„Existenzgefährdend“: Kein Insolvenzgeld für Mitarbeiter in der Lilium-Pleite

Im vorläufigen Insolvenzverfahren der Lilium Aerospace GmbH wurden Mitarbeitende darüber informiert, dass sie wohl kein Insolvenzgeld erhalten werden. Darüber informierte Robert Hänel von Anchor Rechtsanwälte, der als vorläufiger Insolvenzverwalter fungiert, nun auch Medien. Denn eine besonders kritische Information betrifft die ungefähr 960 Beschäftigten des Unternehmens: Die Regionaldirektion der Agentur für Arbeit geht derzeit nicht davon aus, dass die Mitarbeiter erneut Anspruch auf Insolvenzgeld haben werden – trotz der Tatsache, dass sie seit Januar keine Gehaltszahlungen mehr erhalten haben.
Laut Hänel handel es sich um eine vorläufige Einschätzung, weitere Gespräche seien zu erwarten sind. Dennoch müssen sich die Beschäftigten vorerst darauf einstellen, dass keine Aussicht auf finanzielle Unterstützung in Form von Insolvenzgeld besteht.
„Dramatisch für die Beschäftigten“
„Das ist natürlich dramatisch für die Beschäftigten und für einige existenzgefährdend. Den Auflösungsprozess dürfte das noch einmal beschleunigen”, erklärte der Insolvenzverwalter. Parallel dazu laufen weiterhin Bemühungen, die ursprünglich zugesagten Investorengelder zu sichern. Aufgrund des akuten Geldmangels ruht der Betrieb jedoch nach wie vor. Auch beim ehemaligen Konkurrenten Volocopter, ebenfalls in Insolvenz, wurden gestern sämtliche Mitarbeiter:innen freigestellt – auch dort geht es offenbar nicht weiter.
Die aktuelle Situation ist der neueste Tiefpunkt einer längeren Krise des einstigen Hoffnungsträgers der Luftfahrtbranche. Lilium, bekannt für die Entwicklung eines elektrischen Senkrechtstarters (eVTOL), galt lange Zeit als eines der vielversprechendsten deutschen Start-ups im Bereich der Zukunftsmobilität. Das Unternehmen hatte ambitionierte Pläne, mit seinem Lilium Jet eine Revolution im Personenluftverkehr einzuleiten. Doch eine Absage des deutschen Staats für ein Darlehen in der Höhe von 50 Mio. Euro brachte Lilium zum Straucheln.
Drama „made in Germany“
Ende 2024 stand Lilium bereits am Rande des finanziellen Abgrunds. In einer dramatischen Wendung kurz vor Weihnachten kündigte ein Investoren-Konsortium an, mit einer Finanzspritze von etwa 100 Millionen Euro das Unternehmen retten zu wollen. Diese Nachricht sorgte kurzzeitig für Erleichterung bei Mitarbeitern und Aktionären. Die Aktie des an der US-Börse Nasdaq gelisteten Unternehmens erlebte einen kurzfristigen Aufschwung.
Allerdings scheiterte der Rettungsversuch in den folgenden Wochen. Die zugesagten Gelder flossen nicht in vollem Umfang, und die erhofften Zusatzinvestitionen blieben aus. Die genauen Gründe für das Scheitern der Finanzierung wurden nicht vollständig offengelegt, aber Branchenbeobachter vermuten eine Kombination aus technischen Herausforderungen bei der Produktentwicklung und wachsender Skepsis bezüglich des Geschäftsmodells.
Die aktuelle Insolvenzwelle begann im Februar 2025, als zunächst die Muttergesellschaft Lilium N.V. Insolvenz anmelden musste, gefolgt von der deutschen Tochtergesellschaft Lilium Aerospace GmbH. Die unmittelbare Aufeinanderfolge dieser Insolvenzen ist nun der Grund für die problematische Situation beim Insolvenzgeld.
Während der Insolvenzverwalter weiterhin Möglichkeiten für eine Fortführung oder teilweise Rettung des Unternehmens prüft, bleibt die Zukunft für die meisten Mitarbeiter und die innovative Technologie des Lilium Jets ungewiss.