Linzer Startup

Everest Carbon misst CO₂-Entfernung mit Live-Monitoring-Sensor und erhält 3 Mio. Dollar

Die drei Gründer des Linzer Carbon Removal-Startups Everest Carbon (v.l.n.r.): Jonte Boysen, Matthias Ginterseder und Pascal Michel. © Everest Carbon
Die drei Gründer des Linzer Carbon Removal-Startups Everest Carbon (v.l.n.r.): Jonte Boysen, Matthias Ginterseder und Pascal Michel. © Everest Carbon
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Das Linzer Startup “Everest Carbon“ gibt eine Finanzierung in der Höhe von 3 Millionen US-Dollar bekannt. Damit will es das erste österreichische VC-finanzierte Carbon-Removal-Startup sein. Die Mission ist laut Co-Founder und CEO Pascal Michel glasklar: Die CO₂-Entfernung soll exakt messbar werden. Damit will Everest Carbon dem Geschäft mit den Emissionszertifikaten eine solide Basis geben.

Alkalinitätssensor als Herzstück

“Bei unserem Alkalinitätssensor handelt es sich um eine Mess- und MRV-Technologie. Er ist das Kernprodukt des Unternehmens“, so Michel. Der Sensor soll messen können, wie viel zusätzlich gebundenes CO₂ durch Enhanced Rock Weathering-Projekte (ERW) verursacht wurde.

Wer noch nie von ERW gehört hat: Es geht darum, zerkleinerte silikatische Gesteine, also Gesteinsmehl, auf landwirtschaftliche Flächen aufzutragen, um den natürlichen Verwitterungsprozess zu beschleunigen. Dabei wird CO₂ aus der Atmosphäre durch chemische Reaktionen dauerhaft in Form von Karbonaten gebunden. Gleichzeitig soll der Gesteinsstaub als natürlicher Dünger wirken und die Bodengesundheit verbessern. “Das ist das Grundfunktionsprinzip von Enhanced Rock Weathering“, erklärte Michel im Trending Topics Interview.

Der Sensor von Everest Carbon wurde so konzipiert, dass er das im Wasser aufgelöste Bicarbonat und Karbonat misst, während es durch das Feld fließt. Wenn es regnet, löst sich CO₂ im Wasser, reagiert mit dem Gesteinsmehl und bildet zusätzliche Karbonat-Alkalinität. Diese bindet mehr CO₂ aus der Atmosphäre. Der Sensor soll die exakte Menge des zusätzlich gebundenen CO₂ im Wasser erfassen – und zwar in Echtzeit.

© Everest Carbon
Der Alkalinitätssensor sieht aus wie ein Zylinder. Kunden sollen ihn für Echtzeit-Messung der CO₂-Entfernung direkt im Feld vergraben können. © Everest Carbon

Everest Carbon wurde Ende 2022 gegründet und war selbst als Entwickler von ERW-Projekten tätig. Doch, so gibt das Startup an, war es so enttäuscht von den bestehenden Messlösungen im Markt, dass es mit der Entwicklung seines eigenen Sensors begann.

Emissionszertifikate mit Integrität skalieren

Auf die Frage, wer denn Everest Carbons Kunden sind, lautete die Antwort: “Wir nennen sie typischerweise Projektentwickler. Ihr Geschäftsmodell basiert darauf, CO₂ aus der Atmosphäre zu entfernen und hochwertige Carbon-Removal-Zertifikate an Unternehmen wie Microsoft zu verkaufen.“ Mit den Messdaten, die Everest Carbons Technologie erzeugt, soll zum Beispiel großen Tech-Konzernen bewiesen werden, wie viel CO₂ aus der Atmosphäre tatsächlich entfernt wurde. Dabei sind es laut Michel nicht nur Tech-Giganten, die als Käufergruppe infrage kommen.

“Wir wollen die Grundlage schaffen, für niedrigere MRV (Measurement, Reporting, and Verification) und Integrität in der schnell wachsenden Enhanced Rock Weathering Branche“, verriet Michel. Das wirke sich auch positiv auf den Handel mit Emissionszertifikaten aus, da durch präzisere und kostengünstigere Messungen die Qualität und Glaubwürdigkeit der Zertifikate steigt. Entwickelt und produziert wird die Everest Carbon-Technologie übrigens direkt in Linz – auf jeden Fall noch bis 2025, danach wird neu evaluiert. Und obwohl das Startup auch über einen Standort in San Francisco verfügt, sei das Kernteam in Linz angesiedelt.

3 Millionen Dollar Finanzierung

Hinter den 3 Millionen US-Dollar steht ein Investorenkonsortium bestehend aus Carbon Removal Partners aus der Schweiz als Lead-Investor, Ponderosa Ventures aus den USA sowie der Carbon Drawdown Initiative aus Deutschland.

“Das Geld wurde geraised, um die Produktion hochzufahren. Wir haben jetzt eine erste Pilot-Produktionslinie in Linz aufgebaut und arbeiten daran, die Produktionsvolumina des Sensors zu steigern, um die Kundennachfrage zu bedienen“, so Michel. Der Sensor sei seit gestern verfügbar und an erste zahlende Kunden soll bereits ausgeliefert werden. Was die Märkte angeht, so will sich Everest Carbon “von Anfang an international ausrichten“, hätte seinen Fokus aktuell aber auf Europa und den USA. Und, so betonte der Gründer: “Der Preis ist hier eine wichtige Nuance, denn mit unendlich Geld könnte man immer toll messen.“

Vorteil des Live-Monitoring-Sensors

Am meisten überzeugen kann der Alkalinitätssensor wohl mit seiner Performance: Wie Michel erzählte, entnehmen Kunden derzeit manuell Wasserproben aus dem Feld, die sie dann ins Labor schicken. “Aufgrund der erforderlichen Feldmessungen und der Analyse durch externe Labore ist das sehr teuer und zeitaufwendig. Mit unserem autonomen Sensor können Kunden die Messungen direkt im Feld durchführen, die Daten werden sofort in die Cloud gesendet“, so Michel.

Investor Max Zeller, Gründungspartner von Carbon Removal Partners, begründet seine Faszination für die Technologie folgendermaßen: „Der Everest-Sensor ist ein Durchbruch für ERW – zum ersten Mal haben alle Beteiligten Zugang zu präzisen Echtzeit-Messungen direkt aus den Einsatzgebieten.“Michel selbst bezeichnet ERW als einen entscheidenden Weg für den Kohlenstoffabbau im Umfang von mehreren Gigatonnen pro Jahr. Das Verfahren werde in seinen Augen zur Bewältigung der aktuellen Klimakrise benötigt.

Twelve: Etosha Cave will mit CO₂-Transformation neue Industrie erschaffen

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