„Facebook bringt sicher keinen Dislike-Button, weil das Mobbing Tür und Tor öffnen würde“
Die Meldung, Facebook würde an einem Dislike-Button arbeiten, hat sich diese Woche rasend schnell (natürlich auch in dem Social Network) verbreitet – beruht aber auf einer verkürzten Interpretation dessen, was Mark Zuckerberg bei einer öffentlichen Fragestunde gesagt hat. „Die Leute fragen seit Jahren nach einem Dislike-Button, und heute kann ich verraten, dass wir daran arbeiten und kurz davor sind, eine Testversion davon zu launchen“, sagte der Facebook-CEO. Was dann aber weniger die Runde machte: In einem Nachsatz sagte Zuckerberg, dass man vielmehr daran arbeite, Nutzern die Möglichkeit geben zu wollen, in bestimmten Situationen ihr Mitgefühl auszudrücken. Denn bei Facebook werden sehr viele Beiträge veröffentlicht, die nicht nur Positives zum Inhalt haben – etwa Berichte zur Flüchtlingskrise. Hier sehen User zumeist davon ab, auf „Like“ zu drücken, einfach, weil es unpassend ist.
„Facebook bringt sicher keinen Dislike-Button, weil das Mobbing Tür und Tor öffnen würde“, sagt der Schweizer Facebook-Spezialist Thomas Hutter, der stets in engem Austausch mit Vertretern des Social Networks steht, zu TrendingTopics.at „Eine solche Funktion wird es sicher nicht in dieser Form geben. Wenn, dann wird ein solcher Button in einer abgeschwächten Form kommen.“ Vor allem vor dem Hintergrund des Hassposting-Problems im deutschsprachigen Raum wäre Facebook schlecht beraten, ein Negations-Feature zu bringen.
Neue Ausdrucksmöglichkeiten für Mobile
Außerdem: Eine Firma, die Milliarden US-Dollar damit umsetzt, Werbern ein freundliches Umfeld für Markenbotschaften bieten zu wollen, wird kaum einen Dislike einführen, mit dem User dann Unternehmen einfach kritisieren können.
Hutter hält es für möglich, dass es neue Funktionen geben wird, die ähnlich wie beim Posten von Beiträgen die Angabe von Gefühlen erlauben. Man sollte aber nicht davon ausgehen, dass man etwa wie bei reddit auf „Downvote“ bzw. „Dislike“ klicken können wird. Gerüchte kursieren bereits, dass der Knopf „oh no“ oder „I´m sorry“ heißen könnte, möglich ist auch, dass man eine Auswahl an verschiedenen Emoticons bekommt.
Ein Grund, warum Facebook neue Interaktionsmöglichkeiten einführen will, dürften aber nicht nur die Wünsche der Nutzer sein. Da bereits die Mehrheit der User via Smartphone auf Facebook zugreifen, würden zusätzliche Ein-Klick-Funktionen Sinn machen. Auf Mobile ist es mühsamer für Nutzer, längere Kommentare zu schreiben, ein neuer Button als Alternative zum Like würde die Interaktionsrate im mobilen Bereich steigern.
Den Dislike gibt es schon
Detail am Rande: Den Dislike gibt es bereits, wenn auch nur in der Messenger-App von Facebook. Wer in Einzel- oder Gruppen-Chats den „Daumen runter“ versenden will, installiert sich das Sticker-Set „Gefällt mir“, das Facebook selbst zur Verfügung stellt. Darin findet sich auch das Dislike-Symbol.