Ex-Kanzler Kurz gründet Startup mit Spionage-Software-Profi
Die Startup-Ambitionen des ehemaligen Bundeskanzler Sebastian Kurz werden immer größer. Nun berichtet die israelische Nachrichtenseite Globes, dass Kurz ein gemeinsames Unternehmen mit dem israelischen Unternehmer Shalev Hulio gegründet hat. Es wurde Dream Security getauft und soll sich auf Cybersecurity-Software für kritische Infrastruktur wie Wasserleitungen, Stromnetze oder Pipelines fokussieren – in Zeiten wie heute sicher ein brennendes Thema.
Dass sich Sebastian Kurz ausgerechnet Shalev Hulio als Geschäftspartner ausgesucht hat, ist zumindest delikat. Bis August war er CEO der berühmt-berüchtigten NSO Group, die für ihre Spionage-Software Pegasus bekannt wurde. Diese Software wurde in zahlreichen – oft autoritär regierten – Ländern zur Überwachung von Menschenrechtsaktivist:innen und Journalist:innen eingesetzt. Auch vor der Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi soll Pegasus zur Spionage eingesetzt worden sein.
„Während meiner Zeit als Bundeskanzler habe ich viele Angriffe auf Regierungen, aber auch Produktionsstätten und Energieanlagen erlebt, die meist nicht in den Medien veröffentlicht wurden“, so Kurz gegenüber Globes über seine Beteiligung an Dream Security. Der Fokus für den Verkauf der Software liege in Europa – eine Region, in der Kurz wohl gute Beziehungen ganz nach oben hat.
Sebastian Kurz gründet gemeinsame Firma mit Investor Alexander Schütz
NSO Group ins Wanken geraten
Hulio ist derweil aus der operativen Rolle bei NSO ausgeschieden, das Unternehmen musste zuletzt 100 von zuvor 750 Mitarbeiter:innen gehen lassen. NSO wurde wegen der Spionage-Software auf die Blacklist des US-Handelsministeriums gesetzt – Hulios Nachfolger Yaron Shohat soll dafür sorgen, dass die Firma wieder auf Schiene kommt.
Bei Dream Security sind neben Hulio und Kurz noch Adi Shalev (früher NSO-Investor), Noam Lanir (Empire Online-Gründer), Shalom Meckenzie (DraftKings) und die drei Cyber-Security-Unternehmer Yevgeny Dibrov und Nadir Izrael (Armis) und Assaf Hefetz (Snyk) an Bord. „Dream“ steht übrigens nicht für Traum, sondern für „Detect, Respond & Management“.
Die beiden neuen Geschäftspartner Kurz und Hulio haben sich dem Globes-Bericht zufolge bei Kurz’s Besuch in Israel kennen gelernt, wo sich der Ex-Kanzler nach Startups umschaute. Er hat schnell nach seinem Rücktritt eine eigene Investment-Firma gegründet, bei Star-Investor Peter Thiel angeheuert, eine weitere gemeinsame Investment-Firma mit Alexander Schütz gegründet und sich außerdem etwa an der österreichischen Jungfirma medaia beteiligt. Interessant wird nun, wo der Fokus von Kurz künftig liegen wird – die Tätigkeiten im Startup-Bereich werden immer unüberschaubarer.
Sebastian Kurz gründet neue Firma – wird er jetzt zum Startup-Investor?