Exit-Strategie: EU-Kommission glaubt an Corona-Apps
Beim Weg aus der Heimquarantäne führt der EU-Kommission zufolge kein Weg an Big Data und Contact Tracing mit Smartphone-Apps vorbei. Das geht aus einem neuen Papier namens European Roadmap towards lifting COVID-19 containment, in dem die Kommission unter Ursula von der Leyen den Mitgliedstaaten Empfehlungen für eine Strategie für die folgenden Monate gibt. Neben dem langsamen Aufheben der Schul- und Geschäftsschließungen, Grenzkontrollen und Kontaktverbote sollen vor alle Daten dafür sorgen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verfolgen.
„Mobile Anwendungen, die die Bürger vor einem erhöhten Risiko durch Kontakt mit einer positiv auf COVID-19 getesteten Person warnen, sind besonders relevant in der Phase der Aufhebung von Eindämmungsmaßnahmen, wenn das Infektionsrisiko wächst, da immer mehr Menschen miteinander in Kontakt kommen“, heißt es in dem Papier. Somit befürwortet die Kommission den Einsatz von Apps wie „Stopp Corona“ in Österreich, mit denen Nutzer ein Kontakttagebuch anlegen können – und im Ernstfall nach einem Kontakt mit einem Corona-Infizierten gewarnt werden können (mehr dazu hier).
Viele Initiativen
Außerdem schlägt die EU-Kommission das Aggregieren von Daten vor, und zwar sowohl aus sozialen Median als auch von Mobilfunkbetreibern. So könne man Daten über Mobilität und soziale Interaktionen und damit indirekte frühe Signale der Krankheitsausbreitung erfassen. Solche Daten sollten dann natürlich anonymisiert sowie in aggregierter Form zusammen getragen werden.
In punkto Apps gibt es mittlerweile zahlreiche Bestrebungen, damit Smartphones mit Apps aller Art bezüglich Contact Tracing miteinander kommunizieren können. Neben der europäischen Initiative PEPP-PT (mehr dazu hier) und zahlreichen nationalen Apps wie „Stopp Corona“ des Österreichischen Roten Kreuzes haben sich mittlerweile gar Google und Apple darauf verständigt, Contact Tracing auf Betriebssystem-Ebene (iOS und Android) ermöglichen zu wollen.
„Nicht praxistauglich“
Offen ist, wie gut solche Apps funktionieren. Zum einen können sie kaum verpflichtend gemacht werden. Zum anderen gab es in Ländern wie Südkorea oder Singapur auch Contact-Tracing-Apps – die aber nicht verhindern konnten, dass das Virus nach Eindämmung wieder ausgebrochen ist. Außerdem waren die Apps Teil eines Bündels aus mehreren Maßnahmen. In Südkorea etwa wurden auch Daten aus Gesichtserkennungssystemen und Kreditkarten hinzugezogen.
Zuletzt hat sich auch die Organisation Arge Daten zum Thema Corona-App gemeldet – und sie als „nicht praxistauglich“ bezeichnet. Warum? Die Matching-Wahrscheinlichkeit in Österreich liege bei einem Promille und wiege den Nutzer in „falscher Sicherheit“. Die App könne weder feststellen, ob jemandem die Hand gegeben wurde, noch ob eine kontaminierte Fläche berührt wurde, wird argumentiert.