Ethereum wird zu deflationärem Asset
Leena ElDeeb und Karim AbdelMawla sind Research Associates bei 21.co, einem Krypto-Asset-Manager aus der Schweiz. In diesem Gastbeitrag befassen sie sich mit dem deflationären Status von Ethereum und der Verwendung von erneuerbaren Energien beim Krypto-Mining.
Der Kryptomarkt konnte eine weitere Woche ein hohes Widerstandsniveau aufrechterhalten, wobei sich der Bitcoin-Kurs wie in der Abbildung unten gezeigt bärisch bewegte, die Renditen von Ethereum hingegen um fast 2,4 Prozent stiegen. Die größten Gewinner dieser Woche sind diesmal die Blockchainprojekte Optimism mit einem Preisanstieg von fast 14 Prozent und die Staking-Plattform Lido mit einem Anstieg von drei Prozent. Der TVL (Total Value Locked) von Algorand stieg aufgrund einer 25-Millionen-Dollar-
Abbildung 1: Wöchentliche TVL und Preis-Performance der wichtigsten Krypto-Kategorien
Quellen: 21Shares, Coingecko, DeFi Llama *
Spot und Derivate-Märkte
Abbildung 2
Quelle: Glassnode
Das obige Diagramm zeigt die durchschnittliche Funding Rate (in Prozent), die von den Börsen für unbefristete Futures-Kontrakte von Bitcoin festgelegt wurde. Eine auf der Grafik veranschaulichte negative Funding Rate bedeutet, dass Short-Positionen regelmäßig Long-Positionen bezahlen müssen und deutet in der Regel auf eine pessimistische Stimmung hin, da zunehmend Short-Händler den Markt dominieren.
On-Chain Indikatoren
Abbildung 3
Quelle: Ultrasound.money
60 Prozent des Krypto-Mining ist erneuerbare Energie
Vorschläge für Krypto-Standards
- Schwarze Listen anstelle von Erlaubnislisten als Ansatz für die Einhaltung von Sanktionen in Blockchain-Umgebungen.
- Ein „5-5-Community-Standard“, der in erster Linie die Entschädigung bzw. den Schutz der Kund:innen in den Blick nimmt, für den Umgang mit Hackern, die eine über die Reserven des Protokolls hinausgehende Summe abgreifen.
- Einführung von Wissenstests zur Bestimmung der Produkttauglichkeit für den Verbraucherschutz
- DeFi muss erlaubnisfrei bleiben; kein Entwickler braucht eine Lizenz, um einen Smart Contract zu programmieren.
Die Community wies den Vorschlag von SBF mit dem Argument zurück, dass die Einhaltung der OFAC-Sanktionsliste die Beendigung von Transaktionen mit ganzen Bevölkerungsgruppen bedeute anstatt nur solche Adressen auszuschließen, die als schlechte Akteure verurteilt worden sind.
Unsere Einschätzung
Es ist auch wichtig zu bedenken, dass FTX, so groß es in der Branche auch sein mag, als zentralisierte Börse nicht repräsentativ in Bezug auf die Ansichten und Denkprozesse am Kryptomarkt ist. Grundsätzlich glauben wir bei 21Shares, dass der Vorschlag des SBF ein guter Schritt ist, um die Diskussion innerhalb der Gemeinschaft anzuregen und zu helfen, sinnvollere Regelungen zu kultivieren, die Verbraucher:innen und Protokolle gleichermaßen schützen, ohne den Nutzen der jeweiligen Partei zu behindern.
Krypto-Strafverfolgung rüstet auf
Was die Strafverfolgung betrifft, so wird derzeit angeblich eine neue Interpol-Einheit für Krypto-Verbrechen eingerichtet, um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass konventionellen Strafverfolgungsteams nur wenig Ausbildung oder Ressourcen zur Verfügung stehen, was den Prozess oft behindert. Interpol ist in der Tat nicht die einzige Strafverfolgungsbehörde, die unter Ressourcenmangel leidet. Ein US-Richter, der den Konkursfall der Krypto-Kreditplattform Celsius leitet, will in Ermangelung eines US-Pendants auf ein britisches Beratungsdokument zurückgreifen. Dies ist angesichts von den noch in Aufbau befindlichen Regulierungsinfrastrukturen für Kryptowährungen durchaus verständlich, wenn man zudem bedenkt, wie jung die Branche ist.
Unsere Einschätzung
Wir sind der Überzeugung, dass die Bemühungen um grenzüberschreitende Regulierungen sehr wichtig für den Kryptosektor sein können und den Prozess eines globalen Justizsystems beschleunigen könnten, das die Besonderheiten der Branche verstehen und demzufolge sowohl Gerechtigkeit als auch Innovation fördern kann.
