Facebook will in Australien Nachrichten-Links blockieren
Wer künftig in Australien auf Facebook oder Instagram einen Link einer australischen oder auch internationalen Nachrichtenseite posten will, der könnte in Zukunft eine Fehlermeldung bekommen. Schuld daran sind keine Zensurbestrebungen der Regierung oder fehlerhafte Software, sondern vielmehr ein Streit ums Geld zwischen Facebook und den Betreibern von News-Seiten.
Denn die Australian Competition and Consumer Commission (ACCC) hat einen Gesetzesentwurf eingebracht, der Folgendes vorsieht: Künftig müssen Plattform-Betreiber und Publisher in Verhandlungen darüber eintreten, wie viel (und nicht nur ob überhaupt) Social-Media-Seiten und News-Aggregatoren für das Anzeigen der Inhalte der Publisher bezahlen. Links von News-Seiten werden etwa als Snippets (Bild, Headline, erste Textzeilen) in Facebooks Newsfeed angezeigt – und dafür soll Zuckerbergs Unternehmen künftig löhnen.
Milliarden Klicks und Millionen Dollar
Nicht mit uns, heißt es seitens Facebook. „Der Gesetzesvorschlag ist in seiner Reichweite beispiellos und versucht, jeden Aspekt der Art und Weise zu regeln, wie Technologieunternehmen mit Nachrichtenverlegern Geschäfte machen“, so Will Easton, Managing Director, Facebook Australia & New Zealand. „Am verblüffendsten ist, dass es Facebook zwingen würde, Nachrichtenorganisationen für Inhalte zu bezahlen, die die Verleger freiwillig auf unseren Plattformen platzieren, und zwar zu einem Preis, der den finanziellen Wert, den wir den Verlegern bringen, ignoriert.“
Facebook würde Publishern in Australien in den ersten fünf Monaten des Jahres 2020 2,3 Milliarden Klicks mit einem geschätzten Wert von 200 Mio. Dollar geschickt haben. Das ist natürlich nur die halbe Story: Das Corona-Jahr ist ein Ausreißer und hat für viel mehr Internetnutzung als in durchschnittlichen Jahren gesorgt, und Publisher bezahlen viel Geld für Facebook-Werbung, um den eigenen Links mehr Reichweite im Newsfeed zu geben.
Auch bei Google, dem Besitzer von YouTube, könnte das geplante Gesetz für Änderungen sorgen. Seitens dem Suchmaschinenbetreiber heißt es derzeit, dass das australische Gesetz seine kostenlosen Dienste „gefährden“ würde. Die Geschehnisse erinnern an das Leistungsschutzrecht in Deutschland und Spanien. Schon vor Jahren versuchten Verlage und Gesetzgeber, mit einem Gesetz Google dazu zu zwingen, Geld für das Anzeigen von News-Inhalten an Publisher zu zahlen. In beiden Fällen ist das nach hinten los gegangen.
„Vernachlässigbare Einnahmequelle“
„Nachrichteninhalte stellen nur einen Bruchteil dessen dar, was die Menschen in ihren Nachrichten sehen Feed und stellt für uns eine vernachlässigbare Einnahmequelle dar“, heißt es seitens Facebook. Deswegen wählt das Unternehmen den harten Weg und droht damit, dass künftig einfach gar keine Links von Publishern geteilt werden können.
Dass das aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, wissen auch die Facebook-Verantwortlichen. Das Social Network hat nach wie vor ein massives Problem mit Fake News und politischer Propaganda. Würde man qualitative News-Inhalte blockieren, wären Facebook-Nutzern solchen Inhalten noch viel stärker ausgeliefert. Deswegen verweist Facebook auf seine Partnerschaften mit Publishern im Rahmen von Facebook News. In dem Bereich in der App werden Artikel von Verlagen angezeigt, die auch dafür bezahlt werden (z.B. New York Times, Buzzfeed und Fox News). Verfügbar ist der Dienst aber derzeit nur in den USA und soll bald nach Deutschland kommen.