So funktioniert Österreichs erster Fonds für Social Entrepreneurship
Social Entrepreneurs stellen sich mit ihren Geschäftsmodellen Herausforderungen wie Klimakrise, Bildung oder Armut. Gleichzeitig sind sie aber sehr wohl profitorientiert und stehen damit nicht selten vor einer finanziellen Herausforderung. Spezielle Förderungen adressieren nur gemeinnützige Vereine und nicht selten haben es Social-Impact-Unternehmen auch bei Banken schwieriger. Um zumindest eine kleine Lücke in diesem Bereich zu füllen, startet nun der erste Social Entrepreneurship Fonds (SE-Fonds) Österreichs.
Hinter dem Fonds, der vor rund einem Jahr angekündigt wurde, steckt fair-finance, eine Betriebsvorsorgekasse, die sich günstige Gebühren, eine Mindestzinsgarantie und zertifizierte nachhaltige Vermögensveranlagung auf die Fahnen geschrieben hat. Die Firma von Gründer Markus Zeilinger versteht sich dabei selbst als sozialverantwortliches Unternehmen – der Fonds soll ehrenamtlich verwaltet werden, um die Gebühren niedrig zu halten.
Bis zu 20 Mio. Euro
In den nächsten drei Jahren werden insgesamt mindestens 5 Millionen Euro für Jungunternehmen mit sozialem Impact bereitgestellt. Das Volumen könnte aber laut Zeilinger auf maximal 20 Mio. Euro steigen: „Es sollen nach der Registrierung des Fonds (der fair-finance SEVECA 1 GmbH & Co KG) Co-Investoren angesprochen und gewonnen werden. Wir erwarten ein Fondsvolumen von EUR 10 Mio.“, verrät er auf Nachfrage von Trending Topics.
Einreichungen ab sofort, Tickets bis zu 500.000 Euro
Der SE-Fonds, den fair-finance gemeinsam mit dem Senat der Wirtschaft gestartet hat, ist ab sofort offen für Projekteinreichungen, gab Zeilinger im Rahmen des „Social Entrepreneurship Forums“ in Wien bekannt. Gesucht werden Startups, die „laut Feststellung des Impact-Beirats Social Enterprises sind“ und bereits einen Proof of Concept erbracht haben – es handelt sich also um eine Wachstumsfinanzierung. In dem Beirat, der den Impact-Charakter der Startups bewertet sitzen unter anderem „2 Minuten 2 Millionen“-Investor Martin Rohla, Caritas-Präsident Michael Landau oder Schelhammer-Schattera-Direktor Günter Bergauer.
Mindestens 15 Beteiligungen sollen davon profitieren, wenn das Volumen des Fonds bei 5 Mio. Euro bleibt, erklärt Zeilinger. „Wir wollen zwischen EUR 200.000 und 500.000 je Portfoliounternehmen investieren“. Ab 2020 können Investoren in den Fonds einzahlen – bei einer Laufzeit von 6 bis 8 Jahren wird eine Rendite von 3,5 Prozent in Aussicht gestellt. Zielgruppe sind philanthrope Stiftungen, nachhaltige institutionelle Investoren, Impact Fund of Funds, Entwicklungs- und Förderbanken, sowie ethische Investoren.
Der Fonds wurde ins Leben gerufen, „damit Social Entrepreneurs unabhängig von Fördertöpfen agieren können und so die wirtschaftliche Unabhängigkeit dieser Social Entrepreneurs sicherzustellen“, sagte Senat-der-Wirtschaft-Vorstand Gabriele Stowasser bei der Präsentation. Der Senat der Wirtschaft versteht sich als unabhängiger Think-Tank zu ökosozialen Themen für Unternehmen.
S-GmbH mit steuerlichen Vorteilen gefordert
„Denn statt immer weitere Förderungen zu vergeben, sollte der Staat sich darauf konzentrieren, freies Kapital zu entfesseln und ausländische Investitionen zu fördern, um sich selbst tragende Unternehmen entwickeln zu lassen, die wertvolle Arbeitsplätze schaffen und Steuern zahlen, während Budgetmittel eingespart werden könnten“. Im Zuge der Veranstaltung wurde auch wieder der Ruf nach einer eigenen Rechtsform laut.
Die „S-GmbH“ soll steuerliche Vorteile bringen, wenn ein Unternehmen den sozialen Impact seines Geschäftsmodells klar definieren und dokumentieren kann. „Wenn der Staat seine ureigenen sozialen Aufgaben auf die Zivilgesellschaft überwälzt, bedarf es auch Rahmenbedingungen, die dieser Unternehmensform gerecht werden. Überall auf der Welt findet man eine entsprechende Gesetzgebung zu sozialem Unternehmertum, nur nicht in Österreich“, meint Rechtsanwalt Keyvan Rastegar.