Krypto-Infrastruktur – Updates bei Layer1 Blockchains
ETH wird deflationär
Ethereum erfüllt mit der Beibehaltung eines deflationären Status eines der wichtigsten Versprechen des „Merge“. Einfach erklärt wird das Asset deflationär, da durch das Verifizieren von Transaktionen mehr Ether „verbrannt“ wird, als neues geschaffen wird, wodurch das Niveau vor dem Merge fast wieder erreicht ist.
Hack bei Alarm Clock-Funktion von ETH
Berichten zufolge wurde der sogenannte “Alarm clock-Smart-Contract” von ETH gehackt. Dabei handelt es sich um eine Funktion, die es Nutzer:innen ermöglicht, zukünftige Transaktionen zu senden, indem sie die Empfängeradresse, den zu sendenden Betrag und den Zeitpunkt für die Ausführung der Transaktion angeben. Ein kleiner Bug ermöglichte es dem Hacker, den Scheduler-Prozess zu manipulieren und ETH im Wert von 260.000 US-Dollar zu erbeuten, indem er Transaktionen mit überhöhten Gasgebühren rückgängig machte, die dem Angreifer letztlich einen größeren Teil der Transaktionsgebühren zurückzahlten, als er verdiente.
Aptos stellt Mainnet vor
Das neue Layer1-Blockchainprojekt Aptos, das aufgrund seines neuartigen Konsensmechanismus und seiner überlegenen Transaktionsfähigkeiten, die eine theoretische Obergrenze von 100K erreichen, als „Solana-Killer“ angepriesen wird, hat am vergangenen Mittwoch sein Mainnet vorgestellt. Der Start war allerdings von Kontroversen begleitet, die auf die fragwürdige Tokenomik (Token-Ökonomie), den mittelmäßigen Durchsatz, der anfänglich bei 4 Txs lag und sich bis heute auf 14 erhöht hat, und die schlechte Kommunikation der Stiftung zurückzuführen sind.
Avalanche geht mit „Banff-Upgrade“ Komplexitätshindernisse an
Anderslautenden Nachrichten zufolge hat das Layer1-Projekt Avalanche eine allumfassende Kommandozentrale vorgestellt, die die Komplexität der Durchführung von On-Chain-Aktionen abstrahiert. Unter dem Namen „Core-web“ wird diese Zentrale den Nutzern einen Portfolio-Tracker zur Verfügung stellen, mit dem sie ihre Token-Haltewerte überprüfen, NFTs einsehen und zahlreiche On-Chain-Aktivitäten wie das sogenannte „Bridging“ (Transferieren von Token zwischen verschiedenen Plattformen) und „Swapping“ (Tauschen von Kryptowährungen) durchführen können.
Dies ist eine hervorragende Einrichtung, da sie die Komplexität des Umgangs mit web3-Ökosystemen beseitigt – das größte Hindernis beim Onboarding neuer Nutzer. Avalanche hat zudem mit der sogenannten „elastische Validierung“ eine Funktion veröffentlicht, die Validatoren mit mehr individueller Befugnis über Subnetze ausstattet und ihnen darüber hinaus erlaubt, ihren nativen Token einzusetzen. Der neue Mechanismus wird im Rahmen des sogenannten „Banff-Upgrades“ ausgerollt.
Skalierbarkeit
Die Layer2 Skalierungslösung Optimistic hat mit der Ankündigung von OpStack sein neuestes Angebot zur Standardisierung der Blockchain-Entwicklung vorgestellt. Die architektonische Blaupause ist eine Sammlung modularer Komponenten, die die monolithische Struktur traditioneller Blockchains aufbrechen und sie in Konsens-, Governance- und Ausführungsebenen aufteilen – was ihre Leistung verbessert und dabei Staus umgeht. Die Verwirklichung dieser Vision könnte für das Wachstum der Kryptowährung von entscheidender Bedeutung sein, da sie die Interoperabilität durch die gemeinsame Weiterleitung von Nachrichten verbessert und gleichzeitig die Dezentralisierung durch die Einführung gemeinsamer Sequenzer erhöht. Letztere können auch eine atomare, kettenübergreifende Kompositionsfähigkeit bieten, was unter dem derzeitigen monolithischen System nicht möglich war. Der Grund dafür ist, dass ein und dieselbe Konsensschicht nun eine Reihe von Blockchains mit unterschiedlichen Architekturen unterlegen kann.
