„Extraordinarily horrible“: Frauenteams bekommen nur 1% der Startup-Investments
Geredet wurde viel, verändert hat sich nur wenig: So kann man unterm Strich die Ergebnisse des neuen „State of European Tech“-Reports zusammenfassen, wenn es um das Thema Geschlechterverteilung und Diversität in der europäischen Startup- und Investor:innenszene geht. Zwar gibt es – auch in Österreich – mittlerweile eine Reihe von Initiativen und VCs, die das grobe Übergewicht von Männern auf Founder- wie VC-Seite zugunsten von Frauen verkleinern wollen – aber die Nadel bewegt sich kaum.
Unterrepräsentierte Gründer stehen immer noch vor hohen Hürden. Gründer, Kapitalgeber und Risikokapitalgeber investieren alle in Initiativen zur Förderung der Vielfalt, doch die Fortschritte bleiben von Jahr zu Jahr aus“, heißt es in dem Bericht des nordischen VCs Atomico, der immer zu Jahresende ein wenig einer Zeugnisverteilung für die europäische Tech-Branche gleicht. Frauen und schwarze Gründer:innen haben es viel schwerer, Zugang zu Kapital zu erhalten. Betrachtet man die verschiedenen Länder und Zeiträume, so wird deutlich, dass das Wachstum der Gesamtinvestitionen nicht mit einer größeren Vielfalt korreliert.“
Reine Frauenteams bekommen nur 1% der Mittel
Auch 2022 zeigen die Statistiken wieder, dass Frauen sowohl auf Seiten der Gründer:innen als auch auf Seiten der Investor:innen stark unterrepräsentiert sind. Was in Folge offenbar dazu führt, dass mehrheitlich komplett männliche Teams die großen Finanzierungsrunden bekommen, während rein weibliche oder gemischte Teams nur einen Bruchteil der Investments erhalten. Dazu kommt, dass es meistens weiße Gründer sind, die das große Geld erhalten, während Vertreter:innen von Minderheiten seltener zum Zug kommen.
„Leider ist der Anteil der Gründerinnen an den Investitionen in den letzten Jahren sowohl im Auf- als auch im Abschwung relativ stagniert. 87 % aller VC-Finanzierungen in Europa werden nach wie vor von rein männlichen Gründerteams aufgebracht, während der Anteil der von reinen Frauenteams aufgebrachten Mittel seit 2018 von 3 % auf 1 % gesunken ist“, heißt es in dem Report.
Hier einige Grafiken aus dem Report, die das untermalen:
„Der Bericht von Atomico ist erschienen, und die Zahlen zur Gleichstellung im Ökosystem sind außerordentlich erschreckend. Der Bericht besagt, dass im Jahr 2022 alle von Frauen gegründeten Start-ups satte 1 % aller investierten VC-Mittel erhalten. Ja, wir sind sarkastisch, diese Zahl könnte nicht kleiner sein, und tatsächlich war sie es zumindest in den letzten 5 Jahren nicht“, heißt es dazu in einem Statement seitens Female Founders aus Wien, die sich seit Jahren um die Förderung von diversen Startup-Teams kümmern und seit kurzem mit Fund F sogar einen eigenen Fonds für solche Jungfirmen betreiben.
Und weiter: „Diese Zahl ist besorgniserregend! Für das Startup-Ökosystem, für Technologie und Innovation und für die Gesellschaft im Allgemeinen. Technologie muss von allen für alle geschaffen werden, und das ist ohne die Finanzierung vielfältiger Gründerinnen und Gründer einfach nicht möglich.“
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