Fallende Gewinne der Ölkonzerne steigern Druck auf Energiewende
Die Übergewinne, die der Ukrainekrieg brachte, schwinden. Die beiden größten amerikanischen Ölunternehmen Chevron und Exxon haben am Freitag ihre schwächsten Quartalsgewinne seit mehr als einem Jahr gemeldet, da die finanziellen Gewinne nach dem Rekordniveau unmittelbar nach der russischen Invasion wieder abflachen.
Chevron verzeichnete im zweiten Quartal 2023 einen Gewinn von 6 Milliarden Dollar, verglichen mit 11,6 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Auch Exxon meldete einen Rückgang der Gewinne im zweiten Quartal 2023. Das Unternehmen erzielte einen Gewinn von nur mehr 7,9 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 17,9 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum.
Ein ähnliches Bild bei Shell. Dort ist der Gewinn im Vergleich zum ersten Quartal um fast zwei Drittel auf 3,1 Mrd. US-Dollar (2,8 Mrd. Euro) gefallen, teilte der Konzern am Donnerstag in London mit. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern im Vergleichszeitraum noch 18 Mrd. Dollar verdient. Demnächst werden auch die Ölriesen BP seine Quartalszahlen zeigen.
2x bis 5x: Ölkonzerne vervielfachen im Ukrainekrieg ihre Gewinne
Fallender Ölpreis
Diese Ergebnisse spiegeln den allgemeinen Trend wider, dass die Gewinne der Ölkonzerne nach dem anfänglichen Anstieg infolge des Ukrainekriegs nun wieder abflachen. Die gestiegenen Öl- und Gaspreise haben den Unternehmen in den letzten Monaten hohe Gewinne beschert, doch nun scheint sich die Situation zu normalisieren.
Der Ölpreis (Brent) ist im letzten Jahr um etwa 18 Prozent gefallen, von mehr als 100 Dollar je Barrel auf aktuell etwa 85 Dollar. Man sollte aber nicht notwendigerweise auf weiter sinkende Ölpreise wetten. Denn auf der einen Seite könnte ein Ende der Zinsanhebungen durch die US-Fed einen Konjunkturaufschwung bringen, mit erhöhter Nachfrage. Auf der anderen Seite haben ölreiche Staaten wie Russland und Saudi-Arabien ihre Produktion heruntergefahren. Steigende Nachfrage könnte so auf sinkendes Angebot stoßen.
Ölkonzerne müssen Energiewende mitmachen
Klar ist auch, dass die Ölkonzerne sich bewegen müssen. Laut einem Bericht von BloombergNEF stehen Öl- und Gaskonzerne vor der Herausforderung des ökologischen Wandels, da ihre Gewinne schwinden. Europäische Unternehmen wie Shell, TotalEnergies und Repsol schneiden dabei am besten ab und investieren in erneuerbare Energien, Batteriespeicher, E-Ladestationen, Wasserstoff und Kohlenstoffabscheidung. Auch die Produktion von Bio-Kraftstoffen und die Expansion in die Petrochemie werden als Faktoren für den ökologischen Wandel genannt.
Die nordamerikanischen Unternehmen Suncor und Chevron wurden von den asiatischen Unternehmen ENEOS und PTT aus den Top 10 verdrängt. Die Öl- und Gasindustrie wird in Zukunft verstärkt auf ihren Beitrag zur Energiewende hin untersucht werden.
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