Breite Startup-Koalition fordert Einführung der EU Inc
Die Berichte und Analysen sind alarmierend, was die Wettbewerbsfähigkeit Europas in Sachen Innovation angeht – das zeigte zuletzt auch der für Aufsehen sorgende Draghi-Report. Nun geht es vielen darum, die Situation in der EU gerade für Gründer:innen zu verbessern, damit bald und schnell mehr international wettbewerbsfähige Tech-Unternehmen gedeihen können.
Ein Ansatzpunkt: eine neue Gesellschaftsrechtsform speziell für Startups. Eine breite Koalition von Vertreter:innen des Sektors – Gründer:innen, Investor:innen, uvm. – fordert jetzt gemeinsam von der neuen EU-Kommission die „EU Inc.“ Ziel ist, dass diese neue Rechtsform für Startups innerhalb der nächsten fünf Jahre wirklich umgesetzt wird. Dazu ist auch diese Webseite live gegangen, wo Unterstützer:innen gesammelt werden.
„Einzigartige europäische Stärken ausbauen“
„Eine standardisierte paneuropäische „EU Inc“-Unternehmensstruktur ist für europäische Start-ups unerlässlich“, heißt es in einer Online-Petition, die am heutigen Montag live geht. „Es geht nicht darum, das Silicon Valley zu imitieren. Es geht darum, unsere einzigartigen europäischen Stärken auszubauen: unsere Vielfalt, unseren dezentralen Talentpool und unsere einzigartigen Startup-Hubs.“ Man erwarte sich davon schnellere Skalierung, mehr Durchbruchserfolge sowie Zufluss von globalem Kapital; Europa würde „zum besten Ort, um ein bahnbrechendes Unternehmen aufzubauen“.
Die Petition, wurde vom Österreicher Andreas Klinger (Prototype Capital, Ex-CTO von Product Hunt) gemeinsam mit Philipp Herkelmann (Investor), Simon Schaefer (Founder Factory, Boardmember AFS) und Vojtech Horna (Index Ventures, Co-Initiatior notoptional.eu) gestartet.
„In der Welt der Startups ist Momentum alles. Alles, was dich verlangsamt, verlangsamt dich nicht nur – es tötet dich, indem es dich daran hindert, die Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen. Trotz der Weltklasse-Talente, des globalen Ehrgeizes und der einzigartigen Stärken des europäischen Startup-Ökosystems ist es immer noch absurd schwer, hier etwas aufzubauen. Bei EU Inc. geht es darum, diese künstlichen Beschränkungen zu beseitigen und unseren Start-ups die Möglichkeit zu geben, sich wirklich zu beschleunigen“, so Klinger.
Was soll diese EU Inc. nun aber im Detail können? Folgende Punkte werden vorgeschlagen:
- Standardisierung der Investitionsprozesse, um echte europaweite Investitionen zu ermöglichen.
- Einführung eines einheitlichen Aktien-Optionsprogramms für Mitarbeiter:innen, um den Erfolg von Startups breiter zu streuen.
- Vereinfachung von grenzüberschreitenden Vorgängen, wie z. B. Beschäftigung und Kapitalverkehr.
- Vollständige Digitalisierung des Gründungsprozesses, so dass er nur noch wenige Stunden dauert – und das alles auf Englisch und online.
Mario Draghi schlägt die „Innovative European Company“ vor
Wie berichtet, ist eine solche Idee bereits in der hohen Politik auf fruchtbaren Boden gefallen. So hat der ehemalige EZB-Chef Mario Draghi kürzlich in seinem viel beachteten Report die „Innovative European Company“ (IEC) vorgeschlagen. Diese soll innovativen Startups harmonisierte Rechtsvorschriften in den Bereichen Gesellschaftsrecht und Insolvenz sowie in wichtigen Aspekten des Arbeitsrechts und der Besteuerung bringen (Trending Topics berichtete).
Nun liegt es im Prinzip an der neuen EU-Kommission, ob das auch umgesetzt wird – die Vorschläge liegen schon am Tisch. Übrigens soll die Kommission mit Ekaterina Zaharieva aus Bulgarien eine eigene Kommissarin für Startups, Forschung und Innovation bekommen.
Hier ein Auszug der Unterstützer:innen der Petition für die EU Inc:
- Patrick Collison, Founder Stripe
- Niklas Zennström, Founder Atomico
- Taavet Hinrikus, Founder Wise
- Luciana Lixandru, Partner Sequoia
- Aino Bergius, CEO Slush
- Jarek Kutylowski, Co-Founder DeepL
- Martin Mignot, General Partner Index Ventures
- Job van der Voort, Co-Founder Remote
- Reshma Sohoni, Founding Partner Seedcamp
- Roxanne Varza, Director Station F
- Miki Kuusi, Co-Founder Wolt
- Jean-Charles Samuelian-Werve, Co-Founder & CEO Alan
- Eleonore Crespo, Co-Founder Pigment
- Victor Riparbelli, Co-Founder & CEO Synthesia
- Tomas Cupr, CEO Rohlik
- Hanno Renner, Co-Founder Personio
- Oliver Holle CEO, Founder Speedinvest
- Verena Pausder, Vorstandsvorsitzende Deutsche Startups Verband
- Markus Raunig, Chairman AustrianStartups
- Jakob Steinschaden, Trending Topics