Europas erste Bio-Insekten-Zucht entsteht in deutschem Weltkriegs-Bunker
Wo im Zweiten Weltkrieg Bürger Zuflucht fanden, herrscht heute reges Krabbeln: In einem ehemaligen Hochbunker in der deutschen Stadt Bremen entsteht gerade Europas erste Bio-Insekten-Zucht. Der Agraringenieur Florian Berendt hat gemeinsam mit der Lebensmitteltechnologin Melanie Christans das Startup EntoSus gegründet und will die Insekten-Zucht nun per Crowdfunding finanzieren. Die Pilotanlage in dem Bunker soll zeigen, dass ihre Technologie energieeffizienter und Ressourcen-schonender ist, als herkömmliche Zuchtsysteme. Seit Ende Jänner ist die erste Kammer in Betrieb, Schritt für Schritt sollen in dem gesamten Bunker Insekten heranwachsen.
Zero Waste: Die Grillen essen Lebensmittelmüll
Was das System von EntoSus so besonders macht, ist die Fütterung der Insekten. Die Grillen, die derzeit in der Pilotanlage aufwachsen, werden hauptsächlich mit Reststoffen aus der Agrar- und Lebensmittelindustrie gefüttert, also beispielsweise mit alten Backwaren. „Mit organischen Restmaterialien zu arbeiten, ist bisher einzigartig in Europa“, so die Gründer. Grillen ernähren sich üblicherweise von Blättern und Wurzeln, gelten aber als Allesfresser. Für Berendt und Christans sind Insekten eine gute Alternative zur Ressourcen-intensiven Fleischproduktion: „Eine gesunde und umweltfreundliche Nährstoffquelle mit viel Potenzial“.
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Nachhaltiger als Rinder, Schweine oder Geflügel
Tatsächlich gelten Insekten als vergleichsweise nachhaltig zu produzierende Quelle für tierische Proteine, die in der menschlichen Ernährung eine wichtige Rolle spielen. „Insekten brauchen deutlich weniger Platz als Rinder, Schweine oder Geflügel. Da EntoSus sie hauptsächlich mit Reststoffen füttern wird, sind sie fast komplett unabhängig von landwirtschaftlicher Nutzfläche. Außerdem wird bei der Insektenzucht deutlich weniger Wasser verbraucht als bei der traditionellen Fleischproduktion. Zusätzlich entstehen bei der Zucht von Grillen nur ca. 1 % der Treibhausgasemissionen gegenüber der Rinderzucht“, fasst das Startup zusammen.
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Umkämpfter Markt
Die Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen sieht Insekten als wichtigen Baustein, um die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung zu sichern. Dementsprechend gilt die aufkeimende Insektenindustrie als Milliardenmarkt und zahlreiche Startups versuchen sich einen Teil des Kuchens zu sichern. In Österreich bietet etwa Zirp Snacks und Lebensmittel aus und mit Heuschrecken, Heimchen oder Würmern an. Die größte Herausforderung in den meisten Märkten ist der Ekel, den viele Menschen gegenüber Insekten verspüren. Gleichzeitig ist die Produktion von Insekten derzeit noch verhältnismäßig teuer – Zirp bezahlt beispielsweise für ein Kilogramm Heuschrecken aus Vorarlberg rund 300 Euro. Und die Verarbeitung von Insekten kann Startups auch vor rechtliche Hürden stellen. In Österreich bewegt sich Zirp mit Nudeln oder Schokoriegeln, die mit Insektenpulver verfeinert wurden, in einem Graubereich. Ein Umstand, der sich erst mit der Umsetzung der Novel-Food-Verordnung der EU restlos klären wird.
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