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Fashion: Pilze, Blumen und Algen sollen Mode nachhaltiger machen

Blumen statt Daunen - Alternativen in der Modeindustrie sind vielfältig ©Pexels
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Tierische Produkte wie Pelz und Leder leisten sich kaum noch große Modemarken. Nicht wegen des Preises – sondern des schlechten Rufs, der ihnen darauf folgt, wir berichteten. Trotzdem werden nachhaltige Alternativen oft nur in „Special Collections“ verwendet und haben es noch nicht in die Masse geschafft. Nichtsdestotrotz sind einige der Sonderkollektionen eventuell wegweisend für die Zukunft:

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Schuhe aus Pilzen

Adidas will beispielsweise seine klassischen Stan-Smith-Sneaker mit Mycel-Leder auf Pilzbasis neu gestaltet, zumindest in einer Kollektion. Mylo-Leder als Alternative zur klassischen Tierhaut ist in der Modewelt bereits seit einigen Jahren bekannt. Dabei wird Myzel, ein zusammenhängendes Sporennetz, das normalerweise im Erdboden wächst, im Labor herangezüchtet. Nach zwei Wochen wird der Pilz zum Mylo-Leder verarbeitet. Im Falle von Adidas arbeitet der Sporthersteller mit dem kalifornischen Startup Mylo Unleather zusammen. Ein Releasedatum für ihren gemeinsamen Schuh ist jedoch noch nicht bekannt. Auch die Sportmarke Lululemon verwendet dasselbe Material des kalifornischen Startups für Yogamatten und Accessoires, und Stella McCartney hat daraus Kleidung hergestellt. 

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Emissionsnegative Kleidung

Auch Adidas‘ wahrscheinlicher größter Konkurrent Nike hat den Trend hin zu nachhaltigen Alternativen verstanden. Deshalb ist der Sportklamottenhersteller im August letzten Jahres eine Kooperation mit dem kalifornischen Startup Newlight Technologies eingegangen, so eine Aussendung des Startups. Dieses hat sich auf die Kunststoff-Alternative AirCarbon spezialisiert. Um ihr nachhaltiges Plastik emissionsnegativ produzieren, fangen sie Emission aus beispielsweise landwirtschaftlichen Produktionsstätten ein, so das Startup.  Diese Emissionen wandeln sie dann, laut eigenen Aussagen, mithilfe von natürlich vorkommende Mikroorganismen aus dem Meer in Kunststoff um.

Dieser Kunststoff soll nun zusammen mit dem Partner Nike zum Herstellen von nachhaltigerem Plastik und Leder verwendet werden: „Materialien machen 70 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks von Nike aus, und wir beschleunigen unsere Bemühungen und erkunden neue Möglichkeiten in diesem Bereich, denn im Wettlauf gegen den Klimawandel können wir nicht auf Lösungen warten, sondern müssen gemeinsam daran arbeiten, sie zu schaffen,“ so Noel Kinder, NIKE Chief Sustainability Officer in der Aussendung.

Ähnliche Konzepte gab es bereits auf der Pariser Fashion Week im Frühjahr letzten Jahres. Post Carbon Lab aus London ließ dort seine Models mit CO2-schluckenden Kleidungsstücken über den Laufsteg laufen. Dort Unterschied zu Newlight ist jedoch, dass die Textilien nicht aus umgewandelten CO2 hergestellt wurden, sondern ganz aktiv Emissionen in Sauerstoff umwandeln. Möglich wurde das durch lebendige Algen, die aus den Klamotten gezüchtet wurden, wir berichteten. 

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Vegane Seide

Neben der Reduktion von Plastik und Emissionen ist vegane Mode doch noch immer ganz vorne, bei den nachhaltigen “Sondereditionen” der bekannten Marken. The North Face hat zum Beispiel 2019 eine Jacke in limitierter Auflage aus Spiber hergestellt. Spiber ist das Produkt einer japanischen Firma gleichen Namens, die aus fermentierter pflanzlicher Biomasse eine vegane Seidenvariante herstellt. Seide wird sonst aus den Kokons von Seidenspinnern hergestellt und steht deshalb immer wieder in der Kritik. Neben Seide stellt der japanische Hersteller laut Website auch vegane Alternativen zu Wolle und Kaschmir her – jedoch noch nicht in Massenproduktion. 

