Meinung

Europäische Zentralbank sieht Bitcoin „auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit“

Europäische Zentralbank in Frankfurt. © European Central Bank
EUROPEAN CENTRAL BANK IN FRANKFURT. © EUROPEAN CENTRAL BANK
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Nach dem FTX-Kollaps und den vielen anderen Problemen in der Krypto-Industrie sind die kritischen Stimmen, die vor Kryptowährungen warnen, wieder lauter geworden. Jetzt haben sich zwei hochrangige Mitarbeiter der Europäischen Zentralbank (EZB), Ulrich Bindseil und Jürgen Schaff aus der Abteilung Market Infrastructure & Payments, dezidiert auf Bitcoin eingeschossen. In einem Blog-Eintrag, der nicht notwendigerweise die Meinung der EZB widerspiegelt, aber dennoch prominent publiziert wurde, nehmen sie die größte Kryptowährung auseinander. Dass BTC sich aktuell bei etwa 16.000 Dollar stabilisiert hat, sei ein „künstlich herbeigeführter letzter Atemzug auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit.“

Obwohl oft als digitales Geld und Weltwährung vermarktet, seien die Transaktionen, die mit BTC gemacht werden, überschaubar. Vielmehr sei das Krypto-Asset reine Spekulation. „Bitcoin ist auch nicht als Investition geeignet. Er generiert keinen Cashflow (wie Immobilien) oder Dividenden (wie Aktien), kann nicht produktiv genutzt werden (wie Rohstoffe) und bietet keinen sozialen Nutzen (wie Gold). Die Marktbewertung von Bitcoin basiert daher auf reiner Spekulation.
Spekulationsblasen sind darauf angewiesen, dass neues Geld nachfließt. Auch Bitcoin hat immer wieder von Wellen neuer Investoren profitiert. Die Manipulationen durch einzelne Börsen oder Stablecoin-Anbieter etc. während der ersten Wellen sind gut dokumentiert, weniger jedoch die stabilisierenden Faktoren nach dem vermeintlichen Platzen der Blase im Frühjahr“, schreiben die beiden EZB-Mitarbeiter.

Bitcoin lebe von immer neuen Zufluss von frischem Kapital- Selbst im Krypto-Winter hätten Investoren bis Mitte Juli 2022 satte 17,9 Milliarden Dollar in den Krypto-Sektor gepumpt. Dass dieses Geld in Firmen wie die bankrotte FTX floss und nicht direkt in BTC investiert wurde, das klammern die Autoren aus. Auch die Unterscheidung, die Bitcoin-Maximalisten gerne machen – nämlich das Bitcoin nicht mit den anderen Krypto-Assets gleichzusetzen ist -, die machen Bindseil und Schaff nicht. Sie betonen vielmehr die Umweltbelastung durch Bitcoin wegen des hohen Stromverbrauchs beim Mining und den Hardware-Abfall solcher Anlagen.

„Buy the Dip“: Bitcoin-Umverteilung von oben nach unten nach FTX-Crash

EZB-Chefin fordert bereits „MiCA 2“

In Hinblick auf die kommende Regulierung der Krypto-Industrie in der EU durch MiCA (Markets in Crypto Assets) meinen die beiden, dass man diese Regulierung nicht als Zustimmung missverstehen sollte. „Die derzeitige Regulierung von Kryptowährungen ist teilweise von falschen Vorstellungen geprägt. Der Glaube, dass der Innovation um jeden Preis Raum gegeben werden muss, hält sich hartnäckig“, heißt es in dem Blog-Eintrag. „Da Bitcoin weder als Zahlungssystem noch als Anlageform geeignet erscheint, sollte er in regulatorischer Hinsicht als keines von beiden behandelt und somit nicht legitimiert werden.“ Finanzinstituten, die sich überlegen, Krypto-Assets ins Angebot aufzunehmen, raten die EZBler davon ab. Sie sollten nicht auf „kurzfristige Gewinne“ hoffen, sondern sich lieber vor den negativen Auswirkungen auf die Kundenbeziehungen schützen.

Dass nun solche Blog-Einträge auf der Webseite der wichtigsten Finanzinstitution in der EU erscheinen, lässt erahnen, was folgen könnte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich nach dem FTX-Kollaps zu Wort gemeldet und bereits „MiCA 2“ eingefordert. „Es muss eine MiCA 2 geben, die die Regulierung und Aufsicht noch umfassender macht. Das ist dringend notwendig“, so Lagarde. Die MiCA-Regeln gelten bisher als relativ innovativ, weil sie Krypto-Unternehmen viel ermöglichen. MiCA soll 2024 in Kraft treten, weswegen dieses Jahr als entscheidend für die weitere Entwicklung der Krypto-Industrie gilt. Doch im EU-Parlament wird wieder diskutiert, ob die geplanten Regeln genug sind.

Die EZB arbeitet seit Juli 2021 an der Untersuchungsphase für das Projekt digitaler Euro, in der die optimale Ausgestaltung ermittelt werden soll. Im Oktober 2023 soll diese Phase abgeschlossen sein, danach sollen dann Tests mit dem digitalen Euro folgen. Dabei ist weiterhin nicht fix, ob er jemals eingeführt werden wird. Jedenfalls kann man den digitalen Euro durchaus als Reaktion auf das Aufkommen von Krypto-Assets, insbesondere Bitcoin und Stablecoins, verstehen.

CBDC: Digitaler Euro soll Europa vor Stablecoins von außen schützen

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