EU-Kommission killt gerade 80% des CSRD-Business – ein Milliardenmarkt

Bis vor kurzem hat man sich auf Startup-Events noch erzählt, dass es doch viele Wachstum für jene gebe, die gezielt auf Regulierung setzen. Diese Erzählung ist mit dem heutigen Tag gestorben. Denn die EU-Kommission hat die strengen Regeln der salopp Lieferkettengesetz genannten Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) für die meisten Unternehmen zurück genommen. Getauft wurde die Bürokratie-Entrümpelung in Brüssel „Omnibus-Verordnung“.
Wir erinnern uns: 2022 hat die EU unter sehr viel Kritik (sowohl von Befürwortern als auch Gegnern) die CSRD beschlossen, mit Anfang 2023 ist sie in Kraft getreten. Sie sieht strenge Berichtspflichten für Unternehmen ab einer bestimmten Größe vor – sie müssen Standards für ihre Nachhaltigkeitsberichte einhalten. Besonders kritisiert wurde, dass viele kleine Unternehmen entlang der Lieferkette indirekt betroffen sind, weil ja größere Unternehmen Informationen und Daten von ihnen fordern müssen.
Wie auch immer: Im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit und des Bürokratieabbaus hat die EU-Kommission den Geltungsbereich der CSRD heute massiv zusammen gestutzt. Nur noch Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern (und entweder >50 Mio. € Umsatz oder >25 Mio. € Bilanzsumme) fallen unter die CSRD – die Anzahl der berichtspflichtigen Unternehmen verringert sich drastisch um satte 80%.
6,3 Milliarden Euro Einsparungen – so verschwindet ein Milliardenmarkt
Alle Unternehmen, die nicht mehr unter die CSRD fallen (also weniger als 1.000 Mitarbeiter) können einen freiwilligen Berichtsstandard eingeführt, und sie bekommen eine Schutzfunktion. Große Unternehmen dürfen von kleineren Unternehmen in ihrer Wertschöpfungskette nur mehr Informationen gemäß diesem Standard verlangen. Die EU-Kommission spricht von 6,3 Milliarden Euro Einsparungen jährlich durch reduzierte Berichtspflichten.
Während Umweltschutzverbände wie Greenpeace diese Aufweichung der CSRD kritisieren („schwerer Rückschlag für die EU-Umweltziele“), wird die Entbürokratisierung auf Seiten der Wirtschaftsvertreter gefeiert. Dazwischen stehen aber viele Unternehmer, die die CSRD Ernst genommen und sich entweder auf sie eingestellt haben oder sie sogar zu einem (großen) Teil ihres Business-Modells gemacht haben. Diese werden sich über den Zick-Zack-Kurs nun ordentlich ärgern.
Denn in den letzten Jahren sind zahlreiche Startups, Scale-ups und Beratungsunternehmen auf den CSRD-Zug aufgesprungen, um rund um die EU-Direktive entsprechende Services, Apps, Beratungen und Co für andere Firmen (von KMU bis Corporate) zu erstellen. Ihnen droht nun das sprichwörtliche Wegbrechen eines Milliardenmarkts – denn die 6,3 Milliarden Euro, die sich Unternehmen durch den Wegfall der CSRD-Regeln sparen können, geben sie nicht bei diesen Firmen aus, sondern anderswo. CSRD-Spezialisten aller Art, euer Markt ist gerade um 80% geschrumpft worden.