Facebook: Messenger bekommt nicht nur Chatbots – es wird auch Werbung in der App geben
„Ich kenne niemanden, der gerne bei einer Firma anruft, und die Leute wollen nicht für jede Firma eine eigene App installieren.“ Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat sich ein paar simple Argumente parat gelegt, um auf der heutigen F8-Konferenz die Werbetrommel für die neuen Chatbots zu rühren, die künftig in der Messaging-App Messenger ihr Werk verrichten sollen. „Bots for Messenger“, das sollen wie erwartet automatisierte Programme von Unternehmen sein, die mit den 900 monatlich aktiven Nutzern der App kommunizieren sollen. Im Vorfeld launchten bereits die konkurrierenden Messaging-Apps Kik, Line und Telegram ähnliche Bot-Stores (TrendingTopics.at berichtete).
„Wir laden immer weniger Apps herunter und wir drehen schon gar nicht Push-Benachrichtigungen für neue Apps auf“, so David Marcus, der Chef der Messaging-Produkte bei Facebook. Messaging-Apps hingegen aber hätten eine große Reichweite – deswegen sei es nur logisch, dass Firmen die potenziellen Kunden künftig über diesen Kanal erreichen werden wollen.
Die F8-Konferenz (der Name kommt von den 8 Stunden langen Hackathons, die Zuckerbergs Unternehmen regelmäßig abhält) wird von Facebook vor allem dazu genutzt, um die tausenden anwesenden Entwickler auf die neuen Dienste seiner Plattformen einzuschwören, an die Drittfirmen mit eigenen Diensten andocken können. 9,5 Mrd. US-Dollar wurden bis dato an Entwickler ausgeschüttet.
Bots for Messenger
„Heute ist vielleicht ein Tag einer neuen Ära“, so Marcus während der Präsentation. Und meint damit: Bots sind möglicherweise die neuen Apps. So gibt es Facebook zufolge eine Menge Anwendungsmöglichkeiten: CNN etwa hat testweise einen Chatbot, der dem Nutzer im Chat auf Wunsch News durchschicken kann, in einem anderen Chat könne man Blumen bei 1-800-Flowers bestellen, und die Modekette Spring würde Nutzern direkt in Messenger passende Schuhe vorschlagen und bestellen lassen. Generell können Bots, Text, Bilder und Call-to-Action-Buttons (z.B. „Bestellen“) versenden. Weitere Launchpartner sind Spotify, JackThreads, Walmart, Lyft oder Uber.
Über eine neue Bots API können Entwickler ab sofort ihre eigenen Chatprogramme an den Messenger andocken. Für komplexere Chatbots bietet Facebook außerdem die Unterstützung des hauseigenen virtuellen Assistenten „M“ über die so genannte „Bot Engine“, der menschliche Sprache (mit Hilfe von Facebook-Mitarbeitern, muss dazugesagt werden) verstehen bzw. erlernen kann. So soll mittelfristig natürlichere Kommunikation mit der Software möglich sein als einfach nur vorgeschriebene Standardbotschaften zu versenden.
Bots wollen beworben werden
Damit die Chatbots, die ab heute entstehen werden, auch bei den Nutzern ankommen, bietet Facebook Entwicklern auch gleich die passenden Marketing-Tools. Zum einen gibt es in der Messenger-App nun eine fixe Suchzeile, über die man auf eine Discovery-Seite kommt, die die besten/neuesten/beliebtesten Bots anzeigt. Außerdm können Plugins in Webseiten, Apps oder E-Mails integriert werden, über die der Nutzer mit einem Klick direkt zum Chatbot kommt.
Facebook wäre aber nicht Facebook, wenn es mit den Bots nicht auch Geld verdienen wollen würde. Demnächst wird in dem Social Network ein neues Werbeformat eingeführt, damit Unternehmen und Entwickler ihre Chatbots promoten können.
Kontrovers sind die Pläne von Facebook, auch „Sponsored Messages“ zu erlauben. Sie sollen dazu dienen, dass Unternehmen Kunden, ohne gefragt zu werden, Werbenachrichten im Messenger zuschicken können. Dass man sich damit den Zorn der Nutzer zuziehen könnte, ist Messenger-Chef Marcus klar. Bei der Präsentation betonte er, dass Nutzer Bots blocken können, um nicht mit unerwünschten Nachrichten zugespamt zu werden.
Unternehmen bekommen außerdem die Möglichkeit, die Telefonnummern in ihren Kundendatenbanken mit jenen den Nutzerdaten des Messengers abzugleichen. So soll man herausfinden können, welche Kunden die App verwenden und ihnen so statt einer SMS gleich eine Nachricht über den Messenger zu schicken.