Meilenstein

Fermify: Wiener FoodTech-Startup holt sich US-Zertifikat für sein tierfreies Kaseinprotein

Die beiden Fermify Gründer:innen: Christoph Herwig und Eva Sommer. © DANI-ELLA Photography
Die beiden Fermify Gründer:innen: Christoph Herwig und Eva Sommer. © DANI-ELLA
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Die von Fermify durch Präzisionsfermentation entwickelten Milchproteine sind erwachsen geworden. Eva Sommer und Christoph Herwig haben das tierfreie Kasein bei der “U.S. Food and Drug Administration“ (FDA) eingereicht und diese über die GRAS-Einstufung informiert*. Das Zertifikat beweist, dass der Eiweißbestandteil im Kasein “allgemein als sicher anerkannt“ ist. Jetzt sollte dem veganen Käse nichts mehr im Weg stehen, um den US-Markt zu erobern.

Produktentwicklung kann starten: Käse, Cremes und Getränke

Das GRAS-Zertifikat ist laut CEO Eva Sommer eine wichtige Entwicklung für das Startup sowie für den gesamten Sektor der Präzisionsfermentation. GRAS, das für “Generally Recognized As Safe“ steht, sei eine bedeutende Bestätigung für die Qualität und Sicherheit der Fermify-Technologie. Mit dem Erhalt des Siegels wird bestätigt, dass das Kasein des Startups als sicher für den menschlichen Verzehr gilt, wodurch es offiziell in den USA vertreiben werden darf.

Damit gehört das 2021 gegründete Fermify zu den ersten Unternehmen, die gemeinsam mit ihren B2B-Kunden Kaseinprodukte im amerikanischen Markt verkaufen werden. “Wir arbeiten intensiv mit unseren B2B-Kunden an der Produktentwicklung. Wir haben eine lange Warteliste für unser tierfreies Kasein“, so Eva Sommer gegenüber dem Vegconomist.

Veganer Käse im großen Maßstab

Fermify gibt an, im vergangenen Jahr mit Milchproduzenten wie etwa “CREMER“ und “Interfood“ zusammengearbeitet zu haben, um die Funktionalität des Kaseinproteins zu testen. Es wurde laut Sommer für verschiedene Arten von Milchprodukten wie Käse, Cremes, Schäume und Getränke eingesetzt. “Jetzt können unsere Kunden auch sensorische Experimente durchführen“, so die Gründerin.

“Es (Anm.: GRAS) bestätigt auch, dass unser Prozess und unsere Technologie einen Reifegrad erreicht haben, der es uns ermöglicht, tierfreies Kasein in großem Maßstab herzustellen und die günstigen Produktspezifikationen eines Lebensmittels zu erreichen“, ist im LinkedIn-Post des Startups zu lesen.

Bis 2027: Veganes Kasein zum Kuhmilch-Preis

Das Wiener FoodTech-Startup, das erst im vergangenen Jahr 5 Millionen Euro in einer Seed-Runde für seine Fermentationsplattform einsammelte und diese anschließend um weitere 1,5 Millionen Euro erweiterte, sagt der Kuhmilch den Kampf an: Es möchte bis 2027 mit seinem Kasein Preisgleichheit mit Kasein aus Kuhmilch erreichen. In anderen Worten: Niemand soll mehr aus Preisgründen auf veganen Käse mit „echtem Käsegeschmack“ verzichten müssen.

Um den europäischen Markt mit dem veganen Kasein zu erobern, braucht Fermify erst eine Genehmigung für neuartige Lebensmittel in der EU. Dafür sind zwei Hauptbehörden zuständig: die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und die Europäische Kommission. Wann diese Genehmigung erteilt wird, bleibt abzuwarten.

Weniger CO2, Wasser und kein Flächenverbrauch

Fermify setzt auf ein sogenanntes kontinuierliches Präzisionsfermentationsverfahren, wobei die Produktionskosten im Gegensatz zur Batch-Fermentation um 50 Prozent gesenkt werden sollen. Die Technologie soll im Vergleich zur herkömmlichen Käseproduktion den CO2-Ausstoß um 85 Prozent, den Wasserverbrauch um 75 Prozent und den Flächenverbrauch der Nutztiere um 98 Prozent reduzieren. Eva Sommer und ihr Team benötigen demnach keine Kühe zur Produktion ihres Kaseins.

* Korrektur 17. Oktober 2024: Fermify hat die FDA freiwillig über seine GRAS-Schlussfolgerung informiert und erwartet nun auf ein „no questions“-Schreiben zur Bestätigung des Status.

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