„Facebook Papers“: Neue Dokumente werfen Schatten über das Social Network
Als vergangene Woche Gerüchte über einen neuen Namen für Facebook in Umlauf gingen, da war den Verantwortlichen bei dem Social Network wohl bereits klar: Da kommt großes Ungemach auf uns zu. Und so kommt es diesen Montag wieder dick für den Internet-Konzern aus Kalifornien, der auch Instagram und WhatsApp sein Eigen nennt. 17 US-Nachrichtendienste und -Medien, darunter Associated Press, Washington Post, Wired, Politico und CNN, haben damit begonnen, Informationen aus den so genannten „Facebook Papers“ zu veröffentlichen.
Dabei handelt es sich um neue interne Dokumente, die zeigen sollen, dass die Facebook-Manager wissentlich zu wenig gegen Hassbotschaften, Fake News und andere schädliche Inhalte auf der Plattform getan haben. Whistleblowerin Frances Haugen hat den Medien Zugriff auf mehr als zehntausend interne Dokumente des Unternehmens gegeben, die ein anderes Bild zeichnen, als Mark Zuckerberg in der Öffentlichkeit darzustellen versuchte.
Nun wird spannend, wie Mark Zuckerberg reagieren wird. Am Donnerstag, dem 28. Oktober ist die Connect Conference angesetzt, auf der Facebook eigentlich neue AR- und VR-Funktionen – und vielleicht einen neuen Namen – präsentieren will. Der Event wird von den „Facebook Papers“ wohl überschattet werden.
Kings of Leon: US-Rockband tokenisiert neuestes Album per NFT
Profit vor Problemlösungen
Facebook hätte dabei versagt, Hate Speech auf seiner Plattform unter Kontrolle zu bringen, und hätte gewusst, dass die Algorithmen des News Feed die Polarisierung von Meinungen verstärkt. Zuckerberg hatte öffentlich behauptet, dass das Social Network 94 Prozent der Hassbotschaften offline nehme. Doch laut Washington Post, die die geleakten Dokumente gesichtet hat, würden tatsächlich nur maximal fünf Prozent gelöscht werden. So hätte es keine Ansätze gegeben, die Inhalte, die schließlich zur Erstürmung des Kapitols in Washington aufriefen, zu blockieren (mehr dazu hier).
Auch sollen für die vielen Probleme rund um verbreiteten Content auf der Plattform – auch rund um die Erstürmung des Kapitols in Washington Anfang des Jahres – schon lange Lösungen gesucht worden sein. Aus den Facebook Papers geht auch hervor, dass Mitarbeiter und Forscher viele Vorschläge (z.B. Engagement depriorisieren, Abhängigkeit von KI verringern) parat gehabt hätten, viele davon aber intern nicht gehört oder umgesetzt worden seien. Insgesamt zeigt sich ein Bild, dass bei Facebook weiterhin Profite vor Problemlösungen Vorrang gehabt hätten. Änderungen an den Funktionen und Algorithmen hätten das Wachstum gebremst, berichtet die Washington Post – und deswegen seien sie nicht oder nur eingeschränkt umgesetzt worden.
Die Vorwürfe rund um die Verbreitung schädlicher Inhalte sind schließlich nicht neu, sondern begleiten die Plattform bereits seit längerem. Doch trotz aller Kritik und Skandale hat das den Umsätzen und Gewinnen keinen Abbruch getan. Zu Spitzenzeiten ist die Börsenbewertung des Unternehmens auf fast 1,1 Billionen Dollar geklettert. Zuletzt ist diese aber in Folge der neuen Vorwürfe und Leaks aber hinunter auf 915 Milliarden Dollar gerasselt.