EY-Studie: Globaler IPO-Markt tritt auf der Stelle
Die weiterhin angespannte geopolitische Lage und die Zinswende wirken sich immer noch stark auf die Weltwirtschaft aus. Stark betroffen davon ist der IPO-Markt. Weltweit bleiben Unternehmen bei Börsengängen zurückhaltend, zeigt eine neue Studie vom Wirtschaftsprüfer EY. Insgesamt wagten im zweiten Quartal weltweit 310 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – drei Prozent weniger als im ebenfalls eher schwachen Vorjahresquartal. Auch das Emissionsvolumen schrumpfte weiter, um fünf Prozent auf 39 Milliarden US-Dollar.
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„Unternehmen verharren in der Warteposition“
„Viele Unternehmen verharren in der Warteposition und hoffen auf ein besseres Investorensentiment und eine höhere Marktliquidität“, beobachtet Stefan Uher, Leiter der Wirtschaftsprüfung bei EY. Aber es sei dennoch Bewegung im Markt: „Die Volatilität ist gesunken und das Kursniveau an den Weltbörsen ist relativ hoch.“ Allerdings seien Investor:innen aufgrund der Zinserhöhungen bei der Auswahl ihrer Anlageziele selektiver geworden: „Wir haben einen Käufermarkt. Da ist es für Börsenkandidat:innen umso wichtiger, eine qualitativ hochwertige Equity Story bieten zu können und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells sowie eine gute Corporate Governance demonstrieren zu können.“
Die Entwicklung in den großen Regionen war im zweiten Quartal sehr unterschiedlich. So ging es in China bei der Zahl der IPOs um 28 Prozent und beim Emissionsvolumen um zehn Prozent aufwärts, während in Europa weniger Unternehmen den Schritt an die Börse wagten. In Europa sank die Zahl der IPOs um 27 Prozent auf 33. Das Emissionsvolumen kletterte aber um 58 Prozent auf 2,7 Milliarden US-Dollar.
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Europäischer IPO-Markt braucht Liquidität
Auch in den USA gab es Zuwächse – um 15 Prozent bei der Zahl der Börsengänge und sogar um 167 Prozent beim Emissionsvolumen. Mit 31 Börsengängen, die zusammen 6,3 Milliarden US-Dollar einbrachten, blieben die IPO-Aktivitäten aber auf einem im Langzeitvergleich relativ niedrigen Niveau. Der europäische IPO-Markt könne sich laut Uher wieder erholen, wenn die dringend benötigte Liquidität wiederhergestellt werde. Aber: „Die Anleger:innen werden weiterhin selektiv vorgehen und sich auf Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz konzentrieren.“
Vom weltweiten Emissionsvolumen von 39 Milliarden US-Dollar entfielen zehn Milliarden auf Technologieunternehmen. Zudem waren drei der fünf größten Börsengänge des zweiten Quartals Tech-IPOs: Die beiden chinesischen Halbleiterhersteller Nexchip Semiconductor und SMEC erlösten 1,9 bzw. 1,8 Milliarden US-Dollar, und der chinesische Solarmodulhersteller CSI Solar erzielte knapp eine Milliarde US-Dollar. Der größte Börsengang des Quartals fand aber in den USA statt: Die Consumer Health-Sparte des Pharmakonzerns Johnson & Johnson erzielte bei ihrem IPO unter dem Namen Kenvue ein Emissionsvolumen von 4,4 Milliarden US-Dollar.
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SPAC-Boom ist vorüber
Weltweit wurden im ersten Quartal 13 SPACs mit einem Volumen von insgesamt 1,6 Milliarden US-Dollar neu emittiert. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das Emissionsvolumen damit um 52 Prozent geschrumpft, die Zahl der SPAC-Emissionen ging sogar um 64 Prozent zurück.
„Es gibt kaum noch neue SPAC-Emissionen, der Boom ist vorüber“, stellt Uher fest. „Und bestehende SPACs stehen stark unter Druck: Viele sind auf der Suche nach geeigneten Kandidat:innen für Zusammenschlüsse, und die Zeit drängt, um innerhalb der Laufzeit das eingesammelte Kapital sinnvoll zu investieren. SPAC-Investor:innen fordern außerdem oft ihre Einlagen zurück, so dass weniger Geld als geplant für die angestrebte Fusion mit einem operativ tätigen Unternehmen zur Verfügung steht. Zudem drückt die überwiegend schlechte Aktienperformance von SPAC-Zusammenschlüssen auf das Investorensentiment.“