Investor:innen bekommen in Europa bessere Deals als in den USA
Mehr als 100 Milliarden investierte Euros, fast 100 neue Unicorns, und die Graphen zeigen fast überall aufwärts: Europa hat ein absolutes Rekordjahr hinter sich und so viele neue Tech-Einhörner hervorgebracht wie nie zuvor. Damit muss sich der „Alte“ Kontinent nicht mehr vor den USA oder China verstecken (Trending Topics berichtete bereits).
Es gibt aber noch einen Grund, warum derzeit so viel Geld in den europäischen Markt fließt. Denn wie die Zahlen zeigen, sind die Returns, die Venture Capitalists von ihren Investments in Startups und Scale-ups erhalten, in Europa besser als selbst in den USA. Kein Wunder also, wenn auch dieses Jahr wieder Horden von US-Investoren nach Berlin, London, Paris, Stockholm und auch Wien gekommen sind, um hier ihre Millionen anzulegen. In Europa bekommen sie einfach die besseren Deals.
„Europäisches Risikokapital übertrifft amerikanisches Risikokapital (und europäisches Private Equity) und schneidet jetzt über zwei Jahrzehnte hinweg besser ab, und der Appetit der LPs (Limited Partners) auf die europäische Risikokapital-Assetklasse ist in diesem Jahr gestiegen“, „, heißt es im aktuellen State of European Tech 2021-Report. Und weiter: „Trotzdem bleiben Pensionsfonds eine relativ unerschlossene Finanzierungsquelle für GPs (General Partners). LPs zeigten ihr Interesse an erstmaligen Fonds, die in diesem Jahr einen Anstieg der Investitionen verzeichneten.“
Mehr als 100 Mrd. Euro bringen Europa 2021 fast 100 neue Unicorns
Knackpunkt Pensionsfonds
Die Botschaft ist klar: In Nordamerika sind Investments großer Pensions-Fonds in Tech nichts Außergewöhnliches – sie tragen sehr viel dazu bei, dass es im Silicon Valley, Boston oder New York sehr viel Kapital git, mit denen große Tech-Unternehmen aufgepumpt werden können. Prominentes Beispiel ist etwa der Ontario Teachers‘ Pension Plan (OTPP), der etwa in SpaceX oder die Krypto-Exchange FTX investierte – in Europa eher unvorstellbar.
Dementsprechend interessant ist folgende Grafik. Sie zeigt, dass Pensionsfonds in Europa nur zu bis zu 5 Prozent (je nach Jahr) zum gesamten Investment-Kapital von VC-Fonds beitragen.
Und das, obwohl sie enorme Power hätten: Denn: „Die europäischen Pensionsfonds verwalten ein Vermögen von mehr als 3 Billionen US-Dollar. Das bedeutet, dass die knapp 700 Mio. USD, die von den europäischen Pensionsfonds im Jahr 2020 investiert werden, nur 0,018 % ihres gesamten verwalteten Vermögens ausmachen“, heißt es in dem Report weiter.
Und die Folgerechnung: „Würden sie ihren Anteil am Gesamtvermögen für Risikokapital auf nur 1 % erhöhen, würde der jährlich investierte Gesamtbetrag auf fast 40 Mrd. USD ansteigen. Dies würde eine seismische Verschiebung darstellen, da es mehr als einer Verdoppelung des Gesamtbetrags der europäischen VC-Fonds im Jahr 2020 entsprechen würde.“
Damit ist klar: Wenn Europa noch mehr Tech-Unicorns will, dann müssen vor allem die großen Pensionsfonds ein wenig tiefer (nur 1 Prozent) in die Taschen greifen. Dann wären Europas Gründer:innen auch nicht mehr von den US-Investor:innen abhängig, sondern könnten ihre Unicorns mit europäischem Geld aufbauen.