EU-Energiekommissarin will europäische Solaranlagen-Industrie wieder aufbauen
Die Europäische Union will nicht mehr abhängig sein. Zumindest nicht mehr von Russland und seinen Erdgasreserven. Das hat die Staatengemeinschaft bereits vor einer Weile beschlossen. Noch in diesem Jahr soll der Bedarf an russischem Gas um zwei Drittel gesenkt werden. Bis 2027 ist das Ende der Abhängigkeit geplant. Wie das gelingen soll, will die EU-Kommission in einem Plan veranschaulichen, der bis Mai vorgelegt werden soll.
EU-Kommission will „alles tun, was nötig ist“
Auch ohne, dass dieser bereits einzusehen ist, ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien eine der elementarsten Maßnahmen. Dabei droht aber bereits die nächste Abhängigkeit. Denn die dafür benötigten Anlagen kommen aktuell primär aus Asien. Laut der International Energy Agency wurden 2019 über 90 Prozent der Module in Ländern wie China, Malaysien, Vietnam, Taiwan und Südkorea produziert.
Die Europäische Energiekommissarin Kadri Simson will das aber zukünftig ändern. Wie die Nachrichtenagentur Reuters sie zitiert, wolle die Europäische Kommission „alles tun, was nötig ist“, um die europäische Solaranlagen-Industrie wieder aufzubauen.
Eine spezielle EU-Strategie zur Solarenergie sei in Ausarbeitung. Diese würde versuchen, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, die die Installation von Anlagen verzögert haben, mehr Solarstrom-Abnahmeverträge zu unterstützen und die europäischen Produktionskapazitäten für Solarenergie auszubauen, so Simson.
Die Estin nimmt im Moment an dem Solar Power Summit in Brüssel teil. Auf Twitter gab sie bekannt, dass die besagte Solar-Strategie in Kürze folgen soll. „Wir müssen die Produktion zurück nach Europa bringen, und die Kommission ist bereit, alles zu tun, was nötig ist, um dies zu erreichen“, zitiert Reuters Simson. Das würde auch Hilfe bei der Finanzierung von Projekten beinhalten.
My message at the #SolarPowerSummit focused on the #REPowerEu & the huge potential #solar power has in the transformation & ending our dependence on Russian gas.
This is why we will soon come forward with the #EU Strategy for Solar Energy☀️ pic.twitter.com/SYEHhpRHDe
— Kadri Simson (@KadriSimson) March 31, 2022
Fachkräfte gesucht
Der Branchenverband SolarPower Europe erklärt aber auch, dass es einen Mangel an Installateur:innen, Probleme mit Genehmigungen und Ausrüstung gäbe. Laut SolarPower Europe könnte die EU bis 2030 über eine Gesamt-Solarkapazität von über 1 TW verfügen, wenn die notwendigen Grundlagen geschaffen werden.
Den Fachkräftemangel bestätigte in einem Gespräch Anfang März auch Vera Immitzer, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Photovoltaik Austria gegenüber Tech & Nature. Immitzer zufolge hätten viele Photovoltaik-Produzenten ihre europäische Produktion aufgrund der Lieferengpässe wieder ausgebaut, an PV-Modulen (aus Asien) mangle es in Österreich außerdem nicht. Es seien „hausgemachte Probleme durch die Politik“, die laut Immitzer von Photovoltaik Austria den Ausbau an Photovoltaikanlagen einschränken. Eine Ausbildungsoffensive habe man verschlafen, in der Branche herrsche massiver Fachkräftemangel.
Photovoltaik im Spagat zwischen Fachkräftemangel und ausländischen Herstellern
Somit bleibt zu hoffen, dass die EU-Strategie zur Solarenergie dieser Problematik nun wacher begegnet. Denn am Ende kann es noch so viele europäische Photovoltaik-Anlagen geben, wenn aber die Fachkräfte fehlen, diese auch zeitnah zu installieren.