Faktencheck E-Mobilität 2022: Bericht räumt mit Vorurteilen zu E-Autos auf
„Wie weit kann ich mit einem Elektrofahrzeug fahren?“, „Ist Elektromobilität volkswirtschaftlich sinnvoll?“, „Ist ein Elektroauto wirklich besser für die Umwelt?“: Der Klima- und Energiefonds hat gemeinsam mit dem Umweltbundesamt und dem VCÖ die wichtigsten Fragen und Aspekte der aktuellen Debatte um die E-Mobilität einem Realitätscheck unterzogen. Mit dem „Faktencheck E-Mobilität 2022“ wurde Ende März daher ein kompakter Überblick zum Thema E-Autos und Co. veröffentlicht.
Mehr Zulassungen von E-Autos in Österreich
Die Anzahl von E-Autos in Österreich hat sich dabei seit 2020 verdoppelt – mehr als 80.000 sind heute auf den Straßen unterwegs. Trotz Rekordzahlen bei der Zulassung sind nach wie vor zahlreiche falsche Behauptungen und offene Fragen im Umlauf. Sparen E-Autos etwa wirklich so viel Emission im Vergleich zu Verbrennern? Oder macht die energieintensive Produktion der Batterien die Einsparungen wieder zunichte?
E-Scooter, E-Bike und Co. können Verkehrsemissionen drastisch senken
„E-Autos produzieren rund 79 Prozent weniger CO2 im gesamten Lebenszyklus“, sagt Ingmar Höbarth, Geschäftsführer Klima- und Energiefonds. Wichtig ist aber, dass es sich dabei um reine Stromer handelt, denn Hybridmodelle haben eine deutlich schlechtere Umweltbilanz. Zudem gilt: Je kleiner und leichter ein E-Auto bzw. dessen Batterie ist, desto mehr Emissionen können bereits bei der Herstellung eingespart werden. „Wir wissen, dass der Trend eher zu schweren und großen E-Autos geht“, ist sich Hörbarth bewusst. „Mit diesem Faktencheck wollen wir versuchen, diesen Trend umzukehren“.
Sind E-Fahrzeuge unsicher?
Doch sind E-Autos nicht gefährlich und ihr Akku in einem Brandfall kaum zu löschen? Laut Studien verhalten sich E-Fahrzeuge im Brandfall ähnlich wie Verbrenner, versichert Holger Heinfellner vom Umweltbundesamt. Die meisten Brände gehen außerdem nicht vom Akku aus und E-Autos würden deutlich seltener brennen als Autos mit einem Verbrennungsmotor. Die mediale Aufmerksamkeit bei solchen Fällen ist allerdings deutlich höher.
E-Autos: 60 Prozent der Österreicher:innen bevorzugen weiterhin Verbrenner vor E-Autos
Bleibt noch das „Problem“ der Reichweite. Laut Heinfellner lautet die Frage heute nicht mehr „Wie weit komme ich?“, sondern „Wie weit muss ich kommen?“. Wie der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) berechnet, werden bei 4 von 10 Pkw-Fahrten in Österreich weniger als 5 Kilometer zurückgelegt. Die durchschnittliche Tageswegelänge liegt bei 35 Kilometer, wobei sie im ländlichen Raum etwas höher ist als im urbanen Raum. Dennoch herrsche hier Potential, auf E-Fahrzeuge umzusteigen.
Kosten von E-Autos weiterhin hoch
Was stimmt, ist, dass die Beschaffungskosten von E-Autos weiterhin hoch sind, doch weiter Kostenreduktionen sind zu erwarten. „Außerdem amortisieren sich die Mehrkosten eines E-Autos nach rund 29 Monaten“, weiß Heinfellner. Dabei seien E-Autos nicht die endgültige Lösung für nachhaltige Mobilität, sondern vielmehr ein Teil von vielen. Zudem muss der Umstieg auf Elektromobilität Hand in Hand mit einem Umstieg auf Erneuerbare Energien stattfinden.
Heinfellner stellt dabei ein Gedankenexperiment auf: Wenn im Jahr 2040 alle Pkw in Österreich elektrifiziert wären, würde das den Strombedarf um 21 Prozent erhöhen. Dass diese Zahlen nicht deutlich höher ausfallen, hängt dabei mit dem höheren Wirkungsgrad und höheren Energieeffizienz von E-Autos zusammen. So ist der durchschnittliche Energieverbrauch eines Elektroautos mit 14 bis 23 Kilowattstunden je 100 Kilometer um 67 Prozent bis 77 Prozent niedriger als jener eines vergleichbaren Fahrzeuges mit Verbrennungsmotor. Ein Ausbau Erneuerbarer Energien, der Netzinfrastruktur und Speichermöglichkeiten sind jedoch Voraussetzungen, damit der Wandel hin zur E-Mobilität gelingen kann.
Auch Lisa Mosshammer vom VCÖ sieht in der Elektromobilität ein Puzzlestein in der Mobilität der Zukunft. Bereits heute erfreuen sich E-Fahrräder großer Beliebtheit, elektrifizierte öffentliche Verkehrsmittel haben schon heute einen großen Anteil an der allgemeinen Mobilität. Sharing-Modelle helfen laut Mosshammer besonders in Städten, vom Auto als Besitz loszukommen. Dennoch ist der Verkehrssektor jener Sektor, in dem die CO2-Emissionen in den letzten Jahren immer weiter gestiegen sind. Laut Berechnungen des Umweltbundesamts sind die rund sieben Millionen benzin- und dieselbetriebenen Fahrzeuge hierzulande für etwa 28 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. E-Pkws sind dabei ein Baustein von vielen, diese Emissionen in den Griff zu kriegen.