Preisbildung: Ethereum kann unter Proof of Stake deflationär werden
Es sind keine 48 Stunden mehr, dann wird Ethereum komplett von Proof of Work zu Proof of Stake wechseln und die Ära des Mining hinter sich lassen. Das bedeutet auch, dass die Menge neuer ETH-Token, die in den Markt kommt, sich drastisch ändert. Denn waren es bisher 13.000 neue ETH, die täglich als Belohnung an Miner ausgeschüttet wurden, werden es laut Ethereum Foundation unter PoS fast 90 Prozent weniger sein – also etwa 1.600 ETH pro Tag. Und das könnte sich mittelfristig in Kombination mit dem Burn-Mechanismus, der schon durch das London-Upgrade eingeführt wurde, auf die Preisbildung auswirken.
Deswegen stellen sich dieser Tage immer mehr die große Frage: Kann Ethereum deflationär werden? Deflation würde eine Verknappung der Token-Menge bedeuten. Würde das auf steigende Nachfrage stoßen, dann könnte es eine Kursexplosion geben. SO zumindest die Theorie. Seitdem im August 2021 das Ethereum Improvement Proposal (EIP) 1559 live gegangen ist, meinen Expert:innen, dass bei Ethereum eine Deflation kommen könnte. Damals wurde eingeführt, dass regelmäßig eine bestimmte Token-Menge zerstört statt an Miner ausgeschüttet wird. Wie man auf etherchain.org sehen kann, wurden seit damals insgesamt 2.621.287 ETH zerstört – allerdings hat das noch keine Deflation ausgelöst.
Ungewisser Faktor: die Nachfrage
In Kombination mit der reduzierten neuen Menge an ETH bei Proof of Stake könnte es in Zukunft aber Deflation bei Ethereum geben. Die Krypto-Börse Kraken, die neben Lido Finance und Coinbase aktuell zu den drei größten Staking-Anbietern gehört, hat der Frage der Deflation von Ethereum einen eigenen Report gewidmet. Mit einer konkreten Aussage, ob Ethereum deflationär werden könnte, halten sich die Kraken-Analyst:innen zurück.“ Wir kommen zu dem Schluss, dass ein Schwellenwert für die Grundgebühr von mehr als 15,43 gwei erforderlich ist, damit ETH nach dem Zusammenschluss deflationär wird, wenn man die aktuelle Anzahl der Validierer zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts berücksichtigt.“
Und weiter: „Zum Vergleich: Der Schwellenwert für die Grundgebühr von 15,43 gwei liegt innerhalb der Spanne der täglichen Gasgebühren, die in den letzten 12 Monaten beobachtet wurden (10-200 gwei), und 19 % höher als die durchschnittliche tägliche Grundgebühr im August 2022 (13 gwei)“, heißt es in der Conclusio der Analyse. In Anbetracht dieses Gasgebührenumfelds gehen wir von einer leicht inflationären ETH-Nettoemission nach dem Zusammenschluss aus. Wir erwarten jedoch auch, dass die ETH-Nettoausgabe deflationär wird, wenn die Nutzung von Ethereum steigt.“
Das bedeutet: Alleine durch den Wechsel auf Proof of Stake und die Reduzierung der täglich neuen ETH auf etwa 1.600 ETH pro Tag wird es keine Deflation geben. Parallel zum sinkenden Angebot muss noch die Nachfrage steigen. Aktuell sind Anleger:innen aber eher abwartend – der Preis von ETH hängt seit vielen Wochen zwischen 1.400 und 2.000 Euro fest. Trotz Aussicht auf The Merge gab es bis dato noch keinen großen Run auf das Krypto-Asset.