In ähnlicher Weise hat Arbitrum, Layer2-Skalierungslösung für Ethereum, ein neues Allzeithoch bei ihren täglichen Transaktionen erreicht. Dies stellt einen beeindruckenden Meilenstein dar, da es dem Netzwerk gelungen ist, seine derzeit stockende Nutzerbasis ohne jegliche Anreizprogramme zu sichern. Schlussendlich wird das zkSync-Mainnet[1] dieser Blockchain am 28. Oktober in Betrieb genommen, was den Wettbewerb verschärft, da auch Polygon und Binance (BNB) bereits Testnetze ihrer zk-Rollups-Netzwerke[2] veröffentlicht haben.
DeFi – das neue dezentralisierte Finanzsystem
Das ETH-Ökosystem
Frax Finance, das Protokoll hinter dem semi-kollateralisierten und algorithmischen Stablecoin FXS, hat seinen Einstieg in das „Liquid Staking“-Geschäft angekündigt. Zur Erinnerung: Liquid Staking bedeutet, dass POS (Proof of Stake)-Vermögenswerte an eine dritte Partei delegiert werden, um Rendite zu erzielen, ohne dass dabei eigenes Kapital gebunden wird. Mit der Einführung von frxETH in die ETH-Derivat-Vertikale, die derzeit mit anderen Akteuren wie Rocketpool und Ankr, Coinbase und Lido gesättigt ist, wird Frax jedoch auf einen harten Wettbewerb treffen. Letzterer ist der dominierende Anbieter, während die Kryptobörse Coinbase an zweiter Stelle steht.
Die Entscheidung von Frax ist aus folgendem Grund ein hervorragender Schritt zur Dezentralisierung von ETH: Lidos Aufstieg über ETH2-Einlagen – angetrieben durch die Attraktivität des Produkts und die Tatsache, dass es zuerst auf den Markt kam – hat sie für einen großen Teil der Blockproduktion verantwortlich gemacht und Bedenken hinsichtlich einer Zentralisierung auf der Konsensschicht aufkommen lassen. Ein umfassenderer Validierungssatz sollte daher dazu beitragen, den Widerstand gegen Zensur auf Protokollebene zu fördern.
Der Vorschlag der MakerDAO-Governance, 1,1 Milliarden USDC in Coinbase Custody zu investieren, wurde mit 75 Prozent Zustimmung angenommen. Der Deal sollte Maker eine Rendite von 1,5 Prozent auf seine Einlage einbringen, was ungefähr 15 Millionen US-Dollar an jährlichen Einnahmen bedeutet. Dies ist erfreulich für das DeFi-Projekt MakerDAO, denn es diversifiziert auf diese Weise seine Bilanz und erwirtschaftet zusätzliche Renditen, die die Überlebensfähigkeit des Protokolls sicherstellen.
Blühendes Ökosystem der Layer1-Blockchains
Trotz eines chaotischen Starts in der vergangenen Woche konnte die aufstrebende Layer1 Aptos die Aufmerksamkeit der Branche auf sich ziehen. Pancake Swap, der nach Volumen größte DEX (Krypto-Handelplatz) auf der BNB-Kette (Binance), drängte auf einen neuen Governance-Entschluss, um auf das Aptos-Ökosystem expandieren zu können. Die Börse, die nach einer 97-prozentigen Zustimmung im Netzwerk live ging, ist nun auch in Ethereum und BNB verfügbar. Der TVL von Algorand erfuhr aufgrund mehrerer Entwicklungen einen großen Aufschwung. So hat die kryptonative VC-Firma Hivemind Kapital im Wert von 200 Millionen Dollar in mehrere DeFi-Protokollprojekte investiert. Die zentralisierte Kryptobörse FTX kündigte darüber hinaus vor kurzem die Unterstützung von nativen USDC auf Algorand an und die Fifa stellte ihr Fifa+ Sammlerprogramm vor, in dessen Rahmen Algorand einen Marktplatz für ikonische historische Momente in Form von digitalen Sammlerstücken (NFTs) ausbauen wird.
*In Abbildung 1 werden die Renditen am Montag und die TVLs am Dienstag zusammengefasst.
[2] „zk“ steht für „zero knowledge“ – ein Verschlüsselungsprinzip, das zwischen den Beteiligten einer Transaktion Vertraulichkeit durch Unkenntnis von Daten herstellt. Zk-Rollups gelten als besonders sichere Skalierung auf Ethereum, da hier Hunderte von Transaktionen außerhalb der Kette gebündelt oder gerollt werden und nach dem zk-Prinzip einen kryptographischen Beweis für ihre Validierung erzeugen. Unterm Strich erfolgt die Validierung eines Blocks auf diese Weise wesentlich schneller und kostengünstiger.
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