Startup Fairown will Abo statt Besitz für alle Produkte ermöglichen
Egal ob Möbel, Smartphones, Fahrräder, Handtaschen oder Waschmaschinen: Werden Produkte gemietet statt gekauft, landen sie seltener im Müll. Ein Abo-Modell hat nicht nur Vorteile für die Umwelt, sondern bietet auch Komfort für den Mieter – man muss sich nicht um Dinge wie Reparatur und Wartung kümmern. Das estnische Startup Fairown Finance hat eine Lösung entwickelt, die solche Abonnements für praktisch jedes Produkt einfach umsetzbar macht. Mit dieser Idee hat sich das Jungunternehmen nun auch ein Investment gesichert.
Der Frühphaseninvestor der Commerzbank-Gruppe, main incubator, und das in Wien ansässige Startup-Investoren-Netzwerk primeCrowd investieren einen siebenstelligen Betrag in das Startup aus Tallinn. Mit der Plattform des Startups sollen große Marken und Einzelhändler Abonnement-Modelle für ihre Hardware-Produkte „zehn Mal schneller“ als bisher einführen können. Den größten Teil des Investments stemmt das primeCrowd-Netzwerk.
Expansion über die Grenzen Europas
„Fairown bietet Unternehmen eine Finanzierungsplattform für Abonnements und Zahlungsdienste an. Aus tiefer Überzeugung und Leidenschaft helfe ich seit nun mehr als 17 Jahren Unternehmen dabei, den Wechsel von einer linearen hin zu einer Kreislaufwirtschaft vorzunehmen. Diese Investition ebnet Fairown den Weg für eine nachhaltige Zukunft, während wir innerhalb, aber auch die über die Grenzen Europas hinaus expandieren“, erklärte Hendrik Roosna, CEO von Fairown. Gegründet hat er das Unternehmen gemeinsam mit CTO Taivo Türnpu im Jahr 2018. Seither arbeitet man an der Plug&Play-Lösung, die es ihren Unternehmenskunden ermöglichen soll, Produkte im Rahmen eines Abonnements anzubieten.
Nachfrage nach Abo-Modellen wächst „rasant“
Im Laufe der letzten Jahre sei die Nachfrage nach Abonnement-Modellen „rasant“ gewachsen. Verbraucher würden mittlerweile mehr Wert auf Dienstleistungen und schnellen Zugang als auf den „bloßen Besitz“ eines Produkts legen. Diesen Wandel könne man bereits in einigen Branchen verfolgen, Fairown erwähnt hier vor allem die Musik- und Filmindustrie. Mit dem Green Deal unterstütze zudem die Europäische Union diesen Wandel – und das eben auch Bereich von physischen Gütern. Viele Unternehmen müssten im Zuge des Deals von einem linearen zu einem zirkulären Geschäftsmodell übergehen, das Startup will hier helfen.
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Zehnfach schnellere Lösung
Der Clou liege dabei in der Zeitersparnis, heißt es von Fairown. Der Aufbau eigener Abonnement-Modelle nehme bei Originalgeräteherstellern im Durchschnitt 1,5 Jahre für jeden einzelnen Markt in Anspruch. Fairown biete eine zehnfach schnellere Lösung für diese „komplexe und zeitaufwendige Herausforderung“ an, die es Unternehmen letztlich ermöglichen soll, Abonnement-Modelle für ihre Hardware-Produkte innerhalb von fünf Wochen abhängig vom jeweiligen Land zu etablieren. Der erste Schritt zu einem zirkulären Geschäftsmodell bestehe darin, „mehr Kontrolle über Produktlebenszyklen und Sekundärmarktprodukte“ zu erlangen. Das Anbieten von Produkten auf Basis eines Abonnement-Modells sei daher eine grundlegende Voraussetzung für die Kreislaufwirtschaft.
Erste Kunden in Deutschland
Fairown ist derzeit in Nordeuropa und im Baltikum aktiv und bietet seine Dienstleistungen für verschiedene Branchen wie Elektronik, Gartenbau oder Luxusgüter an. Mit der Investition wollen die Investoren das Startup bei der weiteren Produktentwicklung und der internationalen Expansion in große europäische Märkte wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland unterstützen. Mit STIHL habe Fairown bereits einen großen deutschen Hersteller für sich gewinnen können. Entsprechend zufrieden zeigt man sich bei den Geldgebern. „Mit Fairown haben Hendrik und sein Team ein Unternehmen aufgebaut, das wirklich das Potenzial hat, Ressourcenverschwendung massiv entgegenzuwirken, die Produktnutzung zu erhöhen und die Kundenzufriedenheit zu verbessern – und dies mit einem skalierbaren Geschäftsmodell. Fairown schafft eine Win-Win-Win-Situation für Kunden, OEMs und den Planeten“, sagt Moritz Schwarz, Investment Manager bei main incubator.
Und Florian Übelacker, CCO bei primeCROWD, sieht viel Potenzial: „Wir wollen einen professionellen Zugang zu Start-up-Investitionen über die Grenzen hinweg anbieten, indem wir europäische Start-ups mit europäischen Investoren zusammenbringen – Fairown ist das beste Beispiel dafür. Das Team um den Gründer Hendrik hat es geschafft, Technologie und Nachhaltigkeit zu verbinden und damit ein skalierbares Geschäftsmodell aufzubauen, das bereits in fünf Ländern aktiv ist, und das innerhalb von nur zwei Jahren. Mit der Investition unserer erfahrenen und gut vernetzten Investoren sehe ich viel Potential für Fairown, das internationale Wachstum noch weiter voranzutreiben.“ primeCROWD hatte erst im November des Vorjahres in das Zeiterfassungs-Tool timeBro investiert.