhaltigkeit einer solchen Entsorgung im Meer. Laut ESA bleiben die meisten Teile der ISS wahrscheinlich auf dem Meeresgrund liegen, während leichtere Teile im Meer schweben. 

Eine Bergung der somit verbleibenden Teile aus dem Meer sei, zumindest so die Aussage der ESA auf Nachfrage von Tech & Nature, nicht möglich. Die Teile, die den Wiedereintritt in die Atmosphäre überstehen, hätten im Regelfall eine höhere Dichte als Wasser und sinken dadurch ab. Die anvisierten Gebiete für den kontrollierten Wiedereintritt sind jedoch zwischen zwei und sieben Kilometer tief, sodass die Teile auf dem Meeresgrund kaum geortet werden können. Das mache die Bergung im Allgemeinen nicht durchführbar.

Eine Ausnahme stellen jedoch die die Launching-Verkleidungen dar. Sie befinden sich nicht auf der ISS, seien aber auf allen Trägerraketen vorhanden. Da diese kaum sinken, werden sie immer wieder im Meer gefunden oder an Stränden angespült, wo sie dann geborgen werden würden, gibt die ESA an. 

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Recycling ausgeschlossen

Übrigens: Ein Auseinanderbauen der Raumstation direkt im Weltall halten die Raumfahrt-Spezialist:innen auch für sehr contra produktiv. So gibt die ESA auf Nachfrage an: „Nein. Tatsächlich ist es eine sehr schlechte Idee, ‘Dinge im Weltraum auseinander zu brechen’, da dies zu noch mehr unkontrolliertem Weltraummüll führt. Die ISS in einem Stück zu halten und zu de-orbieren ist die nachhaltigste Art, sie zu entsorgen.”  Auch ein Recycling der Materialien schließen diese aus. Recycling im All sei sehr teuer und dafür würden die Budgets nicht reichen. Jedoch sei im Vorhinein die gesetzlich vorgeschriebene Folgenabschätzung durch das Projektbüro durchgeführt worden.

 

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Keine neue ISS geplant

Damit wäre das Schicksal der ISS wohl besiegelt. Weltraum-Fans, die sich ein Erinnerungsstück der Raumstation aufheben wollen, müssen hoffen, dass etwas von ihr angeschwemmt und gefunden wird. Denn eine Nachfolgerin der ISS wird es nicht geben. “Die Ziele haben sich geändert, so dass es keine ’neue ISS‘ geben wird, sondern eher eine andere Reihe von besetzten Stationen und Fahrzeugen in der niedrigen Erdumlaufbahn“, so die Angaben der ESA. Dabei werde vor allem der private Sektor wahrscheinlich eine größere Rolle spielen, da die staatlichen Ausgaben für die Weltraumforschung laut der Organisation eher gering seien.

Wenn es keine staatliche Raumstation mehr im All gibt, bleibt es natürlich abzuwarten, wie sich die Raumfahrtforschung weiterentwickelt. Vielleicht wird es in der  Zukunft möglich sein, auch ohne mehr Weltraumschrott, Raumfahrzeuge nicht mehr im Ozean „beerdigen“ zu müssen. Im Forschungsbereich der Weltraumforschung gibt es bereits Technologien, die von Beginn an in die Raumfahrzeuge eingebaut werden. Diese sollen nach dem Beenden einer Mission dafür sorgen, dass die Satelliten nachhaltig aus ihrem Orbit geholt werden können, wir berichteten. 

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