EU will Tabakerhitzer-Zusatzprodukte etwa von Iqos verbieten
Keine rosigen Aussichten für Tabakkonzerne und ihre Bemühungen, die Zigarette ins Tech-Zeitalter zu holen. Nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA ein Verbot gegen Juul Labs und seine E-Zigaretten ausgesprochen hat, meldet sich jetzt die EU-Kommission zu Wort. Sie will im Kampf gegen Krebs ebenfalls gegen die Tech-Zigarette vorgehen und ein Verbot von Zusatzprodukten zu so genannten Tabakerhitzern erreichen. Während brennende Zigaretten 600 Grad Celsius heiß werden, glühen die Tabakerhitzer „nur“ etwa 350 Grad.
Damit nimmt die EU-Kommission auch den Tabakriesen Philipp Morris International (PMI) ins Visier, den man weltweit für Marken wie Marlboro und Muratti kennt. Der Weltmarktführer schreibt sich seit mehreren Jahren eine „rauchfreie Zukunft“ auf die Fahnen und sieht seinen Tabakerhitzer Iqos als Mittel zum Zweck. Der soll gesünder sein, weil Tabak darin elektrisch nur erhitzt wird, um die süchtig machenden Nikotinstoffe herauszulösen und von den Nutzer:innen inhalieren zu lassen. Ohne die Verbrennung des Tabaks wie bei der klassischen Zigarette sollen weniger Schadstoffe in die Lunge des Konsumenten gelangen.
Neun von zehn Lungenkrebserkrankungen durch Tabak verursacht
Doch der EU-Kommission sowie vielen anderen Kritiker:innen der Tabakerhitzer schmeckt das nicht. Die Kommission in Brüssel will nun Zusatzprodukte zu den Tabakerhitzern verbieten, die als Tabak-Sticks mit Menthol- oder Fruchtgeschmack verkauft werden. In Österreich etwa verkauft Philipp Morris die Menthol-Varianten von „Heets“ („Turquoise“ und „Blue“). „Heets“ sind eben die Tabak-Sticks für die Iqos-E-Zigaretten. Diese Sticks wären dann, wenn das Verbot in Kraft tritt, nicht mehr zum Verkauf zugelassen. Geschmacksvarianten für den Tabak gelten deswegen als gefährlich, weil sie auch Nicht-Raucher oder junge Menschen zum Nikotinkonsum verführen können.
„Da neun von zehn Lungenkrebserkrankungen durch Tabak verursacht werden, wollen wir das Rauchen so unattraktiv wie möglich machen, um die Gesundheit unserer Bürger:innen zu schützen und Leben zu retten“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Ähnlich wie in den USA sollen vor allem jüngere Menschen geschützt werden, die nicht von der Zigarette auf die E-Alternative wechseln, sondern durch die neuen Geräte überhaupt erst zum Nikotinkonsum kommen.
Der PMI-Konzern (Market Cap: 160 Mrd. Dollar) setzt im Zukunftsgeschäft hauptsächlich auf Iqos. Angaben des Unternehmens zufolge gibt es 200.000 Nutzer:innen der Geräte in Österreich und 12,7 Millionen weltweit – gestartet ist man in Österreich damit vor etwa zwei Jahren. Seit 2016 verfolgt PMI die Strategie, langsam zu E-Zigaretten überzugehen. Das Geschäftsmodell des süchtig machenden Nikotins bleibt aber gleich, wird nur anders verpackt. Die EU-Kommission hat in Statistiken gesehen, dass die Marktanteile für die Tabakerhitzer schnell wachsen und will dem nun Einhalt gebieten. Nun wird das geplante Verbot der EU-Kommission mit den EU-Staaten und dem EU-Parlament verhandelt.
Laut einem PMI-Sprecher kommt das Verbot nicht überraschend und sei ein „üblicher Vorgang“, der laut Tabakprodukt-Direktive umgesetzt werde und bereits in der TPD2 aus 2014 festgelegt wurde.