Fernride: Deutsche Jungfirma startet Projekt für ferngesteuerte Lkw
Autonome, elektrisch betriebene Lastkraftwagen sind ein sehr begehrtes Konzept für die Zukunft der Logistik. Das hat sich beispielsweise im Dezember gezeigt, als das schwedische Jungunternehmen Einride eine halbe Milliarde Euro eingesammelt hat. Doch auch Deutschland hat eine Jungfirma in diesem Bereich zu bieten: Fernride aus München. Die Jungfirma stattet Lkw mit einer Fernsteuerung aus. Sie hat nun ein neues Investment eingesammelt und startet ein Pilotprojekt für hochautomatisierte und elektrische Containerlogistik im Hafen von Tallinn.
Fernride ermöglicht Fernsteuerung von Lkw
HHLA Next, die Innovationseinheit der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), ist der neue Investor von Fernride. Gemeinsam mit HHLA International startet die Jungfirma nun das Pilotprojekt im HHLA TK Estonia Terminal in Tallinn. Ziel des Vorhabens ist es, Lösungen für die schrittweise Automatisierung von Lkw in der Praxis zu entwickeln. Das soll die Nachhaltigkeit in der Logistik weiter vorantreiben und dem Fahrermangel entgegenwirken.
Das Münchener Startup stattet Lkw und Zugmaschinen mit Sensoren und Kameras aus, so dass diese über das Mobilfunknetz ferngesteuert werden können. An einem Bildschirmarbeitsplatz, der einem Fahrzeug-Cockpit nachempfunden ist, übernehmen Teleoperator:innen die Fernsteuerung der Fahrzeuge. Sie empfangen und senden gezielt Befehle in Echtzeit, indem sie Gaspedal, Bremse, Lenkrad und Joystick bedienen. Durch die Daten aus dem Realbetrieb können die Algorithmen von Fernride weiter trainiert werden, um weitere Autonomiefunktionen auszurollen.
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Automatisierung für Häfen wichtig
„Als HHLA Next investieren wir in digitale und nachhaltige Geschäftsmodelle im Bereich der maritimen Logistik. Wir sehen in Lösungen zum autonomen Fahren auch aufgrund des bestehenden Mangels an Lkw-Fahrer:innen sehr großes Potenzial. Mit Fernride beteiligen wir uns an einem Unternehmen, das bereits eine einsatzfähige Lösung mit einem Partnernetzwerk bei angesehenen Firmen aus Industrie & Logistik mit sehr guten Ergebnissen umgesetzt hat. Zudem unterstreicht das Projekt unseren Fokus auf nachhaltige Logistik“, sagt Simone Lode, Geschäftsführerin HHLA Next.
Fernride setzt bei seinen Lösungen auf eine Kombination aus bereits verfügbarer autonomer Technologie der Fahrzeuge sowie menschlicher Expertise im Fernbetrieb, die unmittelbar im Regelbetrieb einsetzbar sein soll. Speziell für Häfen soll das viele Möglichkeiten bieten. „Die Vorteile der Fernsteuerung können innerhalb von Hafengeländen bereits von einem Teil der Belegschaft aktiv genutzt werden. Mit unserer Lösung können nun auch Lkw-Fahrer:innen davon profitieren. Die HHLA teilt unsere Ambitionen, diese Technologie international zu skalieren – der Hafen in Tallinn bietet ideale Bedingungen, um den Grundstein dafür zu legen“, so Hendrik Kramer, CEO von Fernride.
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Pilotprojekt soll Technologie testen
Anfang 2023 soll das Pilotprojekt in Tallinn beginnen. Ziel dabei ist es, die Betriebszuverlässigkeit der Technologie im Bereich des automatisierten Container Handlings zu beurteilen und die Technologie auf zukünftige Geschäftsmöglichkeiten hin zu validieren. „Die Partnerschaft mit Fernride wird uns helfen, gemeinsam neue Möglichkeiten zu erproben sowie die Arbeitsabläufe an unseren internationalen Terminals zukunftsorientiert und nachhaltig zu gestalten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und darauf, dass dieses Projekt der Beginn einer langen Partnerschaft ist“, erklärt Philip Sweens, Geschäftsführer HHLA International.