Kommentar

Ethereum-Bashing: Bitcoiner, kehrt vor der eigenen Haustür!

Ethereum vs. Bitcoin.
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Ethereum hat es (bis dato ohne technische Probleme) geschafft: Seit heute morgen läuft die zweit wichtigste Blockchain nicht mehr auf Proof of Work, sondern auf Proof of Stake. Das bedeutet zuerst einmal, dass der Stromverbrauch im Vergleich zur nun abgeschlossenen Mining-Ära um mehr als 99 Prozent sinkt. In Zeiten der Klimakatastrophe ist das eine sehr wichtige Botschaft.

So kann etwa Ethereum-Entwickler Justin Drake behaupten, dass das technische Upgrade der Ethereum-Blockchain den weltweiten Energieverbrauch schlagartig um 0,2 Prozent senken kann. Wir sprechen hier von etwa 44,5 TWh pro Jahr, die Ethereum-Miner bisher für ihre Rechner brauchten, um Transaktionen zu bestätigen. Künftig braucht Ethereum aber nur mehr etwa 2,6 MWh. Das ist, als würde man den Stromverbrauch von Chile durch den Stromverbrauch einer US-Kleinstadt mit etwa 2.100 Haushalten ersetzen.

Nun muss Ethereum künftig beweisen, dass es eine stabile, verlässliche und zensurresistente Blockchain bleibt – nur dann werden Unternehmen und Startups weiterhin ihre dApps auf Ethereum aufbauen. Die Argumente der anderen PoS-Netzwerke Solana, Cardano oder Polkadot, sie seien viel grüner als Ethereum, fallen nun weg.

Bitcoin hinkt bei Öko-Maßnahmen deutlich hinterher

Bitcoin-Hardliner schauen derweil von der Seitenlinie zu und lassen kaum ein gutes Haar an Proof of Stake. Sie halten Bitcoin weiter für die einzig wahre Blockchain und schwören auf die Robustheit von Proof of Work. Es gibt keine Anzeichen, dass Bitcoin jemals von Mining abrücken wird – stattdessen sind Mining-Unternehmen darum bemüht, auf Ökostrom umzustellen. Nur: Die bisherigen Versuche, der Branche Selbstregulierung aufzuerlegen (z.B. via Bitcoin Mining Council), haben nicht gefruchtet.

Nun will die US-Regierung durchgreifen und verlangt nicht nur neue „Standards für eine sehr niedrige Energieintensität, einen geringen Wasserverbrauch, eine geringe Lärmerzeugung und eine saubere Energienutzung durch die Betreiber“, sondern wird das auch extern durch Behörden prüfen (Trending Topics berichtete). Das ist eine relevante Ansage an die Branche – immerhin sind die USA in den letzten Jahren zum wichtigsten Standort für BTC-Miner geworden. Die US-Regierung stellt auch Einschränkungen und Verbote für Krypto-Asset-Mining in den Raum, sollten sie keine wirksamen Maßnahmen treffen.

Zentralisierung ist nicht nur für Ethereum eine Gefahr

Klar ist auch, dass Ethereum sich künftig stärker mit der Gefahr der Zentralisierung auseinandersetzen muss. Staking-Pools wie Lido Finance sind der einfachste Weg für Normalnutzer:innen, an Proof of Stake teilzunehmen. Sie delegieren dabei ihre ETH an einen Anbieter, der das Staking für sie betreibt. Die Staking-Pools haben natürlich etwas davon. Lido Finance (aktuell der größte Anbieter, siehe unten) erhält 10% der ETH, die an die User ausgeschüttet werden.

Deswegen gibt es schon lange den Vorwurf bei Proof of Stake, dass dieses Konsens-Verfahren die Reichen reicher macht. Je mehr ETH-Token man als Stake einbringt, desto mehr neue Token bekommt man auch. Kritiker:innen meinen nun, dass das am Ende ein Oligopol schafft – einige wenige Firmen wie Lido Finance, Coinbase und Binance werden die Mehrheit der Validatoren unter Kontrolle halten; und Ethereum würde dann angreifbar werden, weil Behörden diesen Firmen die Durchführung bestimmter Transaktionen verbieten könnten.

Aber: Ist das Bitcoin-Netzwerk nicht eigentlich auch gar nicht so dezentral, wie manche meinen? Und sind es nicht eigentlich einige wenige Mining-Pools, die die Mehrheit des Netzwerks kontrollieren? Und findet nicht eigentlich eine Zentralisierung rund um US-Miner statt, während andere Weltregionen (z.B. auch Europa) bei Bitcoin so gut wie keine Rolle spielen? Hier der Vergleich:

Ethereum: Verteilung der Staking-Pools nach Anzahl der Validatoren:

Bedeutet: Vier Staking-Pools (Lido Finance, Coinbase, Kraken und Binance) vereinen etwa 60 Prozent der Validatoren.

 

Anteile der Bitcoin Mining-Pools an der Hash-Rate:

Bedeutet: Vier Mining-Pools (Foundry USA, AntPool, F2Pool und Binance Pool) vereinen rund 67 Prozent der gesamten Hashrate auf sich.

Innovation entsteht durch Wettbewerb

Während in der Bitcoin-Community andere Krypto-Assets (manchmal, aber eben nicht immer) oft als Shitcoins abgetan werden, gibt es kaum Hardliner in der Ethereum-Community. Dort wird selbst bei der Merge-Feier sofort offen diskutiert, dass Zentralisierung in Zukunft eine große Herausforderung sein wird. Ethereum-Unterstützer:innen sind meistens auch gleichzeitig Bitcoin-Fans – umgekehrt ist das eher die Ausnahme.

Die Einstellung vieler Bitcoiner, dass es nur eine einzige Blockchain geben soll, teile ich nicht. Auch Bitcoin löst nicht alle seine Versprechen ein; so ist BTC aktuell kein Inflationsschutz, als das es oft verkauft. Innovation entsteht durch Wettbewerb, und Ethereum hat sich als innovativ gezeigt, um ein großes Problem von Distributed Ledger Technologie zu lösen – nämlich den hohen Energieverbrauch. Jetzt sind die Bitcoiner am Zug – die US-Regierung wartet.

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