EU-Parlament verschiebt Abstimmung über De-facto-Verbot von Bitcoin
Die EU-weit geplante Regulierung von Krypto-Assets, kurz MiCA (Markets in Crypto-Assets), hat eigentlich einen guten Ruf. Wenn da nicht zusätzlich zu dem ursprünglichen Vorschlag (Trending Topics berichtete) nicht ein Passus dazu gekommen wäre, der ein De-facto-Verbot von Bitcoin bedeuten würde. Denn so sollte hinzugefügt werden, dass jene Konsensus-Mechanismen, die sehr viel Energie (und damit meist CO2) erzeugen, abgestraft werden müssen. Konkret hieß es in dem Vorschlag:
„It is therefore urgent to highlight the need for consensus mechanisms to deploy more environmentally friendly solutions and call the Commission to identify those consensus mechanisms that could pose a threat to the environment having regard to energy consumption, carbon emissions, depletion of real resources, electronic waste and the specific incentive structures. Unsustainable consensus mechanisms should only be applied on a small scale.“
Viele Beobachter:innen wollen in diesen Sätzen ein De-Facto-Verbot für Bitcoin, das durch Proof-of-Work (PoW)/Mining entsteht, gelesen haben. Denn im kleinen Maßstab ließe sich die führende Kryptowährung der Welt wohl nicht mehr betreiben, und ein Umstieg auf energieeffizientere Verfahren wie Proof of Stake ist kaum wahrscheinlich. Jedenfalls hat der Vorschlag für einen Aufschrei unter Bitcoin-Anhänger:innen gesorgt.
EU-Regulierer fordert Verbot von Proof of Work bei Bitcoin und Ethereum
„Es wäre fatal, falsches Signal zu vermitteln“
Nun hat Stefan Berger, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im EU-Parlament, angekündigt, die eigentlich für den 28. Februar anvisierte Abstimmung zu MiCA zu verschieben. „Die Abstimmung des EU-Parlaments zu MiCA wird auf meine Forderung hin abgesetzt und nicht am 28. Februar stattfinden. Als Berichterstatter ist es für mich zentral, dass der MiCA-Bericht nicht als De-facto Bitcoin-Verbot missinterpretiert wird“, so Berger. „Die Diskussion um MiCA weist darauf, dass einzelne Passagen des Berichtsentwurfs missverständlich interpretiert und als POW-Verbot aufgefasst werden können. Es wäre fatal, wenn das EU-Parlament mit einer Abstimmung unter diesen Umständen ein falsches Signal vermitteln würde.“
Das bedeutet nun, dass die verschiedenen Akteure zu den Verhandlungen zurück an den Tisch müssen – auch, um über neue Formulierungen und deren Zeile zu ringen. „In diesem Zusammenhang sehe ich die dringende Notwendigkeit, die Gespräche und Verhandlungen mit den Fraktionen zu diesem Thema jetzt erneut aufzunehmen und eine klare Faktenlage zu der Frage des #PoW zu schaffen“, so Berger weiter. „Ich werde einen weiteren Versuch mit allen Beteiligten unternehmen, um einen Kompromiss zu erzielen, der Crypto-Assets einen angemessenen Rechtsrahmen bietet, jedoch PoW nicht in Frage stellt.“
Prinzipiell hätte eine Schlechterbehandlung von Proof of Work neben Bitcoin noch einige andere Krypto-Assets betroffen, unter anderem Ethereum oder Dogecoin. Ethereum ist aktuell seit längerer Zeit auf dem Weg, auf Proof of Stake umgestellt zu werden. Studien zeigen klar, dass der Stromverbrauch bei Proof of Stake (darauf setzen bereits Solana, Cardano, Polkadot oder Avalanche) deutlich geringer ist als bei Proof of Work. Allerdings ist PoW ein integraler Bestandteil der Funktionsweise von Bitcoin. Deswegen sehen viele eher die Lösung darin, beim BTC-Mining weg von fossilen Energieträgern hin zu Erneuerbaren Energien zu kommen.
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