Umfrage

Zehn Prozent der heimischen Firmen sehen sich als Krisengewinner

© Photo by Anastasiia Chepinska on Unsplash
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Österreich wird stufenweise wieder hochgefahren – ist das Schlimmste nun überstanden? Diese Frage stellen sich auch die Unternehmer des Landes, die wegen der Maßnahmen ordentlich Federn lassen mussten. Nun gibt es erste Zahlen dazu, wie Unternehmen in Österreich im Detail betroffen sind. Einer Umfrage des Unternehmensberaters EY zufolge, die am Mittwoch vormittag veröffentlicht wurde, sind drei von fünf Firmen bereits von Umsatzrückgängen betroffen. Umsatzeinbußen gibt es vor allem bei Dienstleistern und im Handel. 54 Prozent der befragten Firmen verzeichnen eine rückläufige Auftragslage.

Einige Krisengewinner

Doch es gibt auch Krisengewinner. Zehn Prozent der befragten Unternehmen berichten von einer Geschäftszunahme, sieben Prozent berichten von Umsatzzuwächsen. Zu den Gewinnern in der Krise zählen der Lebensmittelhandel, der Online-Handel, Finanzdienstleistungsunternehmen (v.a. durch Kreditvergabe), die Transportwirtschaft und all jene Betriebe, die weiter produzieren und absetzen können.

„Der Ausbruch der COVID-19-Krise hat viele Verlierer und einige wenige Gewinner in Österreich hervorgebracht. Ein kleiner Teil der Unternehmen macht mehr Umsatz als je zuvor und wird gestärkt aus dieser Situation hervorgehen, während viele in wirtschaftlichem Treibsand stecken. Lediglich jedes sechste Unternehmen geht derzeit davon aus, angesichts der COVID-19-Krise das Umsatzniveau des Vorjahres halten zu können“, sagt Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich. EY hat 123 Unternehmen in Österreich mit mehr als 50 Mitarbeitern Anfang April zu Auswirkungen, Erkenntnissen und Perspektiven von COVID-19 befragt. Die Ergebnisse sind damit repräsentativ für alle Firmen in Österreich mit mehr als 50 Mitarbeitern.

Teilweise drastische Umsatzeinbußen

Die meisten Unternehmen, sofern sie nicht schon getroffen wurden, rechnen in Österreich mit Umsatzrückgängen (ca. 80 Prozent). Durchschnittlich wird mit einem Umsatzrückgang von 18 Prozent gerechnet, ein Viertel der Unternehmen sagt, dass sie bis zur Hälfte des Umsatzes verlieren werden. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Belegschaft. Fünf Prozent der befragten Führungskräfte hat bereits Mitarbeitern gekündigt, insgesamt ein Fünftel plant, Stellen zu streichen. Da die Studie nur für Unternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern repräsentativ ist, kann sie keine Aussagen über die vielen Kleinst- und Kleinunternehmen treffen. Bei diesen ist zu vermuten, dass vor allem in den Bereichen Gastronomie und Tourismus viele hunderttausende Mitarbeiter gehen lassen mussten.

Um halbwegs unbeschadet aus der Krise herauszukommen, haben derzeit natürlich zwei Dinge für Priorität: Liquiditäts- und Arbeitsplatzsicherung stehen derzeit im Vordergrund. Arbeitsplätze sollen wenn möglich erhalten bleiben, um beim Neustart wieder auf die Mitarbeiter zurückgreifen zu können und Schlüsselkräfte nicht zu verlieren. Deswegen ist die Kurzarbeit auch die meist genutzte Maßnahme aus den Hilfspaketen, die die Regierung eingeführt hat:

  • 69 Prozent der Unternehmen nutzen Kurzarbeit oder wollen die Maßnahme in Anspruch nehmen
  • 35 Prozent nutzen Steuerstundungen
  • 20 Prozent nutzen Haftungsübernahmen bei Krediten
  • 11 Prozent den Härtefallfonds
  • 22 Prozent sagen, dass sie keine staatlichen Hilfspakete in Anspruch nehmen

Die Lehren aus der Krise

Die Corona-Krise wird aller Erwartung nach auch ordentliche Veränderungen bei den Unternehmen zur Folge haben. Diese zeichnen sich bereits jetzt ab. Als wichtigste Lehren aus der Krise bezeichnen die befragten Führungskräfte das Vorantreiben von Digitalisierungsprojekte, die Flexibilisierung der Arbeitsstrukturen in Richtung Teleworking und die Verbesserung der Cyber-Security.

„Erneut in alte Muster zu verfallen ist kontraproduktiv, manche Unternehmen haben zwischenzeitlich neue Work Flows, HomeOffice-Möglichkeiten, Lieferketten oder Vertriebsschienen etabliert, die auch künftig durchaus Vorteile mit sich bringen. COVID-19 hat schon jetzt zu einem starken Digitalisierungsschub geführt. Unternehmen, die auf eine Verknüpfung von analogen und digitalen Kanälen – Stichwort Omnichannel – setzen und damit Kundennähe schaffen, sind bereits jetzt erfolgreicher und besser für Ausnahmensituationen gerüstet“, sagt Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY.

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