Fifteen Seconds Festival in Graz abgesagt, Veranstalterfirma pleite
Am 6. Juni hätte es starten sollen, nun aber wird es abgesagt: Das Fifteen Seconds Festival in Graz wird 2024 und wohl auch nicht in den Folgejahren stattfinden. Der Veranstalter, die Fifteen Seconds Events GmbH, wird eigenen Angaben zufolge außerdem in den nächsten Tagen einen Insolvenzantrag stellen. Das Unternehmen wies für das Geschäftsjahr bis zum 30.06.2023 einen Bilanzverlust von 851.736 Euro (inkl. Verlustvortrag) aus.
Wer schon Tickets gekauft hat, muss nun um das Geld bangen. „Aufgrund dessen und der damit verbundenen bevorstehenden Fremdverwaltung des Unternehmens liegt die weitere Vorgehensweise auch im Bezug auf den Umgang mit Rückerstattungen ab sofort außerhalb unseres Handlungsspielraums“, heißt es aus dem Unternehmen. Partner und Lieferanten würden im Rahmen des Insolvenzverfahrens kontaktiert werden.
Die Veranstaltung hätte am 6. und 7. Juni über die Bühne gehen sollen, und zwar unter dem Motto „Sustainable Europe“. Man wollte Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt rücken und Themen wie „Green Transition“, „Circular Economy“ oder „Resilient Communities“ eine Bühne geben – daraus wird nun nichts. Damit verliert Österreich nach dem Ende des Pioneers Festivals vor mehreren Jahren einen weiteren Groß-Event, der sich an eine Digital-affine Innovations-Community richtete.
Sponsoren sagten ab
Als Hauptgrund für die Absage und die Pleite werden „zahlreiche kurzfristige Absagen von teilweise langjährigen Sponsoren“ angegeben. „Nach vielen Wochen, in denen wir als Team alles gegeben haben, um die durch Sponsorenabsagen entstandene Finanzierungslücke zu schließen, müssen wir diese Versuche heute beenden. Die Absage der Veranstaltung, die über 90 % unseres Jahresumsatzes ausmacht, zwingt uns leider dazu, einen Insolvenzantrag für die Fifteen Seconds Events GmbH zu stellen“, heißt es auf der Webseite. Die Jahre seit dem Beginn der COVID-Pandemie seien wirtschaftlich herausfordernd gewesen.
Hier die Originalnachricht an die Besucher:innen:
Liebe Fifteen Seconds Community,
aufgrund zahlreicher kurzfristiger Absagen von teilweise langjährigen Sponsoren, die uns in den letzten Wochen erreicht haben, sehen wir uns heute gezwungen, die wohl schwierigste Entscheidung in unserer 10-jährigen Geschichte zu treffen: Wir müssen das Fifteen Seconds Festival 2024 absagen.
Nach vielen Wochen, in denen wir als Team alles gegeben haben, um die durch Sponsorenabsagen entstandene Finanzierungslücke zu schließen, müssen wir diese Versuche heute beenden. Die Absage der Veranstaltung, die über 90 % unseres Jahresumsatzes ausmacht, zwingt uns leider dazu, einen Insolvenzantrag für die Fifteen Seconds Events GmbH zu stellen.
Die letzten vier Jahre, seit Beginn der Pandemie, waren wirtschaftlich so herausfordernd für uns, dass wir nicht über die finanzielle Stärke in Form von Rücklagen verfügen, um einen solchen Verlust zu verkraften. Auch sind in Anbetracht der kurzen Zeit alle Versuche, externe Geldgeber zur Rettung des Festivals für uns zu gewinnen, gescheitert.
Wir müssen uns an dieser Stelle unser Scheitern eingestehen und möchten uns gleichzeitig bei allen Ticketkäufer:innen, Sponsor:innen, Lieferant:innen, Kooperationspartner:innen und Volunteers von ganzem Herzen entschuldigen.
Wir werden in den kommenden Wochen unser Möglichstes tun, den Schaden zu begrenzen und mit allen Stakeholdern transparent und unmittelbar kommunizieren.
Im Folgenden haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten gesammelt und werden diese bei Bedarf laufend ergänzen. Für weitere Fragen werden wir alle E-Mails an hello@fifteenseconds.com so schnell wie möglich beantworten.
Das Fifteen Seconds Team
Unternehmen wollte Kostensenkungsprogramm ab Juli 2024
Das Unternehmen hinter der Veranstaltung, die Fifteen Seconds Events GmbH, ist eine 100-Prozent-Tochter der Fifteen Seconds United GmbH. Diese wiederum gehört mehrheitlich der tenbynd GmbH, und die wiederum gehört zu 97 Prozent den Gründern des Festivals, Thiemo Gillissen und Stefan Stücklschweiger. Stücklschweiger ist ÖVP-Gemeinderat in der von einer Koalition aus KPÖ, Grüne und SPÖ regierten steirischen Landeshauptstadt. Dem Vernehmen nach soll die Stadtregierung die Förderungen unter anderem für das Festival stark zurückgefahren haben. Von 2020 bis 2022 erhielt die Firma auch COVID-Wirtschaftshilfen von mehr als einer Million Euro.
Dass es Geldprobleme gibt, ist schon seit längerem klar. „Auf Basis der erstellten Planungsrechnung bis Juni 2026 und der Strategie der Geschäftsführung, nämlich das Verfolgen eines Kostensenkungsprogramms ab Juli 2024, gesteigerter Vertriebsaktivitäten sowie die Erschließung von neuen Geschäftsfeldern ist ebenso aus derzeitiger Sicht erkennbar, dass in Zukunft mit überwiegender Wahrscheinlichkeit positive Ergebnisse erzielt werden können und eine positive Entwicklung des Unternehmens und dessen Ertragslage erwartbar ist. Somit liegt zum Zeitpunkt der Erstellung des Jahresabschlusses zwar eine buchmäßige, aber keine Überschuldung im Sinne des § 67 Abs. 3 IO vor“, hieß es Mitte April 2024, als der Jahresabschluss für Mitte 2022 bis Mitte 2023 eingereicht wurde.
Neben dem Festival wurde unter anderem versucht, eine Workshop-Reihe für Persönlichkeitsentwicklung und Teambuilding-Formate für Unternehmen aufzubauen. Mit „Path“ soll auch eine Micro-Learning-Plattform im Sommer 2024 starten. Ob diese neuen Geschäftsfelder fortgesetzt werden, ist noch unklar.