Analyse

Europäische Länder stecken weiter Milliarden in russisches LNG

LNG-Tanker Prism Courage. © Hyundai
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EU-Länder haben in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 schätzungsweise fast 5,3 Milliarden Euro für über die Hälfte des russischen Flüssigerdgases (LNG) ausgegeben. Dabei sind Spanien und Belgien weltweit die zweit- und drittgrößten Käufer, nach China. Dies geht aus einer Analyse durch Global Witness hervor. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 haben die EU-Länder zwischen Januar und Juli 2023 22 Millionen Kubikmeter LNG gekauft, was einem Anstieg von 40% entspricht.

Basierend auf geschätzten russischen LNG-Preisen des Centre for Research on Energy and Clean Air, belaufen sich die Einkäufe der EU im Jahr 2023 voraussichtlich auf 5,29 Milliarden Euro. Dieser Anstieg ist deutlich höher als der weltweite Durchschnittsanstieg der russischen LNG-Importe von 6%. Die EU-Länder kaufen nun die Mehrheit der russischen LNG-Lieferungen und tragen damit wesentlich zu den Einnahmen des Kremls bei. Zwischen Januar und Juli 2023 hat die EU 52% der russischen Exporte gekauft, verglichen mit 49% im Jahr 2022 und 39% im Jahr 2021.

Im März 2023 forderte EU-Energiekommissarin Kadri Simson die Mitgliedstaaten und EU-Unternehmen auf, den Kauf von russischem LNG einzustellen. Dennoch haben Shell und TotalEnergies, laut einer kürzlichen Untersuchung von Global Witness, weiterhin mit russischem LNG gehandelt. Total ist demnach der größte nicht-russische Käufer von Flüssiggas aus Russland und hat seit Jahresbeginn fast 4,2 Millionen Kubikmeter LNG gekauft. Shell hat zwischen März und Dezember 2022 12% aller russischen Exporte gekauft und verkauft, was über 7,5 Millionen Kubikmeter LNG entspricht.

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Spanien und Belgien als größte Käufer

Spanien ist nun der zweitgrößte Käufer von russischem LNG weltweit, dicht gefolgt von Belgien. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 hat Spanien 18% der Gesamtverkäufe von Russland übernommen, während Belgien 17% gekauft hat. China ist mit 20% der Käufe Spitzenreiter. Im Vergleichszeitraum 2021 belegte Spanien den fünften und Belgien den siebten Platz.

„Das fossilgasbasierte Energiesystem Europas ist eine Klimakatastrophe und ein Sicherheitsrisiko, das kriegstreibende Regime finanziert und tödliche Extremwetterereignisse antreibt. Dass die Hauptstädte der Länder mehr LNG aus Russland kaufen als vor dem Krieg, zeigt, dass wir uns einfach nicht schnell genug von Gas auf erneuerbare Energien umstellen“, so Jonathan Noronha-Gant, Fossilbrennstoff-Experte bei Global Witness. „Regierungen müssen sich der Realität unserer Abhängigkeit von fossilem Gas bewusst werden und einen Notfallplan für einen vollständigen Ausstieg entwickeln – beginnend mit einem Verbot des Handels mit russischem Gas, das Putins Taschen füllt. Der Kauf von russischem Gas hat die gleiche Auswirkung wie der Kauf von russischem Öl. Beides finanziert den Krieg in der Ukraine, und jeder Euro bedeutet mehr Blutvergießen.“

Europäische Länder stehen vor der Herausforderung, die stark gedrosselten Gaslieferungen aus Russland via Pipelines (Stichwort Nordstream) ersetzen zu müssen, was unter anderem zu einem Boom bei der Nachfrage nach LNG führte. Das hat unter anderem im Oktober 2022 dafür gesorgt, dass voll beladene LNG-Schiffe vor den Küsten von Spanien, Portugal, Großbritannien, Deutschland oder den Niederlanden im Stau standen. Nun zeigt sich, dass es nicht nur Länder wie die USA oder Katar sind, die von dieser gestiegenen LNG-Nachfrage profitieren, sondern Russland selbst.

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