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Daunen-Alternativen

Pilze statt Leder, emissionsnegatives Material, Seide, Wolle und Kaschmir aus fermentierter Biomasse, da scheinen die größten ökologischen Probleme der Modeindustrie bereits Lösungsansätze gefunden zu haben. Für Pelz gibt es bereits seit Jahren verschiedene Alternativen. Für mollig warme Winterjacken greifen jedoch auch bekannte Modehersteller immer noch gerne auf Daunen zurück. So hat The North Face zum Beispiel zwar die nachhaltige Kollektion zusammen mit Spiber herausgebracht, verwendet auf der anderen Seite aber immer noch Daunen in einer Vielzahl seiner Jacken. Andere Unternehmen haben da entweder schon auf Polyester-Füllung umgestellt, oder verwenden beispielsweise Flwrdwn. Flwrdwn ist laut Angaben des Herstellers Pangaia ein Daunenfüllmaterial, das aus einer Kombination von Wildblumen, einem Biopolymer und Aerogel besteht. Die Blumen haben dabei laut Pangaia eine daunenähnliche Mikrostruktur, die durch die Kombination mit dem Mais-Biopolymer wärmeisolierend werden. Das biologisch abbaubares Aerogel erhöht laut Hersteller die Haltbarkeit der Blumen. Damit sei laut der Website des Modeherstellers Pangaia, Flwrdwn umweltfreundlicher als die Polyesteralternative: „Wir wollten keine Tierfedern verwenden, weil der Prozess grausam ist und die alternative synthetische Füllung (normalerweise Polyester) aus biologisch nicht abbaubaren und endlichen petrochemischen (fossilen) Ressourcen hergestellt wird – eine nicht nachhaltige Alternative. Also haben wir uns darangemacht, unsere eigene Alternative zu entwickeln.“

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Verfügbarkeit von alternativer Mode

Somit gibt es für so gut wie alle umweltschädlichen Materialien bereits Alternativen. Das Problem bisher ist nur, dass alle vorgestellten Alternativen im Moment noch nicht in Masse hergestellt werden können und dementsprechend auch die Preise relativ hoch sind. Eine Standard-Damen-Winterjacke kostet beispielsweise bei Flwrdwn im Moment noch über 500 Euro. Die emissionsnegativen Schuhe von Nike und Newlight sind noch gar nicht auf dem Markt und die Jacke von The North Face und Spiber kann bisher auch nicht erworben werden, so zumindest die Verkaufsplattform Uncrate in einer Meldung dazu. Und obwohl Adidas seinen Stan Smith “Mylo” bereits Anfang vergangenen Jahres vorgestellt hatte, können auch sie bis heute nicht erworben werden.

Es gibt jedoch Grund zur Annahme, dass sich diese Situation zumindest für eines der Unternehmen bald verbessern könnte. Der Stoffhersteller Spiber hat in Aussendungen verkündet, dass er vergangenen Oktober eine Finanzierung von fast 40 Millionen Euro von dem der Investmentbanking-Zweig des japanischen Finanzdienstleistungsunternehmens Mitsubishi UFJ Securities erhalten hat. Damit will Spiber laut eigenen Angaben die Produktion in den USA erweitern. Außerdem hat das japanische Unternehmen angekündigt, im ersten Quartal dieses Jahres die Produktion in einem Werk in Thailand aufnehmen zu wollen.

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Für die anderen Startups gibt es keine großen Finanzierungen in der letzten Zeit. Doch wie die Beispiele zeigten, steht deren Entwicklung auch noch in den Kinderschuhen. Damit haben sie im Moment vielleicht noch nicht den erhofften Impact, sind aber wegweisend für eine nachhaltigere Modeindustrie. Trotzdem werden auch diese nachhaltigen Alternativen ein bewussteren Umgang von Konsument:innen mit Kleidung und Rohstoffen nicht ersetzen können.

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